<190> überfallen, so muß es zweifellos bei Nacht geschehen. Dabei ist folgendes zu beachten:
Nicht in zu viel Kolonnen marschieren, da sonst Verwirrung entstünde. Vor jeder Kolonne nur etwa 20 Husaren herreiten lassen, lediglich zum Aufklären. Unterwegs das tiefste Schweigen wahren. Sobald man auf die vorgeschobenen leichten Truppen stößt, alles überrennen, sogar schneller als gewöhnlich marschieren, um rasch auf das Gros zu stoßen, das man vernichten will. In solchen Momenten muß man lediglich der Kühnheit folgen, denn der Erfolg hängt von der Schnelligkeit der Ausführung ab, und die Aufgabe muß vollbracht sein, bevor die feindliche Armee dem Detachement zu Hilfe kommen kann. Mißlingt der Streich, so müßt Ihr Euch sofort nach einem Gehölz oder einem schwierigen Gelände zurückziehen, in dessen Schutz Ihr das Gros Eurer Armee wieder erreichen könnt. Bei solchen Überfällen muß man alles auf der Stelle vernichten, sich aber vor einer Verfolgung hüten; denn das geschlagene Korps darf Hilfe von der Hauptarmee erwarten, und man könnte durch allzu hitziges Nachsetzen alles verlieren, was man durch den Überfall auf das Detachement gewonnen hat.
8. Märsche in bergigem Lande
In bergreichen Gegenden findet man wenig Straßen. Man ist glücklich, wenn man für jeden Marsch drei findet, davon zwei für die Kolonnen und eine für die Bagage. Sind nur zwei Straßen vorhanden, so wird die Bagage geteilt und folgt beiden Ko-lonnen, von einer starken Arrieregarde gedeckt. Angenommen also, es gäbe nur zwei Straßen, so muß jeder Kolonne eine Avantgarde vorausgehen, die größtenteUs aus Infanterie und ein paar hundert Husaren zur Aufklärung besieht. Ist man nur zwei Tagemärsche vom Feinde entfernt, so muß der Marsch ohne jede Nachlässigkeit und stets nach den Regeln stattfinden: d. h. die Avantgarde muß, sobald sie auf Defileen stößt, die Anhöhen zu beiden Seiten besetzen, bis die Armee heran ist, dann wieder vorausmarschieren und durch wiederholte Aufstellung nacheinander alle Defileen decken, die sich unterwegs finden, oder die Höhen besetzen, von denen aus der Feind den Marsch stören könnte, wenn er sich ihrer zuerst bemächtigte. Infanteriepatrouillen müssen die Infanterie begleiten, und kleine Trupps sind stets auf den Rücken der Anhöhen vorzuschieben. Durch solche Vorsichtsmaßregeln sichert man den Marsch. Läßt man darin nicht nach, so wird es dem Feind unmöglich, das geringste zu unternehmen. Avant- und Arrieregarde müssen womöglich jeden Tag wechseln, um die Truppen nicht zu übermüden. Ebenso muß man in Wälder, die in der Nähe der Kolonnenwege liegen, im voraus Infanterie stellen, um dem Feinde zuvorzukommen, und alle vorteilhaften Orte, von denen aus er den Marsch der Truppen belästigen könnte, vor ihm besetzen. Ist der Feind weiter entfernt, so