<76> von denen weiter oben die Rede war1, wurden diese Magazine angegriffen, aber seit 1775 wieder auf den ursprünglichen Bestand gebracht.
Allein die Waffenmagazine des Generals Wartenberg und die großen VorratsMagazine mit Korn reichten noch nicht hin, damit die Armee, sobald es nötig wurde, ins Feld rücken konnte. Eine der schwierigsten Fragen war, wie man so viele Pferde finden und zusammenbringen sollte, als zum Betrieb einer so großen Heeresmaschine nötig sind. Schott der ungeheure Artilleriepark, der Mode geworden war, erforderte eine Unmenge von Zugtieren; außerdem waren Pferde für die Zelte, das Offiziersgepäck und die Lebensmittel nötig. Man machte einen Überschlag, wieviel man brauchen würde, und es ergab sich die Zahl von 60 000 Pferden. Da aber das Land sie alle unmöglich allein aufbringen kennte, so verteilte man 30 000 auf die Provinzen und schloß des weiteren Verträge mit Unternehmern ab, die sich verpflichteten, gegen eine feste Summe aufBestellung binnen drei Wochen die anderen 30 000 Pferde zu liefern.
Nach dem Frieden war die Armee auf den Fuß von 151 000 Mann gesetzt worden. Angesichts der polnischen Wirren, die einen neuen Krieg befürchten ließen, hielt der König es im Jahre 1768 für geraten, die Kompagnien bei 12 Infanterieregimentern um je 40 Mann zu vermehren2. Zu ihrer Unterbringung mußten Kasernen erbaut werden, was 360 000 Taler kostete. Die Husarenregimenter und Bosniaken, die nur 1 100 Mann stark waren, wurden auf 1400 gebracht. Ein Bataillon von 1000 Mann, das Rossières3 zum Chefbekam, wurde neu ausgehoben und in die Festung Silberberg gelegt. Durch diese verschiedenen Vermehrungen erhielt die Armee einen Friedensfuß von 161 000 Mann.
Diese Anstrengungen waren nötig: bei der Unsicherheit der Lage mußte man auf alles gefaßt sein. Besonders im Lauft des Jahres 1771, während die Unterhandlungen am lebhaftesten waren4, ließ sich unmöglich erraten, welche Partei der Wiener Hof ergreifen würde, die der Pforte oder Rußlands. Da jedoch das Haus Österreich allem Anschein nach mehr zu den Türken als zu den Verbündeten des Königs hinüberneigte, so beschloß er, die ganze Kavallerie mit Remonten zu versehen und die Pferde für die Augmentationen zugleich anzuschaffen. Das waren 8 000 Pferde, die auf einmal gekauft wurden. Die Tatsache wurde bald in ganz Europa ruchbar, und der Wiener Hof begriff, daß der König entschlossen war, seiner Bundesgenossin, der russischen Zarin, mit aller Kraft beizustehen. Nun hielt man es in Wien für besser, die polnische Beute mit den beiden Mächten, die den Vorschlag dazu gemacht hatten, zu teilen, als sich in einen neuen Krieg zu stürzen, in dem man mehr aufs Spiel setzte, als zu gewinnen war.
Durch das Einvernehmen der drei Höfe kam es zur Teilung Polens, wie wir es in dem Kapitel über die Politik geschildert haben. Da das vorliegende Kapitel aber
1 Vgl. S. 63.
2 Vgl. Bd. VI, S. 233.
3 Oberst Franz Ludwig von Rossières, Kommandant von Silberberg.
4 Vgl. S. 29 f.