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Um indes Fehler zu vermeiden, die ich aus Unkenntnis des Landes vielleicht begangen habe, will ich Euch noch einen Feldzugsplan für ein Gelände entwerfen, das mir weit besser bekannt ist. Angenommen, es käme zum Krieg zwischen Preußen und Österreich. Bekanntlich kann das Haus Österreich 180 000 Mann ins Feld stellen. Nehmen wir ferner an, daß es keine Verbündeten, keine fremde Hilfe hätte. Preußen kann 180 000 Mann ins Feld stellen. Rußland muß 30 000 Mann Hilfstruppen hinzufügen1. Die Garnisonregimenter reichen aus, um die am meisten bedrohten Festungen gut zu besetzen. Diese Aufstellung zeigt, daß Preußen seinem Feinde um 30 000 Mann überlegen ist.

Nun entsteht die Frage: welches wird das Ziel des Krieges sein? Und da es gilt, das Haus Österreich zu schwächen, welche Provinz ließe sich am vorteilhaftesten von der Donaumonarchie abtrennen? Es springt in die Augen, daß dies nicht Mähren fein kann. Mähren liegt eingekeilt zwischen dem Fürstentum Teschen, Ungarn, Österreich und Böhmen, wäre also auf die Dauer nicht zu halten. Anders sieht es mit Böhmen. Es ließe sich, von Österreich getrennt, durch Errichtung einiger Forts in den Bergen, die nach Österreich und der bayrischen Grenze abfallen, gegen das Eindringen von dorther wirksam verteidigen.

Meine Kenntnis von Böhmen sagt mir aber, daß man es nie erobern wird, wenn man es zum Kriegsschauplatz macht2. Und zwar aus folgendem Grunde. Böhmen ist von einer Bergkette umschlossen, die man notwendig überschreiten muß, wenn man dort eindringen will. Es hängt somit nur vom Feinde ab, die Pässe, durch die Ihr gekommen seid, durch starke Detachements schließen zu lassen, um Euch von Euren Lebensmitteln und rückwärtigen Verbindungen abzuschneiden. Nimmt man aber auch an, daß der Feind auf diesen Plan nicht verfällt, so begebt Ihr Euch doch in ein von Bergen und Defileen gespicktes Land, wo der Feind Euch von Meile zu Meile den Weg verlegen kann und es beinahe unmöglich ist, entscheidende Schlachten zu schlagen; denn die Besiegten sind durch Berge und Wälder gedeckt. Ich nehme selbst an, daß Ihr Euch dank einer Reihe von Erfolgen zum Herrn von Prag macht. Dann bleibt Euch nur die leidige Wahl, Euch entweder durch die starke Besatzung zu schwächen, die Ihr nach Prag legen müßt, um Eure Lebensmittel zu decken, oder, wenn Ihr nur wenige Truppen dort laßt. Eure Magazine dem ersten besten Handstreich preiszugeben, den der Feind machen wird, um die Hauptstadt zu überrumpeln.

Man muß also zu andren Mitteln greifen, um die Eroberung Böhmens herbeizuführen. Das sicherste, wiewohl schwierig auszuführen, ist, den Krieg an die Donau zu tragen. Dadurch zwingt Ihr den Wiener Hof, seine Hauptkräfte aus Böhmen zurückzuziehen, und die Armee, die dort eindringen soll, hat dann die Möglichkeit, ihren Plan auszuführen.


1 Auf Grund des 1764 mit Preußen geschlossenen und 1769 erneuerten Defensivbündnisses.

2 Vgl. S. 10 f. und Bd. II, S. 189.