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Der Bayrische Erbfolgekrieg

Die Teilung Polens zwischen Rußland, Österreich und Preußen, deren Umstände wir dargestellt haben, schien nach unserer Meinung das letzte bemerkenswerte Ereignis der Regierung des Königs gewesen zu sein. Allein das Schicksal, das der menschlichen Voraussicht spottet, hatte es anders beschlossen. Der plötzliche Tod eines Fürsten, der weder bald zu erwarten noch wahrscheinlich war, siörte unvermittelt die Ruhe Europas. Der Kurfürst von Bayern erkrankt an den Blattern, und sein Tod1 überrascht alle, denen an seiner Wiederherstellung lag, in dem Augenblick, da die Nachricht von seiner Genesung sie mit neuer Hoffnung erfüllte.

Seitdem wurde der Krieg fast unvermeidlich; denn wie man wußte, hatte der schrankenlose Ehrgeiz des Wiener Hofes und der junge Kaiser Joseph II. in seiner Begehrlichkeit es darauf abgesehen, Bayern beim Tode des Kurfürsten an sich zu reißen. Der Plan stammte von Kaiser Franz, der, um ihm einen Schein von Recht zu geben, seinen Sohn mit der Schwester des bayrischen Kurfürsten verheiratet hatte2, damit er Anspruch auf dessen Allodialerbe erwürbe. Da aber die bayrische Prinzessin ohne Nachkommen gestorben war, wurde dieser Vorwand hinfällig. Dem Kaiserhofe


1 Kurfürst Maximilian Joseph starb am 30. Dezember 1777. -

2 Prinzessin Josepha Maria Antonia, 1765 mit Joseph II. vermählt, war bereits 1767 gestorben.