<134> Ihr die Granaten hinunterrollen, wo der Angriff stattfindet, und Eure Infanterie in den Talgrund feuern. Alles zusammen wird beim Feinde die Unordnung und den Schrecken vermehren, die bei nächtlichen Unternehmungen stets unvermeidlich sind. Da man im Kriege die Vorsicht nie zu weit treiben kann, so wäre es gut, für jede Eurer Wachen ein Blockhaus oder eine verpalisadierte Schanze anzulegen, was alle feindlichen Unternehmungen vollends vereiteln wird.
4. Kapitel Lager in der Ebene und in durchschnittenem Gelände
Bei der Wahl Eures Lagers müßt Ihr zuerst darauf sehen, ein beherrschendes oder wenigstens nicht beherrschtes Gelände zu besetzen. Danach habt Ihr an die Anlehnung Eurer Flügel zu denken, sei es durch einen Wald, Morast, Bach, Fluß, Abgrund oder eine Anhöhe.
Habt Ihr einen Wald in der Flanke, so laßt Ihr darin einen starten Verhau anlegen, aber nicht aus planlos durcheinandergeworfenen Bäumen, sondern die Stämme müssen aufgeschichtet werden, derart, daß der Schaft Euch zugekehrt ist, der abgestutzte Wipfel aber dem Feinde entgegenstarrt. Vor diesem kunstgerechten Verhau laßt Ihr bis auf 500 Schritt Entfernung alle Bäume fällen, damit vor Eurer Flanke alles licht ist und der Feind sich nicht in dem Gehölz verstecken kann, um Euch auf 200 bis 300 Schritt mit Infanteriefeuer zu beschießen.
Befindet sich in Eurer Flanke ein Morast, so laßt ihn genau untersuchen, ob er auch wirklich unpassierbar ist. Dann könnt Ihr Euch daran anlehnen. Traut aber nie dem bloßen Augenschein.
Lehnt sich Eure Flanke an eine Anhöhe, so befestigt sie mit einigen durch eine Wallinie verbundene Schanzen, die aber sorgfältig angelegt und mit breitem und tiefem Graben versehen sein müssen. Legt darin starte Batterien an, die stets Flankenfeuer abgeben können. Erlaubt es das Gelände, so verstärkt die Stellung durch eine dahinter angelegte Redoute, die sie unterstützen kann, falls der Feind sie durchbricht. Die Redoute ist dann wie ein Ravelin, das den gedeckten Weg verteidigt.
Habt Ihr vor der Front ein Dorf, dessen Besetzung bei der Art Eurer Stellung erforderlich ist, so laßt die Front des Dorfes in einigem Abstand von den Häusern verschanzen. Habt Ihr aber keinen triftigen Grund zu seiner Besetzung, so legt nur ein paar Freibataillone hinein, um das Lager gegen Überfälle zu sichern. Dann muß der Feind sie vertreiben und somit schießen, und das ist für Euch sehr vorteilhaft; denn jede Infanterie, die schon geschossen hat, kann sich mit einer noch ganz frischen beim Angriff nicht messen.