<257> Auge. Jetzt müssen wir uns mit festen Stellungen, mit Bergen, Artillerie und schwierigeren und komplizierteren Angriffen befassen, als die Armee in den ersten Kriegen ausgeführt hat. Ich schreibe keine Abhandlung über den Krieg, sondern ein politisches Testament, in dem ich lediglich die großen Züge und die Punkte angebe, die der Erörterung bedürfen und die jeder für sich erlernt werden wollen. Unsre ganze Taktik ist auf dies Ziel gerichtet, aber man muß ihren Geist erfassen und sie nicht falsch anwenden. So darf man sich z. B. nie in der Ebene entwickeln, wohl aber in den Bergen, um so den Gipfel auf einmal zu besetzen. Denn in der Ebene würde das Geschütz in Euren dichten Kolonnen furchtbare Verheerungen anrichten, wogegen es Euch in den Bergen keinen Schaden tun kann, da Eure Bewegung dort durch den Höhenkamm gedeckt ist. Stets dem Gelände gemäß handeln, nichts zur Unzeit tun, sondern bei allem den rechten Augenblick ergreifen — das macht den großen Feldherrn. Diese Regeln muß man immer vor Augen haben, und doch ist niemand unfehlbar, außer dem Papste.

Die Offiziere

Eine große Armee braucht außer den Frontoffizieren noch viele zu besonderen Aufgaben. Wir haben 21 Grenadierbataillone, doch fehlen ihnen die Kommandeure. Kaum zwei bis drei meiner Adjutanten könnte ich abgeben. Bei Ausbruch des Krieges müssen die Kommandeure ausgesucht und zu den Grenadierbataillonen versetzt werden1. Man muß sie ans den Infanterieregimentern nehmen und ihnen eine Kompagnie des Grenadierbataillons geben2, und der betreffende Grenadierhauptmann tritt dafür in das Infanterieregiment ein. Das gibt etwa 17 Majore.

Ich habe einige Adjutanten3, brauche aber notwendig noch mehr.

Was die Quartiermeister und Ingenieure betrifft, so hätte bei Wiederausbruch des Krieges etwa folgendes zu geschehen. Man muß mit zwei Armeen rechnen, von denen die eine in Sachsen, die andre in Schlesien operiert. Anhalt4, der tüchtigste unter den Quartiermeistern, muß Generalquartiermeister in einer der beiden werden, Regler5, ein sehr verdienter Offizier, in der andren. Die jungen Offiziere6 müssen gleichmäßig verteilt werden, 7 bei jeder Armee.


1 In Friedenszeiten gab es nur fünf stehende Grenadierbataillone; die übrigen wurden erst bei Kriegsausbruch aus den einzelnen Grenadierlompagnien, die den Infanterieregimentern angegliedert waren, gebildet.

2 So waren 1756 zahlreiche Infanteriehauptleute unter Beförderung zum Major als Kommandeure zu den Grenadierbataillonen versetzt worden. Auch der Regiments- und selbständige Bataillonslommandeur war gleichzeitig Chef einer Kompagnie.

3 Der König hatte 1768 sieben Flügeladjutanten.

4 Heinrich Wilhelm von Anhalt, Oberst und Generalquartiermeister.

5 Ludwig Wilhelm von Regler, Oberstleutnant im Ingenieurkorps,

6 Gemeint sind Quartiermeister bzw. Quartiermeisterleutnants (4 Hauptleute) und die Leutnants in der Suite des Königs (vgl. S. 242).