<158>

19. Kapitel Angriffe gegen Anhöhen

Angriffe gegen Anhöhen sind das Allerschwierigste im Kriege; denn ein geschickter Feind besetzt sein Gelände so, daß man ihn auf keine Weise umgehen kann, vielmehr zum Angriff auf gewisse Angriffspunkte gezwungen ist, die mit fast unüberwindlichen Hindernissen gespickt sind. Ist man aber durch unabweisbare Notwendigkeit zu einem derartigen Wagnis gezwungen, was ist dann zu tun?

1. Die Stellung des Feindes ist genau zu rekognoszieren.

2. Sie ist wenn möglich im Rücken anzugreifen, während man ihm die Armee vor der Front zeigt. Ist das aber nicht möglich, so greift man

3. den höchsten Punkt seines Lagers an, und

4. stellt man seine Batterien auf allen Anhöhen auf, von denen sie die feindliche Stellung unter Kreuzfeuer nehmen können, und formiert seine Angriffskolonnen nach Plan 12.

Dabei ist besonders darauf zu achten, daß Eure Armee außerhalb des Kartätschfeuers bleibt, und daß die Anhöhe energisch angegriffen wird. Ist Eure Armee stark, so unternehmt Ihr zugleich einen Scheinangriff auf einer andren Seite, um die feindlichen Kräfte zu fesseln und die Aufmerksamkeit des Gegners zu teilen.

Nicht ohne Grund besiehe ich darauf, in erster Linie den höchsten Punkt der feindlichen Stellung anzugreifen, und zwar deshalb: Habt Ihr diesen Punkt genommen und Euch dort festgesetzt, so ist alles entschieden; denn Euer überhöhendes Feuer wird die übrige Stellung ohne große Mühe vom Feinde säubern. Greift Ihr dagegen eine geringere Höhe an und erobert sie, so habt Ihr damit noch nichts gewonnen, sondern die Hindernisse nehmen in dem Maße zu, wie Eure erschöpften Truppen davon abgeschreckt werden.

Der Leser wolle sich erinnern, daß alle meine Pläne auf die darin angegebenen Angriffe zugeschnitten sind, und daß es nicht möglich ist, jedes Gelände einzuzeichnen, auf dem man eine Schlacht liefern kann. Ein gescheiter Mann wird meine Grundsätze auf die näheren Umstände der anzugreifenden Stellungen selbst anzuwenden wissen. Ich erinnere nochmals daran, daß die Kavallerie bei allen Angriffen auf feste Stellungen nicht unnötig dem feindlichen Feuer ausgesetzt werden darf.

Plan 13 gibt das Schema eines Angriffs gegen den Rücken des Feindes in einem Gelände, das diese Disposition begünstigen kann.

Erläuterungen zu Plan 12

Hier der Plan eines Angriffs gegen die beherrschende Höhe der feindlichen Stellung A und eines Scheinangriffs B zur Erleichterung des wirklichen. Wie Ihr seht, umfasse ich mit meinen Batterien soviel wie möglich den Punkt, gegen den ich meinen Hauptstoß richte.

<159>

12 Plan eines wirklichen und eines Scheinangriffs

<160>

13 Plan eines Angriffs in den Rücken des Feindes

<161>

Da das Gelände mich aber so wenig begünstigt, muß der Angriffspunkt noch mehr umfaßt werden. Sobald Eure Truppen im Besitz der Höhen sind, müßt Ihr lauter bespannte Batterien haben, die dort auffahren kinnen. Ihr müßt alle Angriffstruppen mit Euren Treffen unterstützen; denn 12 Bataillone können nicht gegen eine ganze Armee fechten. Sieht der Feind seine Stellung A erobert, so wird er Euch noch eine Front C entgegenzustellen suchen. Da Ihr aber im Besitz der beherrschenden Höhe seid, die Euch die Feuerüberlegenheit gibt, werdet Ihr ihn leicht über den Haufen werfen.

Erläuterungen zu Plan 13

Hier habe ich das Korps A in den Rücken des Feindes geführt. In der Front beschieße ich ihn nur mit Kanonen. Meine Truppen sind gegen seine Batterien durch eine kleine AnHitze gedeckt. Ich warte ab, bis die Verwirrung beim Gegner zu Tage tritt. Dann falle ich mit allen Kräften und mit all meinen verschiedenen Korps über ihn her.