5. Kapitel Lager im Hinterhalt
Es gibt eine Alt, sich zu lagern, in der Ihr dem Feind einen richtigen Hinterhalt legt. Indes ist zu bemerken, daß sich dazu nicht jedes Gelände eignet. Es müssen Gehölze und buschreiche Gegenden in der Nähe sein; in ganz offenem Gelände ist es weit schwerer.
Folgende Regeln kommen für solche Lager in Betracht. Die Aufstellung der Truppen findet nach den Grundsätzen der Lagerkunst statt, um ihre Verteidigung möglichst vorteilhaft zu gestalten. Das Gelände muß ganz wenige Angriffspunkte bieten, höchstens einen oder zwei. Ihr haltet Eure Truppen versteckt, und sobald der Feind den Punkt angreift, den Ihr dazu ausersehen habt, geht Ihr zur Offensive über und fallt den Angreifer Eurerseits an. Alles Unvermutete ist im Kriege von großer Wirkung, und solch ein gut ausgeführter Überfall kann Euch einen vollständigen Sieg verschaffen.
Um einen deutlichen Begriff davon zu geben, füge ich zwei verschiedene Pläne eines solchen Kunstgriffs bei. Da das Gelände unendlich abwechselt, muß jeder selbst zusehen, wie und bei welcher Gelegenheit er solche Verstecke am besten benutzt. Die Idee selbst ist gut und verdient, beibehalten zu werden.
In welcher Art von Gelände man sich aber auch lagern möge, als allgemeiner Grundsatz ist stets zu beachten, daß man dicht im Rücken keine Moräste oder Flüsse hat; denn sie würden im Fall einer Niederlage zur allgemeinen Vernichtung führen. Entweder entstände ein Gedränge auf der Brücke oder die Fliehenden stürzten sich selbst ins Wasser, oder der Feind machte sie sämtlich zu Gefangenen. (Siehe Plan 3 und 4.)
Erläuterungen zu Plan 3
Ich nenne derartige Lager Hinterhalte, weil ich dem Feinde die Stellung A präsentiere. Daraufhin trifft, er seine Disposition zum Angriff auf L. Dann schiebe ich meine Linie plötzlich nach C vor, werfe das Karree D in die Flanke seiner Angriffstruppen und meine Kavallerie E in die Flanke seiner Hauptmacht. So wird er vom Angreifer zum Angegriffenen und muß sich selbst verteidigen. Hieraus ergibt sich die Regel, daß man selbst beim Angriff so viel Anlehnung wie möglich nehmen und niemals vergessen soll, die Wälder in seiner Flanke zu besehen. (Siehe F.)
<137>3 Plan eines Hinterhalts am Waldesrand
<138>Erläuterungen zu Plan 4
Hier eine andre Idee eines Hinterhalts. Die Armee sieht in der Stellung A, aber die ganze Kavallerie und die Reserve bleibt nicht in der Stellung und hält sich zur fteien Verfügung. Angenommen, der Feind greift Euch von B aus an. Warum nicht die ganze Kavallerie über seinen linken Flügel C herfallen lassen und, wenn er geschlagen ist, mit Eurer Infanteriereserve D die linke Flanke seiner Infanterie beschießen? Ich bürge Euch dafür, er wird schleunigst an seinen Rückzug denken, und wenn diese unvermutete Bewegung allgemeine Verwirrung in seiner Armee anrichtet, könnt Ihr ihn vielleicht völlig schlagen.