<127>

Grundsätze der Lagerkunst und der Taktik (1770)

Vorwort

dem letzten Kriege1 habe ich meinen Generalen eine Instruktion2 gegeben, die mir damals hinreichend erschien. Da der Feind aber eingesehen hat, welchen Schaden wir ihm in den ersten Kriegen3 zugefügt haben, so hat er seitdem seine Lagerkunst Taktik und Artillerie vervollkommnet4. Durch diese Fortschritte ist das Kriegführen komplizierter, schwieriger und gefährlicher geworden; denn nun haben wir nicht bloß mit Menschen zu kämpfen, sondern auch mit festen Stellungen und starker Artillerie, und die Vorsicht zu üben, die uns die Taktik lehrt. Schon das allein soll uns zum Studium dieser Teile der Kriegskunst veranlassen, damit wir unsern alten Ruhm wahren und neuen hinzufügen.

Das Studium des Geländes, seiner Vorteile und Mängel und seine Benutzung ist für einen General von größter Bedeutung; denn alle seine Kriegsoperationen drehen sich um Stellungen, die er vorteilhaft besetzen oder mit möglichst geringen Verlusten angreifen muß, oder um Gegenden, in denen er als Führer der Vorhut oder Nachhut zu kämpfen hat. In jedem Falle muß er sich auf die Kunst verstehen, die Truppen dem Gelände entsprechend zu gebrauchen, und die Regeln beherrschen, die uns die Erfahrung gelehrt hat.

Wer sich einbildet, ein General brauche nur Mut zu haben, der irrt sich sehr. Mut ist zwar eine wesentliche Eigenschaft für ihn, aber es müssen auch noch viele Kenntnisse


1 Dem Siebenjährigen Kriege.

2 Die „Generalprinzipien des Krieges“.

3 Den Schlesischen kriegen.

4 Vgl. S. 118 ff.