Dritter Gesang
Heerführung im Großen
Des Krieges Rüstzeug ward Dir wohlbekannt.
Doch wer nur eines Tapfren Ruf erringt,
Gilt mehr als andre nicht im Kriegerstand:
Des Meisters Blick nach höhern Sphären dringt.
Folg in den Tempel mir; dort wirst Du schauen
Das Heiligste, dem Pöbel unbekannt.
Siehst Du die Pfade dort, die steilen, rauhen,
Von Heldenblut gefärbt, am Abgrundsrand,
Und auf dem Felsenhaupt im Wolkenflor
Die stolzen Dächer und das hohe Tor?
Bis zum Olymp ragt ihrer Hallen Pracht,
Wo die Unsterblichen zu Rate sitzen;
Ihr ehrner Fuß taucht in des Orkus Nacht.
Bedräun Dich auch mit ihrer Augen Blitzen
Alekto dort, die Zwietracht und der Tod,
Die grimmen Hüter an dem Schreckensorte —
Dich ruft der Ruhm; Dir gilt nur sein Gebot:
So folg ihm nach; er öffnet Dir die Pforte.
Der keuschen Schwestern Sitz im Vorhof ist:
Ihr nützlich Schaffen wird dort hoch geehrt.
Den Zirkel in der Hand, Urania lehrt,
Wie man der Erde Kugelfläche mißt.
Mit kundigem Griffel bildet sie die Welt
Im kleinen nach auf jeder Hemisphäre,
Umzieht der Länder Grenzen und der Meere,
Und jeder Punkt wird treulich festgestellt.
Vauban1 und Sanson2, würdig ihrer Gunst,
Belehren dort die Jugend in der Kunst
Und zeigen auf der Kriegestarten Plan
1 Sebastien le Prestre de Vauban (1633—1707), der Schöpfer der neueren Befestigungskunst. Vgl. S. 411.
2 Nicolas Sanson (1600—1667), berühmter französischer Geograph.