Die Generalprinzipien des Krieges und ihre Anwendung auf die Taktik und Disziplin der preußischen Truppen (1748)
Die von mir geführten Kriege haben mir Gelegenheit zu gründlichem Nach, denken über die Grundsätze der großen Kunst gegeben, die so viele Reiche emporgebracht oder zerstört hat. Die römische Disziplin besieht nur noch bei uns. Folgen wir auch darin dem Beispiel der Römer, daß wir den Krieg zum Gegenstand unsres Studiums und den Frieden zur steten Übung machen1.
Ich habe es also für nützlich gehalten. Euch meine Betrachtungen mitzuteilen. Euch, die nach mir den größten Anteil am Befehl haben und denen schon eine Andeutung meiner Gedanken genügen muß, Euch endlich, die in meiner Abwesenheit nach meinen Prinzipien zu handeln haben.
In diesem Werke habe ich meine eigenen Betrachtungen mit denen vereint, die ich in den Schriften der größten Feldherren fand, und ein Ganzes daraus gemacht, das ich auf die Ausbildung unsrer Truppen angewandt habe.
Ich schreibe nur für meine Offiziere. Ich rede nur von dem, was auf den preußischen Dienst anwendbar ist, und fasse keine andren Feinde ins Auge als unsre Nachbaren; denn beide Worte sind leider zum Wechselbegriff geworden. Ich hoffe, meine Generale werden durch die Lektüre dieses Werkes mehr als durch alles, was ich ihnen mündlich sagen könnte, überzeugt sein und erkennen, daß die Disziplin unsres Heeres die Grundlage für den Ruhm und die Erhaltung des Staates ist. Wenn sie sie
1 Anspielung auf die Schrift von Flavius Vegetius, „De re militari“.