Des Archimedes Kunst trotzt allen Mühn!
Sie richtet die gestürzten Mauern auf,
Verbrennt sein Kriegsgerät, raubt ihm den Sieg.
Massilias Wall, den nie ein Feind erstieg,
Hemmt Cäsars stets erneuten Sturmeslauf,
Bis er, des Mühens satt, doch wagemutig,
Vom offnen Hafen in die Feste dringt1.
Lang ist der Kampf um jede Stadt und blutig;
Der größte Feldherr mit dem Schicksal ringt.
Da raubte — längst lag Cäsar in der Gruft —
Die Kriegesfurie aus Iovis Hand
Den Blitz, und eine neue Kunst entstand.
In weitem Bogen schleudern durch die Luft
Die Feuerrohre nun den Elsenball,
Und seine Wucht verdoppelt sich im Fall.
Die Mauer sinkt, es wankt der Städte First,
Wenn seine todesschwangre Weiche birst.
Von hohen Wällen donnert das Geschütz;
Die Flamme loht, und jählings wie der Blitz,
Im Augenblick, wo sich der Schlund entlädt,
Sein Eisenhagel Tod und Schrecken sät.
Doch immer stärker an die Mauern pocht
Der Bombenwurf und reißt die Bresche weit, —
Und'dieses Wunder einer neuen Zeit
Hat doch ein schwarzes Pulver nur vermocht.
Seit dies Geheimnis sich uns offenbart,
Ersann der Mensch, um Mittel nie verlegen,
Zum Schutz der Städte eine neue Art.
Vielfache Schranken schoben sich entgegen
Der neuen Kraft; die hohen Türme sanken.
Du, großer Vauban2, Schirm und Hort der Franken,
Und Meister jener neuen Festungskunst,
Von Mars begnadet mit der höchsten Gunst,
Steig nieder, unsre Jugend zu belehren!
Du schirmtest, unerschöpflich an Gedanken,
Vor englischem Geschütz und deutschen Heeren
Die Städte Frankreichs mit gehäuften Schranken
Und wußtest ihre Schrecken stets zu mehren.
1 Massilia, das heutige Marseille, fiel 49 v. Chr.
2 Vgl. S. 402.