<85> seinen eigenen Herrscher erniedrigt und entwürdigt, kannte fortan keinen anderen als dessen Willen.

Doch alle diese Rechtswidrigkeiten schienen noch nicht hinreichend: Lord Bute plante einen noch keckeren und entscheidenderen Schlag, um das despotische Regiment, auf das er hinauswollte, desto rascher aufzurichten. Er bewog den König, den amerikanischen Kolonien willkürliche Steuern aufzuerlegen1, teils um seine Einkünfte zu erhöhen, teils um ein Beispiel zu geben, das mit der Zeit in Großbritannien Nachahmung finden konnte. Doch wir werden ja sehen, daß dieser Akt des Despotismus nicht die erwarteten Folgen zeitigte.

Die Amerikaner, die Bute keiner Bestechungsversuche gewürdigt hatte, lehnten sich offen gegen die Steuern auf, die gegen Recht und Brauch und namentlich gegen die seit ihrer Gründung bestehenden Freiheiten verstießen. Eine weise Regierung hätte die Unruhen im Keime erstickt, allein das Londoner Ministerium verfuhr nach ganz anderen Grundsätzen. Es kam zu neuen Händeln wegen einiger Kaufleute, die das Monopol auf gewisse ostindische Waren hatten; die Kolonien sollten gezwungen werden, diese zu kaufen2. Die Härte und Gewaltsamkeit des Verfahrens brachte den Aufruhr zum Ausbruch. Auf einem Kongreß in Philadelphia warfen die Amerikaner das ihnen unerträglich gewordene englische Joch ab und erklärten sich für frei und unabhängig (4. Juli 1776). Dadurch wurde Großbritannien in einen höchst kostspieligen Krieg mit seinen eigenen Kolonien verwickelt. Hatte Lord Bute diese Sache aber ungeschickt angefangen, so führte er sie noch ungeschickter fort, als der Krieg ausbrach. Er hielt 7 000 Mann regulärer Truppen tatsächlich für hinreichend, um Amerika zu unterwerfen, und da er in seinen Berechnungen kein Newton war, irrte er sich jedesmal. General Washington, oder wie man ihn in London nannte, das Haupt der Rebellen, trug schon bei den ersten Feindseligkeiten Erfolge über die bei Boston versammelten Royalisten davon. König Georg war auf Siege gefaßt; die Nachricht von dieser Niederlage überraschte ihn, und die Regierung sah sich genötigt, ihre Maßnahmen zu ändern.

Es lag auf der Hand, daß die in Amerika vorhandenen Truppen zum Erreichen des vorgesteckten Zieles nicht genügten. Es galt also, eine Armee aufzustellen, trotzdem man sich der Schwierigkeit bewußt war, so viele Leute aufzutreiben und zusammenzubringen. Die Engländer haben es jederzeit an Gewandtheit und Schmiegsamkeit in ihren Unternehmungen fehlen lassen. Nur auf ihren eigenen Vorteil erpicht, verstehen sie es nicht, die anderen bei dem ihren zu fassen. Mit ihren Guineen


1 Zuerst war den Amerikanern 1765 eine Stempelsteuer aufgelegt worden; sie wurde 1766 zurückgenommen. Dann wurde Amerika 1767 mit indirekten Steuern auf Tee, Papier usw. belegt, die 1770 mit Ausnahme des Teezolls wiederaufgehoben wurden.

2 Die ostindische Kompagnie hatte die Erlaubnis, überall ihren Tee frei einzuführen; nur die Kolonien sollten einen Zoll erlegen. So kam es am l8. Dezember 1773 wegen des Teezolls zu Akten offener Gewalt; die Einwohner von Boston versenkten eine Schiffsladung Tee ins Meer.