<233> haben dies Maß noch nicht erreicht, werden aber dahin kommen, wenn der Friede andauert. Dann werden die Kantone anwachsen und die angeworbenen Rekruten die Auswahl erleichtern.

Die große Zahl macht die Heere furchtgebietend. Gegenwärtig vermehre ich die Infanterie1. Ich habe lieber viele Leute zu 4 Zoll als wenige zu 6 Zoll. Denn wenn es gilt, eine Stellung genügend zu besetzen, kommt es nicht auf die Größe, sondern auf die Zahl der Mannschaften an.

Ist die Zahl aber auch erreicht, so nützt sie doch nichts, wenn sie undiszipliniert ist. Ein Heer muß gehorsam und in guter Zucht sein, will man etwas damit ausrichten. Die Disziplin beruht auf Gehorsam und Pünktlichkeit. Sie beginnt mit den Generalen und endet bei den Trommlern. Ihre Grundlage ist die Subordination. Kein Untergebener hat Widerrede zu führen. Wenn der Vorgesetzte befiehlt, müssen die andern gehorchen. Tun die Offiziere ihre Pflicht nicht, so wird sie der gemeine Mann erst recht nicht tun: das ist eine Kette, in der kein Glied fehlen darf. Viele Soldaten lassen sich nur mit Strenge und bisweilen mit Hätte regieren. Hält die Disziplin sie nicht im Zaum, so schreiten sie zu den gröbsten Exzessen. Da sie viel zahlreicher sind als ihre Vorgesetzten, so können sie allein durch Furcht in Schranken gehalten werden. Aus diesem Grunde wird jede Widerrede streng bestraft. Keine Gnade für den, der die Hand gegen die Unteroffiziere erhebt oder sich gar an den Kompagnieoffizieren vergreift. Streng zu bestrafende Vergehen sind Diebstahl, Desertion, jeder Verstoß gegen die Subordination, Nachlässigkeit auf Posten, Wegwerfen der Patronen, um bei der Übung nicht zu schießen, Nichterscheinen zur befohlenen Zeit, kurz, alles, was gegen die guten Sitten, den Dienst und die Subordination verstößt.

Was die Offiziere betrifft, so sollen sie sich weder dem Spiel noch ausschweifendem Leben ergeben, sollen gute Sitten und Ehrgeiz besitzen, sich wie Ehrenmänner aufführen, pünktlich in allem sein, was ihnen aufgetragen ist, und sich vor allem nicht auf ihre gegenwärtige Stellung beschränken, sondern vorwärtsstreben und sich schon im voraus für die höheren Stellungen fähig machen.

Alles, was man aus den Soldaten machen kann, besieht darin, ihnen Korpsgeist beizubringen, d. h. sie sollen ihr Regiment höher stellen als alle Truppen der Welt. Da die Offiziere sie unter Umständen in die größten Gefahren führen müssen, so sollen sie (da der Ehrgeiz auf sie nicht wirken kann) ihre Offiziere mehr fürchten als alle Gefahren, denen sie ausgesetzt werden. Sonst wird niemand imstande sein, sie gegen dreihundert Geschütze, die ihnen entgegendonnern, zum Angriff zu führen. Guter Wille wird den gemeinen Mann nie solchen Gefahren Trotz bieten lassen: so muß es denn die Furcht tun.


1 Ein schlesisches Feldbataillon wurde neu errichtet, und durch Verstärkung der Kompagnie um 40 Köpfe wurden 12 märkische Musketieregimenter auf den Kriegsfuß gebracht. Diese Vermehrung betrug rund 7 000 Mann.