10. Schwierigkeit der Überfälle von Lagern. Schwierigkeit, eine Armee auf dem Marsch anzugreifen
Es ist sozusagen unmöglich, die Österreicher in ihrem Lager zu überfallen. Sie haben zuviel leichte Truppen, die teils ihr Lager decken und teils immer um Euch herum sind, Euch beobachten und beunruhigen. Zufällig könnte solch ein Unternehmen zwar einmal gelingen, aber nur ein Tor rechnet auf den Zufall.
Ebenso sieht in vielen militärischen Werten zu lesen, der rechte Augenblick, um den Feind zu überraschen, sei, ihn auf dem Marsch anzugreifen. Das aber ist viel schwerer, als man denkt, und zwar aus folgenden Gründen. Gewöhnlich lagert man höchstens eine halbe Meile vom Feinde. Sind beide Heere durch nichts getrennt, so kann man darauf rechnen, daß es bald zur Schlacht kommt. Haben sie jedoch Defi<104>leen oder sonst ein schwieriges Gelände zwischen sich, wie soll man dann an den Feind herankommen? Doch höchstens mit der Kavallerie. Wenn aber das Gelände, durch das der Feind marschiert, sich nur für Infanterie eignet, wie soll meine Kavallerie dann in Tätigkeit treten? Es hieße dem Zufall zuviel überlassen, wenn man dergleichen leichtsinnig unternehmen wollte. Lagern die Heere aber auf 2 bis 3 Meilen voneinander, so ist es unmöglich, die feindliche Armee zu erreichen, wenn sie rechts oder links abmarschiert, es sei denn, daß sie gerade auf Euch losmarschieren will. In diesem Falle könnt Ihr dem Feinde entgegenrücken, wenn Ihr es für geraten haltet, eine Schlacht zu wagen. Dazu aber müßt Ihr
1. wissen, ob das Gelände, wo er lagern will, für Euch günstig ist,
2. des Nachts aufbrechen, um nicht zu spät anzukommen,
3. das Gefecht ohne Aufschub und plötzlich beginnen.
In diesem Falle jedoch und nach einem Nachtmarsche dürfte es Euch schwer fallen, den Feind zu verfolgen, wenn es Euch auch gelingt, ihn zu schlagen. Die Verfolgung aber ist nötiger und nützlicher als die Schlacht selbst.