<65>Weideland und am nötigen Dünger für den Ackerbau. Der Fehler lag mehr an der Örtlichkeit als am mangelnden Fleiß der Eigentümer. Obwohl der Mensch die Natur nicht verändern kann, wollte man doch ein paar Versuche machen, um erfahrungs-mäßig festzustellen, was ausführbar war und was nicht. Zu dem Zweck stellte man einen englischen Pächter an, der auf einer der Krondomänen eine Probe machte. Nach seiner Methode wurden sandige Felder mit Steckrüben, auf englisch turnips, bepflanzt. Man ließ sie verfaulen und säte dann Klee und Grasarten darauf, die das Feld künstlich zur Wiese machten. Auf diese Weise wurde der Viehbestand auf jedem Gute um ein Drittel gehoben. Nachdem die Probe so gut gelungen war, wurde diese vorteilhafte Wirtschaft in allen Provinzen eingeführt.
Wie schon gesagt, hatten der Krieg und die häufigen feindlichen Einfälle eine verderbliche Anarchie in den alten Provinzen gezeitigt. Sie erstreckte sich auf alles, nicht bloß auf Landwirtschaft und Finanzen, sondern auch auf die Wälder, die von den Oberforstmeistern willkürlich abgeholzt waren, da niemand ein Auge auf sie gehabt hatte. Während jenes erbitterten Krieges, der nicht immer Erfolge bringen konnte, hielten diese elenden Forstbeamten und einige Fittanzräte, die an ihrer RäuberWirtschaft teilnahmen, den Staat für rettungslos verloren. Sie glaubten, er werde binnen kurzem den Feinden zur Beute fallen, und sie könnten in einer so verzweifelten Lage nichts Besseres tun, als alles irgend schlagreife Holz zu ihrem Vorteil zu verkaufen; denn niemand würde sie wegen ihrer Unterschleife zur Rechenschaft ziehen. Infolge dieser ebenso falschen wie gemeinen Denkart hatten sie die Wälder derart abgeholzt, daß statt der dichten Forsten, die früher dort standen, kaum noch einzelne Bäume zu sehen waren. Die Schuldigen wurden weggejagt und verdientermaßen bestraft. Neue Bestimmungen mußten erlassen werden, sowohl für die Aufforstung wie für das Schlagen der Bäume, je nach ihrer verschiedenen Art und Beschaffenheit. Es galt, Regeln aufzustellen, die niemand überschreiten durfte, vor allem aber auch dafür zu sorgen, daß stets genug Vorrat an Bau- wie Brennholz da war, ein Punkt, der in keinem nordischen Lande übersehen werden darf. Vor dem Kriege hatte die Krone aus dem Holzverkauf in der Mark und Pommern eine jährliche Einnahme gehabt, die oft 150 000 Taler überstieg. Man mußte auf Mittel sinnen, diesen Ausfall zu decken. Zu dem Zweck wurde ein Durchgangszoll für ausländisches Holz eingeführt, das auf der Elbe und Oder geflößt wurde. Dadurch konnte man das sächsische, böhmische und polnische Holz billig kaufen und es mit Vorteil an die Völker weiter verkaufen, die Handelsflotten oder Kriegsschiffe zu bauen haben. Durch dies Mittel schonte man die Wälder, denen man Zeit zum Wachsen geben mußte, und ersetzte den Ausfall aus den Einkünften auf bleibende Art.
Die Regierung darf sich nicht auf einen einzigen Gegenstand beschränken. Der Vorteil darf nicht der einzige Beweggrund ihres Handelns sein. Das Gemeinwohl, das so viele Zweige umfaßt, bietet ihr eine Fülle von Aufgaben, denen sie sich zu widmen hat.