15. Kapitel Wie man die Angriffstruppen und die Armee anlehnt
Der Angriffsflügel muß soviel wie möglich an ein Gehölz, einen Morast oder auch nur an einen Graben angelehnt werden. Bei Angriffen in der Ebene und auf freiem Felde wird dies öfters unmöglich. Findet sich aber z.B. auf dem rechten Flügel, der zum Angriff bestimmt ist, ein Wald, der bis zum linken Flügel des Feindes reicht, so muß zunächst ein Infanteriekorps, das in der Ebene durch Kavallerie gedeckt wird, vorangehen, um das Gehölz zu besetzen und die rechte Flanke der Armee, die man daran anlehnen will, zu sichern. Ja, diese Infanterie, die Ihr in das Gehölz gelegt habt, muß auch Eure Angriffstruppen während ihres Vorgehens schützen. Sonst lauft Ihr Gefahr, daß sie mitten im Vormarsch in der Flanke gefaßt und schmählich zurückgeschlagen werden. Die Schuld daran aber träfe Euch selbst.
Hat der Feind auf seinem Flügel eins der langgestreckten Dörfer, die in Schlesien häufig sind, so müßt Ihr es vor allen Dingen vom Feinde säubern und es selbst besetzen, um sicher gegen ihn vorgehen zu können. Ich füge hier den Plan eines Waldes bei, der diese wichtige Vorsichtsmaßregel hinreichend erklärt148-1.
Steht der Feind auf einer Anhöhe, so findet sich im Vormarsch oft keine Anlehnung im Gelände. In diesem Falle wendet man die Methode an, die ich beim Angriff<149> von Bergen empfehle, nämlich die angegriffene Höhe mit möglichst vielen Batterien zu beschießen und den Angriff durch die Armee, die ihm als Rückhalt dient, zu unterstützen. Sobald man sich aber der Höhe bemächtigt hat, wird sie selbst zu Eurem Stützpunkt. Dann habt Ihr wenigstens einen Flügel angelehnt, und die Armee, die ihm folgt, kann durch ihr Feuer leicht den andern unterstützen. (Siehe Plan 7.)
Erläuterungen zu Plan 7 (umstehend)
Hier seht Ihr, wenn Euer Angriff nicht von dem Flankenkorps begleitet wird, das am Waldrande entlang rückt, daß für den Feind nichts leichter ist, als Euren Angriff von demselben Gehölz aus zu flankieren. Angenommen, Ihr werdet geschlagen, so tragen die Truppen in dem Gehölz zur Deckung Cures Rückzuges und zum Schutz der Armee bei; denn sie dürfen Eure rechte Flanke nicht eher verlassen, als bis die ganze Armee sich zurückzieht. Dann erst geben sie die Stellung auf, die der Feind sonst zu Eurem großen Nachteil hätte ausnutzen können, und bilden, von einem Kavalleriekorps gedeckt, die Nachhut.
148-1 Der hier nicht wiedergegebene Plan zeigt das gleiche Gelände wie Plan 7 (S. 150), nur die Truppeneinzeichnung ist verändert: die Armee parallel mit der feindlichen Stellung anmarschierend und die Avantgarde, die gerade in das Gehilz einrückt, von Kavallerie gedeckt. Die Erläuterung sagt: „Es ist ein allgemeiner Grundsatz, daß eine Infanterieabteilung, die durch die Ebene rückt, von Kavallerie gedeckt wird. Noch nötiger ist dies, wenn sie zur Unterstützung der Armee vorgeht, um ein Gehölz, ein Dorf, eine Anhöhe zu besetzen; denn griffe der Feind sie unterwegs mit seiner Kavallerie an, so hielte er sie zum mindesten auf und fände derweilen Zeit, eine starke Infanterieabteilung an die Stelle zu werfen, die Ihr besetzen wolltet. Dadurch wäre Euer ganzer Angriffsplan vereitelt.“