Das militärische Testament von 1768222-1
Das Feld Kriegskommissariat in Friedenszeiten222-2
Die meisten preußischen Provinzen sind nicht reich. Wir verzehren weit mehr, als wir durch die Ernte gewinnen. Bei diesem lästigen Mangel an NahrungsMitteln könnte es der Regierung im Fall eines plötzlich ausbrechenden Krieges leicht an genügenden Vorräten für die Armee fehlen. Man müßte dann Getreide zu hohen Preisen kaufen, und es wäre überhaupt fraglich, ob man welches bekäme. Zur Beseitigung solcher Übelstände sind große Getreidemagazine lediglich für die Armee angelegt worden, um bei unerwartetem Friedensbruch zur Verfügung zu stehen. Wir haben 36 000 Wispel in den alten Provinzen, die auf der Elbe befördert werden können. Sie genügen für eine Armee von 80 000 Mann mit den dazu gehörigen Knechten, die in Sachsen operieren soll. In Schlesien liegt der gleiche Vonat in den Festungen für eine ebenso starke Armee, die entweder in Böhmen und Mähren operieren oder die Grenzen decken könnte. Diese Magazine erleichtern uns den Beginn eines Feldzuges, sobald dies nötig wird. Weiter oben habt Ihr gesehen, welche Einrichtungen für die Fourage in Magdeburg und in Schlesien getroffen sind222-3.
Vielleicht wundert Ihr Euch, nicht die gleichen Vorsichtsmaßregeln in Ostpreußen, Westfalen und den rheinischen Provinzen zu finden. Der Grund ist dieser. Zunächst strömt das Getreide aus Polen in solchem Überfluß nach Preußen, daß die Anlage von Magazinen sich dort erübrigt. Ferner läßt sich Ostpreußen in seiner jetzigen Gestalt gegen die Unternehmungen der Russen nicht verteidigen; denn sie können im Rücken der Verteidigungsarmee Truppen landen, und da die Provinz durch<223> die Weichsel vom Kern des Staates getrennt ist, so kommen ihre Verteidiger in Gefahr, gegen den Fluß gedrängt zu werden und sich dann auf Gnade und Ungnade ergeben zu müssen. Es gibt in Preußen keinen verteidigungsfähigen Platz. Um die Provinz zu behaupten, bedürfte es fester Plätze längs der Weichsel und gut befestigter Übergänge. Solange uns dieser Teil nicht gehört223-1, können wir uns unmöglich in dem andren behaupten. Sobald also die Russen in Preußen eindringen, muß man die Provinz zu räumen beginnen.
Ähnlich sieht es mit dem Herzogtum Kleve. Es ist eine isolierte Provinz, die keine Verbindung mit den andern hat. Als Angreifer kommen nur die Franzosen in Betracht. Sie werden sich aber vor einem Einfall wohl hüten, solange wir nicht zugleich von andern Feinden bedrängt werden. In diesem Falle aber dürfen wir unsre Kräfte nicht zersplittern, oder wir unterliegen, weil wir überall zu schwach sind.
Verlieren wir unsre wirklichen Feinde nicht aus den Augen, nämlich die Österreicher. Gegen sie sind alle meine Maßregeln gerichtet.
Das Kommissariat ist im Frieden mit der Füllung der Magazine beauftragt. Für die Ankäufe bestehen Vorschriften. Das Getreide wird aus den Provinzen bezogen, wo es zu billig ist, damit die Preise sich erhöhen. Übersteigt der Preis aber die Magazintaxe, so wird es in Polen gekauft.
Das Kommissariat in Kriegszeiten
Im Kriegsfalle reichen die obigen Magazine nur für das erste Jahr aus. Sobald der Krieg beginnt, muß man an die weitere Verpflegung denken. Das Kommissariat muß dann Ansialten zur Anlage von Vorräten treffen. In Schlesien beziehen wir das Getreide zum Teil aus Polen, und die Elbarmee läßt es sich von Sachsen liefern.
Die Leiter des Feld-Kriegskommissariats müssen ihren Untergebenen scharf auf die Finger sehen. Es gibt keine größeren Spitzbuben als diese letzteren. Auch mit Argusaugen kommt man nicht hinter ihre Schliche; sie haben hundert Mittel, um ihre Diebereien zu verheimlichen. Ich selbst kenne nicht alle und begnüge mich damit, ihre gewöhnlichsten Kniffe anzugeben. Unter dem Vorwand, der oder jener Kreis habe nicht Fourage oder Getreide genug für die Lieferung und könne sie nur in Geld leisten, lassen sie sich diese Art der Lieferung sehr hoch bezahlen und bedrohm durch solchen Betrug die Existenz der Einwohner. Bei den Lieferungen an die Magazine finden sie das Korn schlecht, bemängeln Heu und Hafer und zwingen die Lieferanten so auf Umwegen, die Annahme durch schweres Geld zu erkaufen. Ferner erhöhen sie die Lieferungen durch das sogenannte „Aufmaß“, das ihnen erlaubt, andre gegen bare Entschädigung von ihrer Lieferung zu befreien. Diese Kniffe, die<224> sie als grob bezeichnen, sind mir bekannt, aber es gibt hundert andre, die ich nicht kenne. Sie müssen daher von Aufpassern, Militärs und Zivilbeamten, überwacht werden. Das ist wohl ausführbar, wenn man nicht einen so verzweifelten Krieg zu führen hat wie den eben beendeten.
Die Wartenbergsche Kasse224-1
Der letzte Krieg hatte Preußen erschöpft. Wir hatten leine Hilfsquellen mehr und viele Ausgaben. Das erforderte eine feiner ausgeklügelte und sorgfältigere Wirtschaft als bisher. Die Vorräte an Waffen, Sätteln, Stiefeln und Ausrüstungsgegenständen waren erschöpft, die Zelte zerrissen. Kurz, wir hatten nichts mehr, um den Krieg fortzusetzen oder künftig Kriege zu führen. Etwas Umsicht schaffte alles herbei, was uns fehlte. Ich begann, einen Teil unsrer Kavalleriepferde fortzuschicken. Diese wurden auf die Gegenden verteilt, wo alles verwüstet war. Wir richteten es so ein, daß wir sie im Sommer auf Weide schickten und für die übrigen Monate Fourage nach der Kammertaxe liefern ließen.
Die Infanterieregimenter, die sich ausgezeichnet hatten, behielten die Einnahmen aus der Kompagniewirtschaft und den Beurlaubungen, um sich ihre Rekruten selbst zu beschaffen224-2. Bei andren Regimentern der zweiten Klasse erhielt jeder Hauptmann für seine Kompagnie monatlich 40 Taler. Die dritte Klasse bekam nur 2a, und ich sorgte selbst für die Werbung. Durch solche und viele andre kleine Ersparnisse bekam ich jährlich 800 000 Taler zu meiner Verfügung. Davon überließ ich Wartenberg 500 000 zu Anschaffungen für die Magazine und bestimmte 300 000 für die Rekrutierung. Seit dem Frieden hat Wartenberg seine meisten Magazine gefüllt.
Er hat zwei Kassen, eine zur Anschaffung der Pferde für die Augmentierungen im Kriegsfalle, nämlich 150 Pferde für je 5 Schwadronen Kürassiere und Dragoner, 600 für jedes Husarenregiment, 800 für die Bosniaken, sowie für ein noch aufzustellendes Dragoner- und Husarenregiment. Außerdem liegen 800 000 Taler in einer besonderen Kasse, um die Kavallerie in Kriegszeiten mit Remonten zu versehen. Ferner habe ich 40 000 Infanteriegewehre bestellt, die in den Festungen niedergelegt werden sollen, Zeltleinwand für die ganze Armee und den Bedarf an leder. Im Jahre 1772 wird Wartenberg mit allem fertig sein.
Gegenwärtig ist die gesamte Kavallerie in der Friedensstärke beritten. Seit 1768 nehme ich aus der Wartenbergschen Kasse bereits 240 000 Taler für die Artillerie <225>und die Festungen und 300 000 Taler für die Rekruten, sodaß Wartenberg noch 140 000 Taler für die obigen Ausgaben behält.
Sobald diese Kasse die Staatbedürfnisse befriedigt hat, wird man die Lage der Hauptleute bei den Regimentern, die am besten in Ordnung sind, wieder vorteilhafter gestalten können. Das dient zur Aufmunterung und wird alle Truppen zum größten Wetteifer anstacheln. Aber man muß damit warten, bis alles bezahlt ist; denn Kolberg und Stettin sind noch zu befestigen, und andre Fonds haben wir nicht.
Die Wartenbergsche Kasse in Kriegszeiten
Sobald der Krieg beginnt, muß Wartenberg alles ausgeben, und auf seine Hilfe ist dann nicht mehr zu rechnen. Folgendermaßen habe ich es während des Krieges eingerichtet, damit die Truppen im Frühjahr bei Eröffnung des Feldzuges alles Nötige hatten. Um die Zeit der Winterquartiere erhielten die Generale Befehl, Listen einzusenden, was alles bei ihren Brigaden fehlte, sowohl bei der Infanterie wie bei der Kavallerie. Mit diesen Listen ging Wartenberg nach Berlin, nahm dort aus den Magazinen, was die Truppen am dringendsten brauchten, und bestellte den Rest in allen Städten der Monarchie. Auf diese Weise hat es uns nie am nötigen Armeebedarf gefehlt, obwohl uns manche Feldzüge 40 000 Gewehre und 20 000 Pferde gekostet haben. Waren die Truppen versorgt, so bestellte Wartenberg sofort neue Lieferungen bei den Handwerkern, um Vorräte für den Heeresbedarf im folgenden Jahre zu haben.
Sein Magazin kann der Armee für zwei Feldzüge alles Erforderliche liefern, so verlustreich sie sein mögen. Da alles, was diesem Magazin entnommen ist, gleich wieder ersetzt wird, so ist alles im voraus bereit.
Die Kantons in Friedenszeiten
Die Einwohnerzahl der preußischen Provinzen übersteigt nicht 4 500 000 Seelen. Zieht man davon 2 250 000 Frauen ab, ferner die minderjährige Jugend und die alten Leute, so bleibt eine Million waffenfähiger Männer. Wollten wir das Heer nur aus Landeskindern bilden, so müßte man von dieser Million 160 000 Mann ausheben; das aber überstiege jedes Maß. So, wie die Dinge jetzt liegen, stellt das Land im ganzen nur 70 000 Soldaten. Das ist eine starke Zahl, aber doch noch zu ertragen. Viel härter ist es, daß dieselben Kantons in Kriegszeiten noch 25 000 Knechte für die Regimenter und den gewaltigen Artillerietrain stellen müssen, der nötig geworden ist.
<226>Die Einrichtung der Kantons stammt von meinem Vater (1733)226-1. Diese nützliche Maßregel ist weise ausgedacht. Die 60 Landeskinder jeder Kompagnie sind zehn Monate lang beurlaubt. Ihr ersparter Sold kommt der Anwerbung, der Wartenbergschen Kasse und den Hauptleuten zugute. Diese 60 Landeskinder sind aus ein und derselben Gegend; viele sind miteinander verwandt oder bekannt. Mit den Ausländern gemischt, geben sie eine vorzügliche Truppe. Die Kantons spornen den Wetteifer und die Tapferkeit an, und Verwandte oder Freunde, die gemeinsam kämpfen, verlassen einander nicht so leicht. Vom Militärdienst befreit sind ansässige Bauern und die künftigen Erben. Nur die jüngeren Söhne und die Knechte müssen dienen. Die Landräte wohnen der Aushebung bei und befreien alle, deren Verlust für das Land nachteilig sein könnte.
Die Kantons der Regimenter sind nicht gleich groß; manche sind erheblich besser abgeteilt als andre. Die schlechtesten Kantons sind die von Ramin, Diringshofen, Steinkeller, Stojentin, Münchow und Bülow. Sollten wir neue Erwerbungen machen, so müßte ein Teil dazu verwandt werden, um die Zahl ihrer Enrollierten zu vermehren. Die Regimenter Prinz Heinrich und Prinz Wilhelm226-2 haben überhaupt keine Kantons. Durch die Urbarmachung des Netze- und Warthebruches wird einer für Prinz Wilhelm geschaffen werden, zu dem dann noch die Odergegend käme, soweit sie noch zu keinem Kanton gehört. Das Regiment Prinz Heinrich kann einen Kanton bekommen, sobald das schlesische Bergland wieder 60 Rekruten wie früher stellt. Die dortige wackere Bevölkerung hat während des Krieges überraschend große Anstrengungen gemacht. Deshalb habe ich sie für einige Jahre von der Gestellung befreit; von 1770 ab kann sie wieder einige Leute liefern. Auch die 3 Regimenter in Wesel226-3 haben keine Kantons; denn die dortige Bevölkerung taugt nicht zum Kriegsdienst. Sie ist schlaff und weichlich, und wenn der Klever von Hause fortgeht, kriegt er Heimweh wie die Schweizer. Diese Regimenter bestehen zwar nur aus Ausländern, aber wenn die Disziplin streng gehandhabt wird, sind sie ebensogut im Zaum zu halten wie die übrigen. Die Regimenter sind durch die Kantons an ihre Garnisonen gefesselt. Würden sie jedoch versetzt und weit fortgeschickt, so könnten sie ihre Beurlaubten nicht unter Aufsicht behalten, und im Falle eines plötzlichen Krieges würde es unendlich viel Zeit kosten, sie zusammenzubringen.
Für die Kavallerie gilt von den Kantons das gleiche wie für die Infanterie.
Die Kantons in Kriegszeiten
Die Kantons machen die Regimenter unsterblich, da sie deren Verluste immerfort ersetzen. Sie sind das Lebensmark des Staates. Machte die Landbevölkerung nicht durch ihre Arbeit den dürren Boden ertragfähig, so gingen Gesellschaft und Regie<227>rung zugrunde. Diese nützlichen, arbeitsamen Menschen muß man wie seinen Augapfel hüten und in Kriegszeiten nur dann Rekruten im eignen Lande ausheben, wenn die bitterste Not dazu zwingt.
Alles eben Gesagte ist zu unbestimmt. Wie soll man die Kantons schonen? Wo die nötigen Rekruten finden?
In Sachsen, das stets den Kriegsschauplatz bilden wird (wenn es gegen Österreich geht), werden alle tauglichen Leute ausgehoben. Die Inspekteure227-1 halten Revue über ihre Inspektionen ab, damit genaue Listen über das Fehlende vorhanden sind. Die Hauptleute, die einen von Sachsen gestellten Rekruten gegen Geld entlassen, werden streng bestraft. Die feindlichen Überläufer werden eingestellt und in kleinen Trupps verteilt, damit nicht zu viele in ein und demselben Regiment sind. Man nimmt ausgebildete Leute aus den Garnisonregimentern und ersetzt sie durch ausgehobene Sachsen und Deserteure. Bei genauer Befolgung all dieser Maßregeln braucht die ganze Armee jährlich nicht mehr als 4 000 bis 5 000 Rekruten. Diese Zahl ist zwar hoch, aber das platte Land wird doch nicht entvölkert. Auch können Werber in die deutschen Länder geschickt werden, wo das Werben uns nicht verboten ist. Reißen aber alle Stränge, dann sind unsre Kantons unsre letzte Zuflucht.
Die Artillerie in Friedenszeiten
Seit es Mode geworden ist, die Feldlager mit Geschützen zu spicken und die Artillerie verschwenderisch zu gebrauchen227-2, können auch wir nicht umhin, eine zahlreiche Artillerie zu halten. Mein Vater hatte nur ein Bataillon Feldartillerie. Ich verdoppelte es 1742, da die Armee vermehrt wurde, und ich glaubte schon, viel zu haben. Im letzten Kriege ist die Artillerie auf 6 Bataillone angewachsen, und auch das ist noch nicht zuviel, obwohl wir außerdem noch 2 Garnisonbataillone für die Festungen haben.
Aber die Unterhaltung der Artillerie wird ganz zwecklos, wenn man sie nicht sorgfältig ausbildet und streng überwacht. Aus diesem Grunde habe ich sie nach Berlin gelegt, wo sie in jedem Frühjahr im Schießen und in allen Dienstzweigen ausgebildet wird. Diese Übungen erstrecken sich auf zweierlei: auf den Dienst im Felde und auf den Belagerungskrieg. Im freien Felde verlangt man von den Artilleristen, daß sie die Feldgeschütze beim Vorrücken der Armee selbst ziehen, die Ba-taillonsabstände innehalten, möglichst gut zielen und rasch feuern. In den Verteidigungsstellungen müssen sie das Schußfeld ausmessen, damit sie wissen, in welcher Entfernung sie im Bogen, geradeaus oder mit Kartätschen zu schießen haben.
Bei Belagerungen ist ihre Hauptaufgabe, die Kanonen der Festung niederzukämpfen. Wie die Erfahrung gelehrt hat, kommt man schneller und sicherer zum<228> Ziele, wenn drei Geschütze gegen ein und dieselbe Schießscharte feuern. Auch die Ausbildung der Bombardiere beruht auf der Kenntnis der Entfernungen, die man mit der höchsten oder geringsten Pulverladung erreicht, besonders aber auf der Anlage von Mörserbatterien, die so aufgestellt werden müssen, daß sie kreuzweise den gleichen Punkt unter Feuer halten. Aber welche Mühe man sich auch geben mag, die Schießkunst zu vervollkommnen, völlige Treffsicherheit wird man doch nie erzielen. Luftdichtigkeit und Windrichtung haben zu großen Einfluß darauf. Immerhin haben gut geschulte Bombardiere stets den Vorzug vor schlecht ausgebildeten.
Seit dem letzten Kriege ist die Artillerie für die Staatsgelder ein wahrer Abgrund geworden. Mit den letzten 300 000 Talern, die ich im Juni bezahle, haben wir insgesamt 1 450 000 Taler dafür ausgegeben. Die Summe scheint ungeheuer. Zu bedenken ist aber, daß der größte Teil der ausgeschossenen Kanonen umgegossen werden mußte, daß ich für die Armee 100 Kanonen verschiedenen Kalibers in Reserve habe, daß ich Silberberg armiert228-1, eine ganze neue Belagerungsartillerie eingerichtet habe, daß die Festungen mit Ersatzlafetten, Bohlen und allen für eine Belagerung nötigen Materialien versehen sind. Dazu kommen Tausende von Bomben und Kanonenkugeln, die im Kriege verbraucht worden sind und mit denen die Festungen neu ausgerüstet werden mußten.
<229>Aber so groß diese Ausgaben auch waren, es wird noch eine neue, nicht weniger nötige und nützliche hinzukommen, nämlich das Gießen von 70 zehnpfündigen Haubitzen nach einer neuen Erfindung, die Granaten auf 4 000 Schritt schleudern. Diese Feuerschlünde werden stark in Gebrauch kommen beim Angriff auf starke Stellungen oder Berghöhen, gegen die man mit Kanonen nichts ausrichten kann.
Der Artilleriegeneral hat außerdem die Verwaltung der Pulvermühlen. Wir haben bisher nur 4 000 Zentner Pulver jährlich hergestellt. Im Jahre 1769 werden 5 000 fabriziert, da ich zu den bisher gezahlten 60 000 Talern noch 20 000 hinzufüge. Wir brauchen 6 000 Zentner, die wir im Jahre 1770 liefern können, wenn ich den Etat der Pulvermühlen um weitere 19 000 Taler erhöht habe.
Die Vorräte in den Zeughäusern lasse ich hier unerwähnt, da alle Einzelheiten in der Denkschrift stehen, die man in meiner Schatulle finden wird, und weil diese Vorräte sich von Jahr zu Jahr häufen müssen. Zur Belehrung meiner Nachfolger muß ich jedoch bemerken, daß wir während des letzten Krieges in jedem Feldzuge 12 000 Zentner Pulver verbraucht haben.
Die Artillerie in Kriegszeiten
Was ich von der Ausbildung der Artillerie in Friedenszeiten gesagt habe, umfaßt einen großen Teil dessen, was im Felde von ihr verlangt wird. Damit ist der Gegenstand aber nicht erschöpft. Ich muß hier noch Wesentliches hinzufügen.
Zum Fortschaffen dieser gewaltigen Artillerie sind Pferde nötig. Zu ihrer Pflege nimmt man schlechte Trainknechte, auf die kein Verlaß ist. Im letzten Kriege waren sie unter Inspekteure gestellt. Alte, felddienstunfähige Offiziere führten die Brigaden und hatten alte Unteroffiziere als Subalterne. Diese Maßregel ist unbedingt nötig, wenn die Maschine gehen soll; denn wenn die Pferde durch die Nachlässigkeit der Trainknechte krepieren, dann lebewohl, Kanonen!
Auf dem Marsche macht die Artillerie die meisten Umstände. In der Nähe des Feindes kann man nicht umhin, das schwere Geschütz bei den Brigaden, denen es zugeteilt ist, mitzuschleppen. Marschiert man in einiger Entfernung vom Feinde, so kommandiert man einige Bataillone zur Bedeckung der Artillerie, besonders bei Eilmärschen; denn nichts ermüdet die Infanterie so sehr wie das fortwährende Haltmachen, um ein in tiefen Gleisen steckengebliebenes Geschütz herauszuziehen oder eine umgestürzte Lafette wieder aufzurichten.
Wir verteilen die Geschütze an die Bataillone und Brigaden. Jedes Bataillon des ersten Treffens bekommt 2 Sechspfünder und 1 siebenpfündige Haubitze, und je 5 Bataillone erhalten außerdem eine schwere Batterie von 10 Zwölfpfündern. Das zweite Treffen erhält nur lange Dreipfünder, 2 pro Bataillon, und die Brigaden Zwölfpfünderbatterien, genau wie das erste Treffen. Die zehnpfündigen Haubitzen<230> befinden sich in der Reserve und werden vom Heerführer nach Gutdünken aufgestellt. Jedes Freibataillon hat 2 kleine Dreipfünder.
Außer dieser gewaltigen Menge von Kanonen haben wir noch leichte Artillerie230-1, die, recht verwandt, von größtem Nutzen ist. Sie besieht aus 20 Sechspfündern und 4 Haubitzen. Zu ihrer Bespannung nimmt man kräftige Pferde. Die Kanoniere sind sämtlich mit polnischen Pferden beritten. Ein Hauptmann und zwei Subalternoffiziere führen sie. Die leichte Artillerie ist rasch wie der Wind, und in weniger als einer Minute fährt sie an der bezeichneten Stelle auf. Nähme man diese Erfindung in täglichen Gebrauch, so ahmte der Feind sie nach, und man hätte dann einen Gegenpart. Hält man sie aber geheim und benutzt die leichte Artillerie nur gelegentlich in den wichtigsten und entscheidenden Augenblicken, wie wir es bei Reichenbach taten230-2, so wird man zweifellos den größten Vorteil daraus ziehen.
Im Kriege greift man entweder an oder läßt sich angreifen. Ist man selbst der Angreifer, so schlägt man sich in der Ebene oder greift feste Stellungen an. In der Ebene wird ein umsichtiger Führer dafür sorgen, sich auf dem Angriffsfiügel eine große Überlegenheit an Artillerie zu verschaffen. Greift er eine Stellung an und hat er einige Anhöhen in der Nähe, so wird er dort sicherlich die schwersten Batterien aufstellen. Er wird es sich zur Aufgabe machen, den Feind unter Kreuzfeuer zu nehmen, um den angegriffenen Teil des Lagers in Bresche zu schießen. Sind in der Umgebung der Stellung keine Anhöhen, so bleiben ihm nur seine Haubitzen, von denen er eine gehörige Anzahl haben muß, um den anzugreifenden Teil der Stellung zu bombardieren und seinen Truppen den Sieg zu erleichtern. Auch beim Übergang oder Rückzug über Flüsse findet die Artillerie starke Verwendung. Die Aufstellung erfolgt dann etwa nach dem Muster von der zwischen den Dörfern Grube und Marquardt230-3.
Bezieht man selbst Verteidigungssiellungen, so fällt die Verteidigung zum Teil der Artillerie zu. Sind in der Front und in den Flanken der Stellung keine Anhöhen und ist sie gut gewählt, so stellt man das erste Treffen in halber Höhe, das zweite auf dem Höhenkamm auf. Die Batterien des ersten Treffens werden derart angelegt, daß sie schräg feuern und so die ganze Front unter Kreuzfeuer halten. Die Hauptleute der schweren Batterien nehmen gleich ihre drei Entfernungen: für den Bogenschuß, den Kernschuß und für Kartätschen. In solchen Stellungen sind namentlich die kleinen Haubitzen sehr wirksam, wenn sie ihre Granaten gegen die Angreifer schleudern.
Die Geschütze des zweiten Treffens treten nicht eher in Tätigkeit, als bis ein Teil des ersten Treffens geschlagen ist. Die Artillerieoffiziere müssen wohl acht geben, daß sie, wenn sich eine Abteilung zurückzieht, ihr Feuer sofort auf den verfolgenden<231> Feind richten. Es ist Sache des zweiten Treffens und seiner Geschütze, mit wohl, gezielten Schüssen die zurückzuweisen, die sich so leichten Kaufes Sieger wähnen. Vor allem muß man den Flanken der Armee die größte Aufmerksamkeit zuwenden und sie mit möglichst vielen Geschützen versehen, um sie unangreifbar zu machen.
Wir haben konische Zwölfpfünder, die nur für Detachements in der schlechten Jahreszeit taugen, wenn der Regen die Wege aufgeweicht hat. Sie tragen nicht so weit wie die andren, haben aber den Vorzug der Leichtigkeit, sodaß sie auch im Gebirge und auf schlechten Wegen fortzuschaffen sind.
Bei der Belagerung von Städten hat die Artillerie viele Aufgaben. Hier etwa die Hauptregeln, die zu befolgen sind. Zum Bau der Batterien, namentlich der ersten, müssen viele Arbeiter gestellt werden; denn die Arbeit hat Eile: die Batterien müssen schon in der ersten Nacht vollendet werden. Dauert die Arbeit länger, so läuft man Gefahr, daß die Batterien vom Feuer der Belagerten weggefegt werden, wie es Prinz Eugen bei der Belagerung von Belgrad erlebte (1717). Wird aber die Arbeit fettig, und die Geschütze sind bis zum Morgen eingebaut, so kann der Belagerte sie nicht demontieren. Diese ersten Batterien sind zum Niederkämpfen der feindlichen Geschütze bestimmt. Sie schießen zu dritt auf eine Schießscharte. Inzwischen bestreichen die Rikoschettbatterien den Hauptwall, und die Bastione des angegriffenen Polygons werden bombardiert, um die Geschütze zu demontieren und den Wall zu erschüttern. Bresche zu schießen ist keine Kunst; deswegen braucht es nicht geübt zu werden. Der Offizier muß nur wissen, daß die Breschbatterien am Graben des Werkes errichtet werden und daß die Kugeln den Fuß des Mauerwerks treffen müssen, um die Bekleidung und die darauf liegende Erbmasse zu erschüttern.
Vom Artilleriekommandeur eines belagerten Platzes verlangt man scharfe Aufmerksamkeit, auf welcher Seite der Feind den Laufgraben eröffnet. Sobald er dies bemerkt, muß er noch in derselben Nacht etwa 20 Sechspfünder in den gedeckten Weg schaffen lassen und von da mit Kartätschen auf die Arbeiter und ihre Bedeckung feuern. Bei richtiger Ausführung raubt er dem Angreifer dadurch mehr als eine Nacht bis zur Vollendung seiner Arbeit; denn sind die Schanzarbeiter einmal auf der Flucht, so kriegt man sie nicht mehr zusammen. Die Zeit verstreicht und der Tag bricht an, ohne daß die Truppen in den Laufgraben eingerückt sind. Später müssen die Bastionsgeschütze und die Mörser die vom Feinde errichteten Batterien zerstören. Noch wirksamer werden die Mörser, je näher die Arbeiten des Belagerers an die Stadt heranrücken. Ihre Bomben, mit schwacher Ladung gefeuert, wirken verheerend in den Laufgräben, und die Steinmörser schießen alles zusammen.
Vom Minenkrieg will ich hier nicht reden und behalte mir das Nähere für einen besonderen Abschnitt über die Ingenieure vor; denn bei uns wird der Minenkrieg eigentlich nicht von den Artilleristen geleitet. Sie beschränken sich auf ihre Kanonen, Haubitzen und Mörser und machen von diesen furchtbaren Waffen den von mir angegebenen Gebrauch.
<232>Die Infanterie in Friedenszeiten
Früher war es bei uns Brauch, unste Regimenter aus möglichst großen Leuten zu bilden232-1. Das geschah nicht ohne Grund; denn in den ersten Kriegen entschieden nicht die Kanonen, sondern die Menschen den Sieg, und Bataillone groß gewachsener Leute, die mit dem Bajonett vorgingen, zerstreuten beim ersten Anlauf die schlecht zusammengesetzten Truppen des Feindes, die sich im Körperwuchs nicht mit den unsren messen konnten. Jetzt hat das Geschützfeuer alles geändert. Eine Kanonenkugel streckt einen sechs Fuß hohen Mann ebensogut nieder wie einen, der nur fünf Fuß sieben Zoll mißt. Die Kanone macht alles, und die Infanterie kommt nicht mehr zum Kampf mit der blanken Waffe. Trotzdem muß man sich hüten, von einem Extrem ins andre zu fallen. Wenn ein Riesenmaß uns nichts nützt, so paßt uns doch die Mittelgröße. Ich möchte, daß die alten Regimenter nicht unter 6 Zoll, die neuen nicht unter 5 Zoll herabgehen. Der erste König hatte Leute von 7½ Zoll und fragte nicht viel nach Riesen von 6 Fuß 11 Zoll. Zu kleine Leute will ich auch nicht; denn unste Soldaten haben mit ihrem Tornister und 60 Patronen eine ziemliche Last zu schleppen, und sind sie zu klein und zu schwach, so erliegen sie den Strapazen, die Nachzügler mehren sich, und man kann keine Gewaltmärsche mehr machen. Wir<233> haben dies Maß noch nicht erreicht, werden aber dahin kommen, wenn der Friede andauert. Dann werden die Kantone anwachsen und die angeworbenen Rekruten die Auswahl erleichtern.
Die große Zahl macht die Heere furchtgebietend. Gegenwärtig vermehre ich die Infanterie233-1. Ich habe lieber viele Leute zu 4 Zoll als wenige zu 6 Zoll. Denn wenn es gilt, eine Stellung genügend zu besetzen, kommt es nicht auf die Größe, sondern auf die Zahl der Mannschaften an.
Ist die Zahl aber auch erreicht, so nützt sie doch nichts, wenn sie undiszipliniert ist. Ein Heer muß gehorsam und in guter Zucht sein, will man etwas damit ausrichten. Die Disziplin beruht auf Gehorsam und Pünktlichkeit. Sie beginnt mit den Generalen und endet bei den Trommlern. Ihre Grundlage ist die Subordination. Kein Untergebener hat Widerrede zu führen. Wenn der Vorgesetzte befiehlt, müssen die andern gehorchen. Tun die Offiziere ihre Pflicht nicht, so wird sie der gemeine Mann erst recht nicht tun: das ist eine Kette, in der kein Glied fehlen darf. Viele Soldaten lassen sich nur mit Strenge und bisweilen mit Hätte regieren. Hält die Disziplin sie nicht im Zaum, so schreiten sie zu den gröbsten Exzessen. Da sie viel zahlreicher sind als ihre Vorgesetzten, so können sie allein durch Furcht in Schranken gehalten werden. Aus diesem Grunde wird jede Widerrede streng bestraft. Keine Gnade für den, der die Hand gegen die Unteroffiziere erhebt oder sich gar an den Kompagnieoffizieren vergreift. Streng zu bestrafende Vergehen sind Diebstahl, Desertion, jeder Verstoß gegen die Subordination, Nachlässigkeit auf Posten, Wegwerfen der Patronen, um bei der Übung nicht zu schießen, Nichterscheinen zur befohlenen Zeit, kurz, alles, was gegen die guten Sitten, den Dienst und die Subordination verstößt.
Was die Offiziere betrifft, so sollen sie sich weder dem Spiel noch ausschweifendem Leben ergeben, sollen gute Sitten und Ehrgeiz besitzen, sich wie Ehrenmänner aufführen, pünktlich in allem sein, was ihnen aufgetragen ist, und sich vor allem nicht auf ihre gegenwärtige Stellung beschränken, sondern vorwärtsstreben und sich schon im voraus für die höheren Stellungen fähig machen.
Alles, was man aus den Soldaten machen kann, besieht darin, ihnen Korpsgeist beizubringen, d. h. sie sollen ihr Regiment höher stellen als alle Truppen der Welt. Da die Offiziere sie unter Umständen in die größten Gefahren führen müssen, so sollen sie (da der Ehrgeiz auf sie nicht wirken kann) ihre Offiziere mehr fürchten als alle Gefahren, denen sie ausgesetzt werden. Sonst wird niemand imstande sein, sie gegen dreihundert Geschütze, die ihnen entgegendonnern, zum Angriff zu führen. Guter Wille wird den gemeinen Mann nie solchen Gefahren Trotz bieten lassen: so muß es denn die Furcht tun.
<234>Alles bisher Gesagte genügt aber noch nicht, um ein gutes Heer zu bilden. Es muß auch behend, geschickt, beweglich und imstande sein, die Anordnungen der Generale auszuführen. Sonst wird auch die Tüchtigkeit des Heerführers durch die Unwissenheit der Truppen brachgelegt, und er kann seine Kunst und seine Hilfsmittel nicht entfalten. Man muß die Generale und Stabsoffiziere, die Subalternoffiziere und Soldaten ausbilden.
Die Ausbildung des Soldaten erstreckt sich auf Schießen, Vorrücken und auf die Evolutionen. Die Schlachten werden durch Feuerüberlegenheit gewonnen. Von den Angriffen gegen feste Stellungen abgesehen, wird die schneller ladende Infanterie allemal über die langsamer ladende siegen. Den Beweis bilden die Schlachten von Roßbach, Liegnitz, Torgau und viele andre. Aus diesem Grunde habe ich nach dem Kriege so sehr darauf gedrungen, daß die Infanterie schnell ladet und daß der Soldat möglichst gewandt ist. Es geht schon besser, aber man darf in diesem Punkte nicht nachlassen. Die täglichen kleinen und großen Paraden erhalten den Mann in der Übung; er lernt vorwärts marschieren, ohne Schwanken und Auseinanderreißen der Linie. Die Grundlagen des Exerzierens werden täglich bei der Wachtparade gelegt234-1. Die Offiziere lernen dabei das Nehmen der Richtpunkte, die Alignements-märsche und alle wichtigen Bewegungen, die man mit Truppen machen kann. Abbrechen und Aufmarschieren, kurz, alles im kleinen, was eine Armee im großen ausführt. Wird dies alles genau beachtet und täglich geübt, so bleibt die Armee unter einem tüchtigen General an ihrer Spitze fast unbesieglich und jederzeit furchtgebietend.
Da ein Mensch nicht auf alle diese Kleinigkeiten des Regimentsdienstes achten kann, so habe ich Inspekteure eingesetzt, die jeder ein Korps unter Aufsicht haben234-2. Sie sind verantwortlich für die Ausführung der den Truppen gegebenen Vorschriften, für die Gleichmäßigkeit der Disziplin, damit einer wie der andre behandelt wird, ohne zu große Milde oder zu große Strenge. Die Inspekteure berichten mir über die Führung der Offiziere, bringen die zur Anzeige, die durch schlechtes Verhalten, Nachlässigkeit und Dummheit ihren Abschied erwirkt haben, und empfehlen solche, die durch Eifer oder Talente Auszeichnung verdienen. Sie besichtigen die Regimenter häufig, lassen sie exerzieren, verbessern die Mängel und halten die Revuen ab, wenn die Staatsgeschäfte mich daran hindern, selbst in die Provinzen zu reisen. Schließlich haben sie den Vorsitz bei den Enrollierungen und halten darauf, daß die Kantons nicht von den Hauptleuten schikaniert werden, wie es früher nur zu häufig geschehen ist.
Ich nehme alljährlich die Revue über die Regimenter ab, die sich bei Potsdam, Berlin, Stargard, Magdeburg und in Schlesien versammeln; denn diese Truppen<235> bilden den Kern der Armee. Sehr wahr sagt das Sprichwort: „Des Herrn Auge macht das Pferd fett.“ Der Offizier will durch Ehrgeiz geleitet werden, und nichts flößt ihm mehr Ehrgeiz ein, als wenn er sieht, wie der Herrscher und alle Prinzen ihm mit gutem Beispiel vorangehen. Würden diese Regimenter nicht so oft unter den Augen ihres Kriegshenn versammelt und exerziert, so ließe jedermann sich gehen. Sie sind es gewohnt, ihren König an der Spitze zu sehen, und an diesem Brauche darf nicht gerüttelt werden. Außerdem sind alle Rügen und Strafen, alle Auszeichnungen, die der Kriegsherr angesichts der sämtlichen Truppen austeilt, ein Sporn für den Ehrgeiz und Wetteifer. Der eine handelt aus Furcht vor Strafe, der andre, um Belohnung zu verdienen.
Bedenkt vor allem, daß der preußische Staat zerrissen, daß die Kurmark ein offenes Land ist und daß wir uns nur so lange behaupten werden, als wir ein gutes Heer haben. Dann werdet Ihr einsehen, daß alles, was die Armee angeht, für uns Ehrensache sein muß, und daß wir weder Sorge noch Mühe sparen dürfen, sondern mit gutem Beispiel vorangehen müssen, um sie kriegstüchtig zu erhalten.
Da die Revuen im Frühjahr stattfinden, wenn die Felder bestellt sind, so muß man sich darauf beschränken, das im großen auszuführen, was im kleinen auf dem Exerzierplatz geschieht. Da man auf diese Weise die Offiziere aber unmöglich ausbilden kann und sie nur auf kriegsmäßigem Gelände etwas lernen, so ziehe ich im Herbst nach der Ernte größere Korps zusammen, und dann findet die ganze Übung nur für die Generale und Offiziere statt, ohne Rücksicht auf den gemeinen Mann. Da lernen sie gegebene Anordnungen pünktlich ausführen und das Gelände gründlich ausnutzen. Die Generale lernen geschickt mit ihren Brigaden manövrieren, die Offiziere ihre Bataillone gut führen. Man läßt Angriffe aller Art und Rückzüge in allerlei Gegenden und unter den verschiedensten Kriegslagen ausführen.
Wird dergleichen nicht geübt, so verfallen die Offiziere in die gröbsten Fehler, sogar ohne es zu wissen. Durch die Unwissenheit der Offiziere und Generale ist schon mehr als eine Schlacht verloren gegangen, mehr als eine Unternehmung gescheitert. Man kann sich nicht Mühe genug geben, ihnen die Regeln der Kriegskunst einzuschärfen und sie anwenden zu lassen. Die Kriegskunst ist für den Staat so wichtig, daß man staunt, wie sehr sie vernachlässigt wird. Wie? Man kann nicht Schustermeister werden, ohne lange gelernt und Schuhe gemacht zu haben, und in andern Ländern befördert man Obersten und Generale, die höchstens auf der Jagd Pulver gerochen haben! Wer nur auf der Karte Kriege geführt hat, wird sehr in Verlegenheit kommen, wenn er dem Feind gegenüber handeln soll. Die einzige Möglichkeit zur Ausbildung derer, die keinen Krieg mitgemacht haben, besieht darin, sie auf verschiedenem Gelände Truppen führen zu lassen. Dann bilden sie ihren Blick und lernen die Vor- und Nachteile des Geländes rasch erfassen, bekommen Übung in der Taktik und den verschiedenen Dispositionen, erlangen Kenntnis aller Vorteile, die man<236> aus dem Gelände ziehen kann, und gewöhnen sich, sie in jeder Lage auszunutzen, sobald sie dem Feinde gegenüber zu manövrieren haben. Dem Gelände widme ich einen besonderen Abschnitt236-1.
Die Infanterie in Kriegszeiten
Beim Beginn eines Krieges darf die Infanterie nicht gleich an den ersten Tagen zu große Märsche machen; denn das wäre ihr Verderb. Man muß sie nach und nach in Übung bringen: dann erträgt sie die größten Strapazen. Man hält darauf, daß die Leute korporalschaftsweise kochen, und ergreift alle Maßregeln gegen das Desertieren, wie sie in meiner Instruktion für die Generale angegeben sind, die Ihr am Schluß dieses Werkes findet236-2.
Will man eine Armee in Marsch setzen, so gilt die erste Sorge ihrer Verpflegung. Aus dem Abschnitt über das Kommissariat habt Ihr ersehen, welche Vorkehrungen zur Errichtung von Magazinen getroffen sind236-3. Das genügt aber nicht. Man muß die Möglichkeit haben, Proviant für vier Wochen bei den Truppen mitzufühlen. Wir haben Mehlwagen und eiserne Backöfen. Fourage findet man allenthalben auf den Feldern oder in den Scheunen. Beim Einmarsch in Feindesland gilt es, die Orte sorgfältig auszuwählen, wo man Magazine anlegen will. Das Hauptdepot muß am weitesten zurück und das kleinste der Armee am nächsten sein; denn es ist feindlichen Handstreichen am meisten ausgesetzt.
In Böhmen und Mähren kommt man oft in Verlegenheit, solche sicheren Orte zu finden; denn dort gibt es fast gar keine verteidigungsfähige Stadt236-4. Dadurch wird das Kriegführen in jenen Ländern noch schwieriger, zumal man von den Einwohnern verraten wird.
Vor allem muß man in Kriegszeiten auf Ordnung und Disziplin halten und sie selbst auf das strengste handhaben. Der Soldat desertiert deswegen nicht häufiger; aber selbst wenn das der Fall wäre, ist es besser, hundert Schufte weniger und die übrigen in guter Zucht zu haben, als mit einem schlecht disziplinierten Heere vor dem Feinde zu stehen.
In den Standlagern236-5 werden die Regimenter wie in Friedenszeiten exerziert, insbesondere die Rekruten, um sie ebenso gut auszubilden wie die andern. Detachements aus verschiedenen Truppenteilen zusammenzustellen, ist bei uns nicht Brauch; denn die Leute kennen sich nicht, und die Disziplin leidet allemal darunter. Wir detachieren immer nur ganze Bataillone. Der einzige Fall, wo gemischte Detachements gemacht werden können, kann eintreten, wenn man eine Stadt ver<237>teidigen will, sie aber zu verlieren fürchtet. Wird sie vom Feinde genommen, so büßt Ihr wenigstens kein ganzes Korps ein, und der Verlust wird nicht empfunden.
Jede Armee hat stets Kranke und Verwundete, nach großen Schlachten öfters sehr viele. Man muß Lazarette haben. Menschlichkeit und Dankbarkeit gegen die, die ihr Leben so oft für den Staat einsetzen, gebieten, wie ein Vater für sie zu sorgen. Zu ihrer Pflege muß man Ärzte und Feldschere in genügender Zahl haben, vor allem aber ein paar alte Offiziere von erprobter Rechtschaffenheit, die darüber wachen, daß jeder seine Schuldigkeit tut, daß niemand die Nahrungsmittel stiehlt, die Suppe und was der Staat sonst zur Pflege und Heilung dieser ruhmvollen Opfer bezahlt. Es empfiehlt sich, bei den Armeen einen Vorrat an Essig mitzuführen, um ungesundes und sumpfiges Wasser zu verbessern. Der Soldat setzt dem Wasser etwas Essig bei: dadurch wird es klar und unschädlich. Will man eine Schlacht liefern, so muß stets eine Anzahl von Ärzten und Feldscheren bei der Armee sein, damit die verwundeten Offiziere und Soldaten rasch verbunden werden und die erste Hilfe finden.
Rücken die Truppen in die Winterquartiere, so dürfen sie ihre Stuben nicht zu stark heizen; sie müssen purgiert und dann zur Ader gelassen werden, um dem Ausbruch von Krankheiten und Seuchen nach Möglichkeit vorzubeugen. Darauf beginnt das Exerzieren wie in Friedenszeiten. Man muß, somit angängig, die Truppen ablösen, die die Postenkette der Winterquartiere bilden, damit sie etwas Ruhe bekommen und ebenso wie die andren exerzieren können.
Mehr als sonst sind im Kriege rasche Belohnungen und strenge Strafen nötig; denn das Verdienst muß geehrt werden, sowohl um seiner selbst willen, wie um edlen Wetteifer bei den andren anzuregen. Ein Offizier, der eine glänzende Tat vollbracht hat, soll zwei Grade aufrücken, schmeichelhafte Auszeichnungen erhalten und, wenn er arm ist, Mittel zur Ausbesserung seiner Verhältnisse bekommen. Die strengsten Strafen stehen auf Nachlässigkeit im Nachtdienst und Nichtbefolgung von Befehlen; denn Feigheit läßt sich nicht anders bestrafen, als daß man solche Memmen mit Schimpf und Schande wegjagt.
Die Kavallerie in Friedenszeiten
Mein Vater hinterließ mir eine schlechte Kavallerie. Fast kein Offizier verstand sein Handwerk. Die Reiter hatten Angst vor ihren Pferden, bestiegen sie fast nie und tonnten nur zu Fuß exerzieren, beinahe wie die Infanterie. Die schweren Leute und großen Pferde machten sie so unbehilflich, daß sich dadurch im Ersten Schlesischen Kriege die Notwendigkeit einer vollständigen Umgestaltung dieser Waffe ergab237-1.
<238>Wir wollen bei der Kavallerie keine großen Leute; 5 bis 7 Zoll genügen für die Kürassiere und Dragoner, 2 bis 5 für die Husaren, vorausgesetzt, daß die Leute nicht kränklich, noch zu jung und schwächlich sind, sondern stark und kräftig. Große Pferde sind völlig untauglich. Die Kavalleriepferde sollen zwischen 5 Fuß 1 Zoll und 5 Fuß 3 Zoll groß sein; keine friesischen Pferde, die zu schwer sind, sondern holsteinische oder auch neumärkische und ostpreußische. Unsre Dragoner haben noch kleinere Pferde: 5 Fuß 2 Zoll. Alle Dragonerregimenter bilden ihr drittes Glied aus Tartarenpferden. Einige Regimenter haben überhaupt nur diese Rasse; denn man kann sie täglich gebrauchen, und da sie oft vor den Feind kommen, werden sie kriegstüchtiger. Auch halten sie die Strapazen besser aus. Die Husarenpferde stammen aus demselben Lande und sind fast ebensogut; denn flinke Pferde geben einer Truppe großes Übergewicht gegenüber einer schwerer berittenen. Der Reiter vertraut feinem Pferde mehr und wird desto kühner, je besser er sich beritten weiß.
Was ich von der Disziplin der Infanterie gesagt habe, gilt auch für die Kavallerie; ich brauche es also nicht zu wiederholen. Aber die Ausbildung beider Waffen ist grundverschieden. Das Exerzieren der Infanterie erstreckt sich auf Waffen und Beine, das der Kavallerie auf die Reitkunst der Reiter und den Gehorsam der Pferde.<239> Beides erfordert unendliche Mühe. Damit jeder Mann wie ein Stallmeister reitet, muß die Schwadron Mann für Mann, Pferd für Pferd gleichmäßig ausgebildet sein, und so durch die ganze Armee. Das ist um so nötiger, als jeder einzelne Teil mit gleicher Sorgfalt gearbeitet sein muß, soll das ganze Räderwerk der Maschine ineinander greifen. Wie könnten auch Leute, die zu Pferde fechten, den Feind schlagen, wenn sie ängstlich und zaghaft ritten?
Sind die einzelnen Reiter ausgebildet, so stellt man sie in Reih und Glied, damit sie sich gemeinsam bewegen lernen. Sie müssen alle Schwenkungen flink ausführen und vor allem ungestüm attackieren, ohne Schwanken und Auseinanderkommen, und genau auf den Punkt hin, den der Führer angibt. Die Pferde haben vier Beine, folglich müssen sie den Vorzug rascherer Bewegung besitzen. Denn bei den Kavallerieangriffen gibt nicht die Größe der Pferde den Ausschlag, sondern das Ungestüm der Attacke.
Alles, was im Frühjahr geschehen kann, ist die Ausbildung der Reiter und Pferde und der ganzen Regimenter in den großen Attacken und den verschiedenen Formationen und Manövern bei der Avant- und Arrieregarde behufs Deckung der Armee oder des Rückzuges, und zwar beschränkt sich jede Übung auf das rein Mechanische, mit Ausnahme der Leute, die zum Patrouillenreiten angelernt werden; eine unerläßliche Kenntnis für die Kavallerie, die vom einzelnen Reiter selbständiges Denken verlangt. Daher werden auch die Flankeure und Patrouillenreiter besonders ausgesucht und ausgebildet.
Ich habe Inspekteure bei der Kavallerie eingesetzt, aus demselben Grunde wie bei der Infanterie239-1, um über die gleichmäßige Ausbildung der Regimenter zu wachen, die Truppen öfters zu inspizieren und auf die Ausführung meiner Vorschriften zu halten239-2. Es gibt zwar tüchtige Generale und Regimentschefs, die Tapferkeit und gute Eigenschaften zeigen, aber sie sind nicht imstande, Ordnung zu halten. Es ist daher ebenso schwer, vier sirenge Inspekteure zu finden als eine solche Fülle von Chefs.
In vielen Fällen müssen die Dragoner absitzen und zu Fuß fechten, wenn die Infanterie nicht zur Stelle ist. Darum lernen sie zu Fuß angreifen wie die Infanterie. Da man dies aber nur im Notfalle von ihnen verlangt, so muß man keine große Vollkommenheit in den Bewegungen und im Angriff fordern. Ihr Hauptdienst ist stets zu Pferde. Die Husaren haben Karabiner, die in manchen Fällen gute Dienste geleistet haben, wo es galt, feindliche Husaren aus Dörfern oder Gehölzen zu verjagen, in denen sie sich eingenistet hatten.
Ich habe die Revue über die Kavallerie stets selbst abgehalten; ich habe sie selber exerziert, damit sie merkte, daß die Übungen, die man sie machen ließ, von mir selbst ausgingen, sowie um die aus Ehrgeiz Dienenden anzufeuern und die anzutreiben, die ihre Arbeit nur wie Tagelöhner verrichten. Erst ließ ich sie die Evolutionen, Be<240>wegungen und Attacken machen, die die Grundlage aller Kriegsmanöver bilden. Danach ließ ich einige Dispositionen ausführen, die im Felde täglich vorkommen und vor dem Feinde sozusagen das tägliche Brot sind.
Die schlesischen Regimenter haben den Vorteil, nach der Saatzeit ins Manöver zu rücken240-1. Die im Herbst bei Potsdam und bei Magdeburg versammelten Regimenter haben außerdem noch den Vorteil, daß jede Kompagnie eine Schwadron vorstellt240-2, sodaß die Offiziere, die gegenwärtig noch keine Schwadron führen, ihr Handwerk im voraus lernen und sich zu den Stellen fähig machen, die sie erstreben sollen. Sie lernen nicht nur das Gelände beurteilen, sondern auch alle Bewegungen des Feindes aufmerksam verfolgen, um dessen Fehler zu benutzen. Unsre Husarenoffiziere leisten in all diesen Zweigen Hervorragendes. Sie haben Blick für das Gelände, Selbstvertrauen und alle Kriegserfahrung, die ein Offizier besitzen kann. Unsre Dragoneroffiziere haben sich in den letzten Feldzügen gut gemacht, da sie den Feind öfter zu Gesicht bekommen haben als die andren. Die Kürassieroffiziere sind noch nicht so beweglich; denn bei ihren schwereren Pferden konnte ich sie nicht zu Detachements verwenden und sie nicht zu allem gebrauchen.
Die Kavallerie in Kriegszeiten
Eine geübte und disziplinierte Kavallerie wie die unsre muß beim Beginn des Feldzuges alle erdenklichen Vorteile über die feindliche haben, da die Offiziere im Vollbesitz all ihrer Dienstkenntnisse sind und die Soldaten all ihre Befehle strikt zu befolgen vermögen.
Im Kriege macht Euch eine gute Kavallerie zum Herrn des Landes. Zwei oder drei Handstreiche, die ihr hintereinander gelingen, reichen hin, um den Feind einzuschüchtern, sodaß er nicht mehr den Mut hat, sich vor ihr zu zeigen. Ich bin innerlich überzeugt, daß unsre Kavallerie sich in der Ebene jeder andern Kavallerie überlegen zeigt, wenn das Mißverhältnis der Zahl nicht zu groß ist.
Im Felde fallen die Detachements und Patrouillen hauptsächlich den Husaren und Dragonern zu. Bei den Patrouillen muß man darauf halten, daß sie genau ausgeführt werden. In den Feldlagern, wo ich kommandierte, ließ ich mir von den Offizieren persönlich Meldung erstatten und alle Fragen beantworten.
Im Stellungskriege muß man darauf sehen, daß die Kavallerie dem mörderischen Geschützfeuer nicht unnötig ausgesetzt wird. Sie kann sich dagegen nicht wehren und würde völlig zugrunde gerichtet. In einem Verteidigungslager oder auf Anhöhen deckt man die Kavallerie durch die Höhen selbst, aber so, daß sie zum Ein<241>greifen bei der Hand ist. Von der Art, wie sie zu gebrauchen ist, werde ich bei dem Abschnitt über die Heerführung im Großen reden241-1. Zum Angriff auf eine feste Stellung könnt Ihr nur Infanterie und Artillerie verwenden. Eure Kavallerie müßt Ihr in einer nahen Talmulde aufstellen, sodaß sie beim ersten Signal unversehrt Heraneilen kann, um nach Eurem Gutdünken eingesetzt zu werden. Alle Bewegungen der Kavallerie sind rasch; sie kann das Los einer Schlacht im Handumdrehen entscheiden. Man muß sie nur zur rechten Zeit gebrauchen. Ich werde im Verlauf dieser Schrift Regeln aufstellen, wie sie richtig verwandt wird.
Die Kavallerie ergänzt sich im Kriege leicht; denn ihr Dienst ist nicht so verlustreich wie der Infanteriedienst, und sie hat mehr Gelegenheit zum Beutemachen — ein verlockender Köder für die große Menge, die nur ihren persönlichen Vorteil kennt und nicht weiß, was Ruhm ist. Geht das Kriegsjahr zu Ende, so trifft man Maßregeln, die Leute neu beritten zu machen. Ich weiß nicht, wie man es fertig bringt, stets die nötige Anzahl Remonten zu finden. Es macht manchmal größere Kosten; trotzdem hat es uns nie an Remonten gefehlt.
Die Husaren und einige Dragonerregimenter werden gewöhnlich zur Postenkette der Winterquartiere bestimmt. Wenn irgend möglich, wünsche ich, daß für ihre Ablösung gesorgt wird, da ein wenig Erholung und Ruhe den Trieb des Ehrgeizes wieder anstachelt. Denn bei einem überanstrengten und erschöpften Menschen stumpft jedes Gefühl ab, und Seele wie Körper erschlaffen.
Vor Beginn des Feldzuges muß die Kavallerie in ihren Quartieren exerzieren, genau wie die Infanterie. Denn will man Ordnung halten, so muß man alle Tage daran arbeiten. Das ist gerade wie bei einer Uhr, die stehen bleibt und verdirbt, wenn man sie nicht Tag für Tag aufzieht.
Unsre Kürassierregimenter sollen eine Kriegsstärke von 1 000 Mann haben; ebensoviel sollen die Dragonerregimenter zu 5 Schwadronen zählen, und die Husarenregimenter 1 600 Reiter241-2. Aus diesem Grunde will ich die Husarenregimenter im Jahre 1770 um je 300 Mann vermehren, damit Zeit ist, sie im Frieden auszubilden, und damit sie im Kriege nutzbar werden. Unsre Mittel erlauben uns nicht, dies bei der ganzen Kavallerie durchzuführen; daher braucht sie nur 150 Mann für je 5 Schwadronen.
Bei der Infanterie habe ich die Inspektion Möllendorff auf Kriegsfuß gebracht241-3; denn im Falle der Not könnte man die fehlenden Leute weder durch Kantonisten noch durch Ausländer ersetzen.
<242>Die Quartiermeister und Ingenieure
Die Taktik wird zur unnützen Kunst, wenn sie nicht dem Gelände angepaßt istBei richtiger Kenntnis des Geländes findet man erstaunliche Hilfsmittel im Unglück. Auf diesem Grundsatz beruhen die wahren Erfolge, und die meisten Feldherren, denen ein Unglück zustößt, haben das lediglich der Nichtbeachtung jener Regeln oder auch ihrer Unwissenheit zuzuschreiben. Das Gelände ist für den Soldaten dasselbe wie das Schachbrett für den Schachspieler, der mit seinen Bauern, Läufern, Türmen usw. Züge machen will.
Die Griechen erteilten den jungen Bürgern, die sich dem Waffenhandwerk widmeten, Unterricht in der Taktik, Geometrie und Militärgeographie. Ich habe eingesehen, wie nützlich eine solche Einrichtung in Preußen ist, und habe sie nachgeahmt. Ich lasse junge, begabte Offiziere unter meinen Augen Arbeiten über alles machen, was sich auf die Lagerkunst, die Fortifikation und die Dispositionen zu Kriegsoperationen bezieht, wie die Taktik sie lehrt. Aber die jungen Leute machen bei ihrem großen Leichtsinn und ihrer Neigung zu Ausschweifungen keine großen Fortschritte. Sie sollen bei den verschiedenen Armeen für die Lager und Märsche verwandt und den Detachementsführern beigegeben werden, um Stellungen für sie auszusuchen und die Märsche ihrer Kolonnen zu bestimmen. Da sie alle möglichen Dispositionen lernen und stets im großen arbeiten, so müssen aus ihnen mit der Zeit ausgezeichnete Generale hervorgehen, wenn sie durch ihren unseligen Hang zu Ausschweifungen nicht auf Abwege geraten.
Die Ingenieuroffiziere können in doppelter Weise verwandt werden. Einige haben Talent für die Feldbefestigungskunst: die kann man auf die Armeen verteilen. Andre beschränken sich auf den Angriff und die Verteidigung fester Plätze: die müssen den Festungen zugeteilt und herangezogen werden, wenn man eine Belagerung vorhat.
Ein großer Fehler unsrer Infanterieoffiziere ist ihr geringes Interesse für die Fortifikation und die meist krasse Unkenntnis des Geländes und der Vorteile, die man daraus ziehen kann. Sie drillen zwar ihre Leute gut ein, und das ist ja auch sehr nötig und wesentlich, aber sie vernachlässigen jene Kenntnisse, die Offiziere wie sie nicht entbehren können. Dank den Fortifikationsschulen242-1, die ich in allen Provinzen eingerichtet habe, werden unsre jungen Subalternoffiziere ihre Vorgänger übertreffen. Wenn sie zu höheren Stellungen gelangt sind, wird man die Wirkung ihrer besseren Ausbildung merken.
<243>Festungen
Die meisten meiner Festungen sind in Schlesien. Ich lasse sie jetzt ohne Rücksicht auf die Kosten verstärken; denn besser gar keine als schlechte Festungen. Mein System legt die Verteidigung der Werke in den gedeckten Weg und in die Tiefe der Gräben, sowohl der trocknen wie der Wassergraben, und ich treffe alle mögliche Vorsorge, um Überrumpelungen unmöglich zu machen. Die Verteidigung des gedeckten Weges beruht hauptsächlich auf den Minen und auf einigen vorgeschobenen Werken, die den Feind fernhalten und ihn zu ihrer Belagerung zwingen, bevor er an das Glacis herankommen kann.
Schweidnitz wird im nächsten Jahre (1769) fertig; Kosel ist es bereits. An Silberberg, Neisse und auch an Breslau wird im nächsten Jahre gearbeitet werden. Ich hoffe, alle drei Festungen 1770 fertig zu haben. Indes ist noch eine Anzahl von Kasematten nötig, die ich errichten lassen werde, wenn ich am Leben bleibe. Sobald Silberberg ausgebaut ist, muß das alte Schloß von Glatz ausgebessert werden. Die alten, baufälligen Gebäude müssen niedergerissen, gute Kasematten angelegt und der Plan des Oberstleutnants Pinto243-1 teilweise ausgeführt werden. Dann sind nur noch die Gräben von Glogau zu bekleiden und zu vertiefen und das Galgenfort zu erhöhen.
Sind diese Festungen völlig ausgebaut, so ist der Besitz von Schlesien gesichert. Es kommt dann nur noch auf gute Auswahl der Offiziere an, denen man die Verteidigung anvertraut; aber das ist schwerer, als man denkt.
Die Festung Silberberg243-2 habe ich angelegt, um freien Einmarsch in die Grafschaft Glatz zu haben und die Festung Glatz entsetzen zu können, falls der Feind sie belagert. Außerdem sichert und deckt Silberberg die linke Flanke des Landeshuter Lagers, eines der wichtigsten zum Schutze von Niederschlesien.
Die Feldzüge der Österreicher in den Jahren 1757 und 1760 haben gezeigt, wie wichtig die Befestigung von Breslau ist243-3. Die Stadt soll wenigstens so weit befestigt werden, daß sie den Feind zwei Monate lang aufhalten kann. Das ist genug, um ihr zu Hilfe zu eilen.
Ich habe zwei Festungen in Pommern und eine ebenso wichtige in der Neumark. Als die Russen uns bekriegten, hat Kolberg allein ihr Vordringen lange aufgehalten. Ebenso Küstrin. Diese Festung wird durch ihre Sümpfe geschützt. Aber Kolberg muß ausgebaut werden. Ich habe den Plan entwerfen lassen, nebst den Hafenbefestigungen, und wenn der Himmel mich am Leben läßt, wird die Arbeit 1770 fertig sein.
<244>Auch Stettin, die Hauptstadt Pommerns, verlangt die gleiche Fürsorge. Die wichtigsten Arbeiten sind: Vertiefung der Gräben, Zusammenziehung der allzu weitläufigen Werte, sowie Minenanlagen im Glacis, die noch ganz fehlen. Gut ist die Befestigung von Damm, die als Brückenkopf für die Lastadie244-1 dient. Es sind zwar nur Erdwerte, aber die umliegenden Sümpfe machen sie unzugänglich.
Von Spandau nur ein Wort. Es ist in Wahrheit nur ein Nest und mehr als befestigtes Kriegsmagazin denn als Festung anzusehen. Sind Kriege und feindliche Einfälle zu befürchten, so muß eine gute Befestigung da angelegt werden, wo die Waffenfabrik liegt.
Die wichtigste von allen unsren Festungen ist Magdeburg. Sie ist der Zufluchtsort der königlichen Familie und der letzte Rückhalt des Staates244-2. Obwohl die Stadt ziemlich stark befestigt ist, scheint mir noch zweierlei wünschenswert: Verbindung der Stadtbefestigung mit dem Fort Bergen und Minenanlagen im Glacis. Die Befestigung der Sudenburg244-3 hat nur bis zur Eröffnung des Laufgrabens Wert. Ich möchte nicht raten, Truppen hineinzulegen, falls der Feind den Platz ernstlich belagern will. Indes werden die Mächte, die eine so schwierige Belagerung unternehmen wollen, zweierlei bedenken müssen: erstens die gewaltige Ausdehnung der Einschließungslinie, die Magdeburg erfordert, und zweitens das ganz flache und ebene Vorgelände, das uns fast sicher gewonnenes Spiel gäbe, wenn unsre Armee zum Entsatz heranrückte.
Die Invaliden
Undank ist beim Bürger ein häßliches Lasier. Er ist abscheulich bei einem Herrscher oder einer Republik, die es an Dankbarkeit fehlen lassen. Der Soldat, der seine Glieder, seine Gesundheit, seine Kraft und sein Leben dem Gemeinwohl opfert, hat, wenn er altersschwach oder verstümmelt ist, Anspruch auf die Wohltaten derer, für die er alles darangesetzt hat. Deshalb habe ich bei Berlin das Invalidenhaus gegründet244-4. Leider kann es nur 600 Mann aufnehmen, was bei der Stärke der Armee nicht genügt. Außerdem verfügt die Kriegskasse über einen Fonds, aus dem die armen Invaliden, die auf dem Lande ihr Leben fristen, einen Taler monatlich erhalten. Alle Unteroffiziere und alten Soldaten, die sich ausgezeichnet haben, bekommen kleine Anstellungen bei der Akzise, beim Zoll, bei der Tabaksregie und überall, wo Stellen, die sie ausfüllen können, offen sind. Aber trotz alledem gibt es immer noch eine Anzahl armer, bisher unversorgter Soldaten, für die ich einen kleinen Fonds zu schaffen gedenke.
<245>Die Offiziere sind in der gleichen Lage wie die Gemeinen. Es gibt Verwundete und Kränkliche, die nicht weiter dienen können und deren geringes Einkommen zu ihrem Unterhalt nicht ausreicht. Für sie hat man sich alles mögliche ausgedacht. Die früheren Generale bekommen Pensionen von 1200 und 2 000 Talern. Was die übrigen betrifft, so werden sie Postmeister oder Domänenräte, falls sie dazu taugen; wieder andre weiden beim Kommissariat angestellt. Die schließlich, die man nirgends unterbringen kann, erhalten kleine Pensionen von ; bis 6 Talern monat, lich. Ist ein Stabsoffizier zu dumm, um seine Stellung auszufüllen, so schickt man ihn in Pension, um sich seiner zu entledigen. Für solche Ausgaben hat die Kriegs, lasse ungefähr das Nötige.
Einige Regimenter haben im letzten Kriege ihre Schuldigkeit so schlecht getan, daß ihre Invaliden zur Strafe keinen Anteil an den Wohltaten erhalten, die den andren zugestanden sind; denn Lohn und Strafe müssen den geleisteten Diensien entsprechen. Im übrigen zwingen Menschlichkeit, Mitleid, Dankbarkeit und alle Menschenpfiichten den Herrscher, seine Großmut und Freigebigkeit auf alle Untertanen auszudehnen, die sie durch ihre früheren Leistungen und ihr jetziges Elend verdient haben.
<246>Die Grundprinzipien des Krieges
Es geht mit der Kriegskunst wie mit allen Künsten. Sie ist bei rechtem Gebrauch nutzbringend und bei Mißbrauch verderblich. Ein Fürst, der aus Unruhe, Leichtsinn oder zügellosem Ehrgeiz Krieg führt, ist ebenso strafwürdig wie ein Richter, der mit dem Schwert der Gerechtigkeit einen Unschuldigen mordet. Gut ist jeder Krieg, der geführt wird, um das Ansehen des Staates aufrechtzuerhalten, seine Sicherheit zu wahren, den Bundesgenossen beizustehen oder einen ehrgeizigen Fürsten in Schranken zu halten, der auf Eroberungen sinnt, die Eurem Vorteil zuwiderlaufen.
Um die Mißerfolge ihrer Truppen zu beschönigen, bemühen sich die modernen französischen Schriftsteller, das Waffenhandwerk lächerlich zu machen und nach Kräften herabzuwürdigen246-1. Ihre Unverschämtheit verdiente, daß die Staatsgewalt dagegen einschritte; denn es gibt keine schönere und nützlichere Kunst als die Kriegskunst, wenn sie von anständigen Menschen geübt wird. Unter dem Schutze der edlen Vaterlandsverteidiger bestellt der Landmann seine Felder; die Gesetze werden von den Gerichten aufrechterhalten; der Handel blüht, und alle Berufe werden friedlich betrieben.
Ehrgefühl, Ruhmbegier und Vaterlandsliebe müssen die beseelen, die sich dem Waffendienst widmen, ohne daß schnöde Leidenschaften so edle Gesinnungen beflecken. Mit solchen Eigenschaften wird der Soldat achtbar, und ich sehe in ihm nichts als die Stütze der Herrschaft und das Bollwerk des Staates.
Wer die Kriegskunst beherrschen will, muß sie fortwährend studieren. Ich glaube durchaus nicht, sie erschöpft zu haben. Vielmehr bin ich der Ansicht, daß ein Menschenleben garnicht ausreicht, um damit zu Ende zu kommen; denn die Erfahrung hat mich von Feldzug zu Feldzug neue Grundsätze gelehrt, und es bleibt noch eine Unzahl von Dingen übrig, über die mich das Schicksal keine Erfahrungen sammeln ließ. Immerhin habe ich genug gesehen, um allgemeine Regeln zu geben, die besonders auf Preußen Anwendung finden.
Bei allen Kriegsunternehmungen hat man sein Augenmerk zuerst auf die Verpflegung zu richten. Lebensmittel müssen angehäuft werden. Das ist Sache des Kommissariats. Die Hauptmagazine sind in sicheren Orten anzulegen, die Depots weiter vorzuschieben und desto schwächer zu machen, je näher sie der Armee liegen, damit die Truppen nicht in Not kommen, wenn es dem Feinde gelingt, ein Depot zu zerstören.
Groß angelegte Feldzugspläne sind ohne Zweifel die besten; denn bei ihrer Ausführung merkt man bald, was daran unmöglich ist, und beschränkt sich auf das Ausführbare. Damit kommt man weiter als mit einem kleinen Plane, der nie zu etwas<247> Großem führt247-1. Ein Beispiel dafür. Als wir 1757 in Böhmen einrückten, ging mein Plan dahin, alle österreichischen Truppen von den Enden der Provinz nach der Mitte zusammenzutreiben. Unter diesen Umständen konnte eine Schlacht das Schicksal des ganzen Krieges entscheiden. Der Plan scheiterte, weil sich die ganze Armee des Prinzen Karl nach unsrem Siege bei Prag in die Festung warf, wodurch die Belagerung unmöglich wurde. Zweitens verloren wir die Schlacht von Kolin. Hätten wir sie aber gewonnen, so hätte sich die Armee in Prag auf Gnade und Ungnade ergeben müssen. Die Franzosen hätten dann nicht gewagt, über den Rhein zu gehen; die Russen wären an der Grenze von Kurland geblieben, und der Wiener Hof hätte sich den Frieden diktieren lassen müssen.
Solche großen Pläne sind nicht immer erfolgreich. Gelingen sie aber, so entscheiden sie den Krieg. Beweis: der Feldzug des Prinzen Eugen, der durch den Entsatz Turins ganz Italien von den Franzosen befreite (1706); Beweis: sein Feldzug in Bayern und die Schlacht bei Höchsiädt (1704); Beweis: seine Belagerung von Belgrad (1717)247-2. Solche Beispiele muß man sich zum Muster nehmen. Entwerft Ihr vier solcher Pläne und habt Ihr mit einem Glück, so seid Ihr für alle Mühe belohnt.
Den Hsierreichern gegenüber ist nur noch auf Stellungskriege zu rechnen247-3. Die Beweglichkeit unsrer Infanterie und die Überlegenheit unsrer Kavallerie zwingen sie, weite Ebenen zu meiden. Außerdem liefern ihnen Böhmen, Mähren, die sächsischen und schlesischen Grenzen ein geeignetes Gelände, um sich auf die Verteidigung zu legen. Ich habe keinerlei Anlaß zu glauben, daß sie sich auf Entscheidungsschlachten einlassen werden. Wohl aber werden sie mit überlegenen Kräften über die Detachements herfallen, um sie aufzuheben oder zu vernichten. Kommt es also bei meinen Lebzeiten noch zum Kriege, so kann ich Euch sagen, wie ich gegen sie verfahren würde. Um aber genau anzugeben, was alles zu geschehen hätte, müßte man genau wissen, wie die Lage beim Ausbruch des Krieges ist, welche Verbündeten wir und die Österreicher haben, in welchem Lande der Krieg geführt wird, kurz, alle näheren Umstände der künftigen Konstellation, die ich nicht kenne, da ich kein Prophet bin.
Zunächst würde ich so weit in Feindesland eindringen, als die Lebensmittel, die ich mitführen kann, es erlauben, dann auf Kosten des Feindes leben und mir das günstigste Gelände zum Kriegsschauplatz auswählen. Ich würde versuchen, meine Operationsbasis zu sichern, bevor der Feind in meine Nähe käme, würde das Gelände nach allen Seiten so weit auskundschaften lassen, als man Streifkorps vorschicken kann, würde rasch Karten von allen Örtlichkeiten aufnehmen lassen, die der Feind zum Lager benutzen könnte, und von allen Straßen, die dahin führen. Dadurch würde ich mir Kenntnis des Landes verschassen, und meine Karten gäben mir Aufschluß über alle angreifbaren und unangreifbaren Stellungen, die die Österreicher besetzen könnten. Zu einer Schlacht würde es mich nicht drängen; denn eine feste<248> Stellung läßt sich nur mit großen Opfern erobern, und in gebirgigen Gegenden fällt die Verfolgung nie entscheidend aus. Wohl aber würde ich mein Lager gut sichern, es mit größter Sorgfalt befestigen und vor allem danach trachten, die feindlichen Detachements gründlich zu schlagen. Denn durch Vernichtung eines detachierten Korps bringt Ihr Verwirrung in die ganze Armee, und es ist leichter, 15 000 Mann zu erdrücken, als 80 000 zu schlagen; die Wirkung aber ist bei geringerem Wagnis fast die gleiche. Viele kleine Erfolge erringen, heißt allmählich einen Schatz aufhäufen. Mit der Zeit wird man reich und weiß selbst nicht wie.
Angriffe auf starke Stellungen darf man nur im äußersten Notfalle unternehmen. Warum? Weil alle Nachteile auf seiten des Angreifers sind. Wenn ein geschickter Heerführer eine feste Stellung nimmt, wird er keine Anhöhe bis auf 3 000 Schritt, wo er eine Batterie errichten könnte, unbesetzt lassen. Eure Kavallerie dürft Ihr nicht gleich zu Beginn der Schlacht ins Feuer führen, wollt Ihr sie nicht unnütz zugrunde richten. Gegen eine beherrschende Anhöhe könnt Ihr weder mit Gewehr- noch mit Geschützfeuer etwas ausrichten. Das hieße, Bauern, die nur Knüppel tragen, gegen Leute führen, die bis an die Zähne bewaffnet sind. Ihr habt das feindliche Gewehrund Geschützfeuer und das noch viel mörderischere Kartätschfeuer auszuhalten, außerdem das der Kavallerie, die der Feind ebenfalls gebrauchen könnte.
Zwingt Euch trotz so vieler Hindernisse ein höheres Gebot, solchen Gefahren die Stirn zu bieten, so gibt es immer noch Mittel dazu. Ihr dürft nur einen Abschnitt der Stellung angreifen, den rechten oder linken Flügel oder die Mitte, je nachdem man es leichter findet. Hält man sich aber nicht an die beherrschende Höhe in diesem Gelände, so geht man seiner ersten Erfolge wieder verlustig; denn der erste Ansturm entscheidet das Los der Schlacht, und die Truppen verlieren den Mut, wenn sie nach einem ersten Erfolg über den Feind auf eine größere Schwierigkeit stoßen248-1.
Folgendes schreiben die taktischen Regeln für den Schlachtplan vor. Die Armee marschiert der feindlichen Stellung schräg gegenüber auf, sodaß der Angriffsflügel dem Feinde näher sieht als der ihm versagte248-2. Vor der Armee formieren sich in einem oder zwei Treffen die zum Angriff bestimmten Truppen. In Ermangelung der Kanonen errichtet man Haubitzbatterien, um das Feuer der Stellung zu dämpfen und den Angriff zu unterstützen. Den ersten Angriff würde ich den Freibataillonen zuweisen, und zwar in zerstreuter Ordnung und im Schützengefecht. Je mehr sie das feindliche Feuer auf sich lenken, in um so besserer Ordnung können die regulären Truppen an den Feind herankommen. Ich würde Kanonen bereithalten, um den Angreifern zu folgen und in der eroberten Stellung sofort aufzufahren. Dann ließe ich neue Infanterie zur Unterstützung vorrücken, um den Sieg zu vollenden, und in dem Maße, wie man diese einsetzte, käme auch die Kavallerie an die Reihe. Angenommen, es sei physisch oder moralisch unmöglich, die Stellung zu nehmen, so ließe<249> ich die Angriffstruppen zurückgehen und sie von der Armee aufnehmen. Diese und die zurückgehaltene Kavallerie würden zur Sicherung des Rückzuges ausreichen.
Steht der Feind nur auf sanft abfallendem Gelände, so kann man nach mehreren, fruchtlosen Infanterieangriffen dreist die Kavallerie, in Kolonnen formiert, einsetzen, und in wenigen Minuten sind die furchtgebietenden Linien der stolzen Österreicher über den Haufen geworfen. Glücklicherweise kennt noch niemand diese Kolonnenattacke der Kavallerie249-1. Einige Kavalleriegenerale weiden sie ausführen, sobald es nötig wird. Sie ist als Staatsgeheimnis zu betrachten, ebenso wie der Gebrauch der zehnpfündigen Haubitzen249-2. Denn sobald diese Dinge bekannt sind, benutzt man sie gegen uns, und wir kommen um den Vorteil der Erfindung.
Es ist ein großer Irrtum, zu glauben, Schlachten in der Ebene seien ein geringeres Wagnis als Angriffe auf feste Stellungen. Auf freiem Felde wirkt das Geschützfeuer verheerend. Das schlimmste ist, daß Ihr beim Angriff auf den Feind alle seine Batterien bereits in Stellung findet. Er kann also auf Euch schießen, während Ihr die Euren erst errichten müßt: das ist ein gewaltiger Unterschied! Auch in der Ebene dürft Ihr niemals mit Treffen gegen Treffen vorgehen; denn damit setzt Ihr alles aufs Spiel, und werdet Ihr geschlagen, so bleibt nichts übrig, um die Trümmer zu decken. Stets müssen besondere Angriffe der Armee vorangehen, damit das Gros nicht dem Kartatschfeuer ausgesetzt ist und, wie gesagt, nicht alles auf eine Karte gesetzt wird. Die Reserven sind von größter Wichtigkeit. Recht benutzt, können sie die Schlacht entscheiden. Ein Heerführer, der über eine Reserve verfügt, kann viel Unglück wieder gutmachen. Hat er keine, so sinkt er zum bloßen Zuschauer einer großen Begebenheit herab. Ist die Disposition getroffen und kein zweites Treffen, keine starke Reserve vorhanden, so liegt die Gefahr sehr nahe, daß er geschlagen wird. Hingegen kann er mit Hilfe von beidem Verluste wettmachen, Unterstützung dorthin schicken, wo der Feind seinen Hauptstoß führt, ja öfters sogar mit der Reserve die Flanke der ganzen feindlichen Armee umgehen und ihr in den Rücken fallen.
Ist eine Schlacht in der Ebene unvermeidlich, so entscheidet der Angriff eines Kavallerieflügels den Sieg. Dann kann die leichte Artillerie249-3 Wunder tun, wenn sie kurz vor der Attacke kräftig in die feindliche Kavallerie hineinfeuert. Siegt man in der Ebene, so muß man den geschlagenen Gegner unermüdlich verfolgen. Hier bietet sich eine Gelegenheit, ihn zu vernichten, da er in der Ebene keine Ausnahmestellung findet, die Eurem Nachdrängen Einhalt gebietet. Hat man also die Wahl des Schlachtfeldes, so muß man offenes Gelände dem bedeckten vorziehen; denn im letzteren könnt Ihr Eure Erfolge nicht ausnutzen, und eine Schlacht ohne Verfolgung kostet Euch ebensoviel Menschen wie eine andre, schwächt den Feind aber nicht wesentlich und läßt Euch oft nur eine halbe Meile Terrain gewinnen.
<250>Auf dem Marsche muß die Armee in der Regel drei getrennte Korps zu ihrer Verfügung haben: eine Avantgarde zum Aufklären des Geländes, durch das sie marschieren soll, eine Arrieregarde, um die Marschkolonnen im Rücken zu decken, und eine Reserve zum Gebrauch nach Bedarf, sei es zum Flankenschutz der Kolonnen nach Art von Seitenpatrouillen, wenn der Feind nahe ist, sei es zur Deckung der Bagage. Man marschiert in möglichst vielen Kolonnen. In unsren Ländern können wir selten mehr als vier haben. Ich zähle hierbei die Bagage nicht mit, die, wenn möglich, zwei bis drei Kolonnen formiert, falls man der feindlichen Stellung parallel marschiert. Marschiert man z. B. treffenweise links ab, so muß die Bagage auf die linke Seite der Treffen gehen, damit die Armee sie deckt. Marschiert man rechts ab, so hält sie sich rechts von den Treffen. Rückt man vor, so folgt die Bagage zwischen den Kolonnen und der Arrieregarde. Beim Rückzug geht die Bagage voraus, jedesmal mit einer besonderen Bedeckung.
Die Armee kann unmöglich stets konzentriert bleiben. Oft tritt der Fall ein, daß man detachieren muß. Der triftigste Grund für einen Heerführer, Teile von der Armee abzusondern, ist der, den der Marschall von Luxemburg hatte. Um König Wilhelm III. durch Absendung starker Detachements zu schwächen, schickte Luxemburg selbst solche aus, mit der geheimen Absicht, sie wieder zurückzurufen, und zog sie dann wieder an sich. König Wilhelm ließ sich dadurch überlisten, und so wurde er bei Neerwinden geschlagen250-1. Alle diese Einzelheiten findet Ihr in der Kriegsgeschichte von Quincy250-2 und in den Memoiren von Feuquières250-3, auf die ich Euch hiermit verweise.
Detachieren muß man, um Stellungen rechts und links von der Armee zu besetzen, damit der Feind Euch nicht umgeht. In einiger Entfernung vom Feinde muß man leichte Truppen so dicht gegen dessen Armee vorschieben, als es in der Ebene ohne Gefahr für sie angeht. Dazu nimmt man ein paar Husaren- und Dragonerregimenter. Sie müssen Euch Nachricht über den Feind verschaffen, und ihre Patrouillen müssen immerfort unterwegs fein. Zwischen sie und die Armee schiebt man einige Freibataillone, um ihren Rückzug zu sichern, falls sie zurückgedrängt werden. In waldigem Gelände schiebt man ein starkes Korps leichter Infanterie vor, dem man zur Verstärkung und zum Schutze einige Husaren beigibt.
Man nimmt ferner Detachierungen vor, um wichtige Übergänge oder Stellungen zu besetzen. Dazu muß man in fast allen Fällen eine starke Infanterieabteilung wählen; denn man hat sich wohl einzuprägen, daß man Truppen nur in geeignetem Gelände verwenden darf, wo sie fechten können. Eine Stellung zu halten, Gehölze, Wälder und Flußübergänge zu bewachen, ist Sache der Infanterie. Nie kann Kavallerie allein eine Stellung behaupten: der Kanonen wegen. Ferner darf die Kavallerie nicht verwandt werden in sumpfigem oder von Gräben durchsetztem<251> Gelände, in großen Wäldern mit Unterholz oder im Gebirge. Sie braucht Ebenen, um sich hervorzutun; denn sie muß alle ihre Bewegungen rasch ausführen, und wie kann sie das, wenn sie in Defileen steckt oder in Sümpfen festsitzt? Man detachiere sie also in der Ebene; dort ist sie vortrefflich für Überraschungen; denn man muß sie da anwenden, wo sie ihre ganze Kraft entwickeln kann, und nicht in einem Gelände, dessen Hindernisse jeden Erfolg vereiteln.
Von allen Kriegsoperationen erfordert keine so viel Umsicht und Klugheit wie eine Rückwärtsbewegung. Beim Rückzuge seid Ihr sicherlich im Vorteil, wenn das Gelände in der Rückzugslinie ansteigt, da Ihr so eine Art von Glacis habt, das Eurem Geschütz- und Gewehrfeuer merklicheÜberlegenheit sichert. Das Rückzugsgelände muß stets vorher rekognosziert werden, damit man seine Dispositionen der Örtlichkeit anpassen kann. Am meisten empfiehlt sich eine staffelweise Postierung der Truppen von Stellung zu Stellung, aus denen sie sich derart aufeinander zurückziehen, daß sie immer unterstützt sind. Dergleichen Manöver sind langsam, aber sicher. Bei gewissen Gelegenheiten muß man zu ihnen greifen, wie bei unserm Rückzug nach Lau-ban, dessen ausführliche Beschreibung Ihr in meinen Denkwürdigkeiten findet251-1. Ein andres Rückzugsverfahren hat mir 1758 gute Dienste geleistet, als wir Böhmen räumten. Es besieht darin, dem Feind Hinterhalte zu legen251-2. Hat er sich ein paarmal blutige Köpfe geholt, so kehrt er nicht mehr zurück und läßt Euch beim Weitermarsch in Frieden. Man muß ein ganzes Arsenal von Dispositionen und Kriegslisten im Kopfe haben, wenn man Krieg führen will, oder man kommt nie aus der Verlegenheit.
Feste Stellungen sind zu wichtig, um sie hier mit Stillschweigen zu übergehen. Hätte ich Krieg zu führen, ich würde mein Lager immer nur in einer festen Stellung aufschlagen, um nie zum Kampfe gezwungen zu werden, wenn es mir nicht beliebt. Nachfolgend eine kleine theoretische Abhandlung über die Stellungen, die nicht unnütz sein dürfte. Meine Quartiermeister haben von mir eine ausführliche Instruktion erhalten, die Ihr Euch geben lassen könnt, um den Gegenstand gründlich kennen zu lernen und ihn völlig zu beherrschen.
Die verschiedenen Stellungen liegen hinter Defileen, Flüssen oder Sümpfen, in der Ebene zwischen Wäldern, in bergigem Gelände auf Anhöhen oder Bergen, die die Umgegend beherrschen. Die Hauptsorge, die für jedes Gelände die gleiche bleibt, ist die Sicherung Eurer Flanken. Lagert Ihr hinter einem Defilee, so habt Ihr den Vorteil, daß der Feind Euch nur in schmaler Front angreifen kann. Habt Ihr auf Euren Flügeln erhöhtes Gelände, so müßt Ihr es besetzen und befestigen, entweder durch gute Verhaue oder durch Schanzen, Palisaden oder breite Gräben.
Steht Ihr hinter einem Flusse, so habt Ihr weniger auf Eure Front als auf Eure Flanken zu achten. Denn will der Feind über den Fluß gehen, so wird er es nicht<252> Euch gegenüber, sondern rechts oder links von Euch tun. Ihr müßt also leichte Kavallerie auf Eure beiden Flügel detachieren, um über seine Bewegungen benachrichtigt zu werden. Habt Ihr das Gelände zu beiden Seiten sorgfältig rekognoszieren lassen, so könnt Ihr Eure Marschbefehle mit solcher Genauigkeit geben, daß Ihr den Feind in dem Augenblick angreift, wo der geringste Teil seiner Truppen auf Eure Flußseite übergegangen ist. Die beste Art, dem Feind einen Flußübergang streitig zu machen, ist, ihm jenseits des Flusses entgegenzutreten252-1. Das riet ich auch dem Prinzen Ferdinand bei der Verteidigung des Weserübergangs, und er hat es ruhmvoll ausgeführt252-2.
Steht man hinter Sümpfen, so muß man in erster Linie für die Sicherung seiner Flanken sorgen. Ist man in einer wald- und buschreichen Gegend, so kann man sich an die Wälder anlehnen, indem man dort starke Verhaue von fest miteinander verbundenen Baumstämmen in einer Tiefe von 600 Schritt anlegt. Nie darf man Gehölze in seiner Front lassen, aber man kann sie im Rücken haben. Stellungen, in denen Euch eine Höhe bis auf 3 000 Schritt beherrscht, sind stets zu meiden. Vielmehr ist zum Schlachtfeld ein etwas überhöhendes Gelände zu wählen, damit der Feind bergauf angreifen muß. Denn der geringste Abhang gibt dem Infanterie-und Geschützfeuer merkliche Überlegenheit.
Lager auf Anhöhen oder Bergen können von zweierlei Art sein. Ist keine Höhe in der Nähe und das Gelände fällt zur Ebene ab, wie bei den Höhen von Kunzendorf und Bögendorf252-3, so stellt man das erste Treffen auf die halbe Höhe und das zweite auf den Höhenkamm. Liegen gleich hohe Berge gegenüber, so muß das erste Treffen den Höhenkamm besetzen, und das zweite bleibt dahinter in Reserve. Um die Front solcher Lager braucht man nicht besorgt zu sein, wohl aber um die Flanken. Hat man detachierte Korps, so läßt man sie das Gelände in den Flanken besetzen, wodurch die Stellung gesichert wird. Auf den Höhen ist die Infanterie derart aufzustellen, daß ihr Schußfeld bis in den Talgrund hinabreicht. Der einzelne Mann muß bis an den Fuß der Anhöhe sehen können; denn er soll auf die Anstürmenden feuern und kann ihnen keinen größeren Schaden zufügen, als indem er sie während des Erklimmens der Höhen tüchtig beschießt. Werdet Ihr in solcher Stellung angegriffen, so beruht Eure ganze Verteidigung auf dem Gewehr- und Kartätschfeuer. Sobald nun das Feuer Unordnung in den Angreifer bringt, muß man drei bis vier Schwadronen Kavallerie gegen ihn loslassen, die seine Vernichtung vollenden.
Ebenso notwendig wie die Flankendeckung ist die Sicherung gegen Überfälle. Lagert Ihr in der Ebene, so schützt Ihr Euch durch ein starkes vorgeschobenes Kavalleriekorps und durch die Kavalleriepatrouillen, die Ihr Nacht für Nacht von<253> Euren äußersten Flügeln abschickt. In waldreichen Gegenden umgebt Ihr Eure Armee mit leichter Infanterie, damit der Feind nicht an Euch herankann, ohne mit den Freibataillonen handgemein zu werden. Ihr Feuer gibt Euch dann das Signal, Eure Zelte abzubrechen und unter Gewehr zu treten. Nicht weniger ist bei allen möglichen Lagern darauf zu achten, daß die ausgewählte Stellung zwar in der Front stark, aber leicht zu verlassen ist. Nach rückwärts müssen viele Wege laufen, nach vorn nur wenige. Denn führt nur ein einziger Weg in das denkbar beste Lager, so darf man es nicht beziehen, sonst kann der Feind Euch diesen Weg verlegen, Euch abschneiden und blockieren.
Die Befestigung der Lager geschieht durch Überschwemmungen, indem man die Flüsse abdämmt, durch Verhaue aus gefällten Bäumen, die man je nach der Form, die man seiner Verschanzung geben will, aufeinanderschichtet, durch Aufwerfen fester Schanzen mit breiten Gräben, durch Anlage von Batterien, die das Gelände kreuzweise bestreichen, durch Aufstellung von Geschützen, die die Hohlwege und Schluchten unter Feuer halten, durch eine Umwallung mit Palisaden und schließlich, wo das Gelände es erlaubt, durch Flatterminen. Alle diese Hilfsmittel muß man benutzen; denn man darf keine Mühe und Arbeit scheuen, um die Truppen zu sichern und das Lager unangreifbar zu machen.
Dieser Gegenstand führt uns von selbst dazu, ein paar Worte über den Verteidigungskrieg zu sagen. Der Offensivkrieg besieht darin, daß der Heerführer, der die Absicht hat, den Feind anzugreifen und ihn mit Waffengewalt zu besiegen, alle Gelegenheiten benutzt, um ihn zu schwächen und zu vernichten. In der Defensive nimmt er sich vor, nichts aufs Spiel zu setzen, sei es, daß er sich seinem Gegner nicht gewachsen fühlt, sei es, daß er seinen Vorteil vom Zeitgewinn erwartet. Die letztere Kriegsart ist die schwierigste. Feste Lager und Stellungen taugen zu beidem; zur Offensive, da man nie eine Schlacht liefern soll, wenn der Feind es will, sondern immer nur, wenn man selbst es will. In der Defensive kann man sich nur durch die Wahl starker Stellungen behaupten. Aber jeder Heerführer irrt sich, der glaubt, den Defensivkrieg gut zu führen, wenn er nichts unternimmt und während des ganzen Feldzuges untätig bleibt. Solche Defensive würde damit enden, daß die Armee völlig aus dem Lande vertrieben wird, das der General decken wollte. Denn der Feind kann, wenn er freie Hand hat, alle seine Detachements schlagen, ihn umgehen und ihn von Stellung zu Stellung zurücktreiben, bis zu seiner völligen Vernichtung.
Ein guter Defensivkrieg muß mit so überlegener Kunst geführt werden, daß der Feind garnicht erraten kann, ob man große Schläge vermeiden will. Denn nimmt man sich auch vor, dem Zufall möglichst wenig Spielraum zu lassen, so verzichtet man damit noch keineswegs auf die guten Gelegenheiten, die sich bieten und die ausgenutzt werden müssen. Man führt einen Detachementskrieg. Kann man die Detachements des Feindes schlagen, so muß man ihm die Zufuhr abschneiden, d. h. seine<254> Proviantzüge wegnehmen, seine Magazine zerstören, ihn bei seinen Fouragierungen belästigen und ihm in jeder Weise das Leben schwer machen. Das alles läßt sich mit Sicherheit ausführen. Schlimmstenfalls wird ein Detachement von 2 000 bis 3 000 Mann geschlagen, aber dieser geringe Verlust kann Cure allgemeinen Dispositionen garnicht beeinflussen. Die leichten Truppen müssen stets im Felde sein, Überfälle versuchen, dem Feind Hinterhalte legen und jedesmal, wo er der Schwächere ist, über ihn herfallen. Ebenso muß es auch die Armee machen, wenn sie über ein detachiertes Korps herfallen und es erdrücken kann.
Man braucht nur gründlich den Krieg des Sertorius in Spanien gegen Pompejus und Metellus zu studieren254-1. Er ist das Muster eines Verteidigungskrieges. Man wird bei seinem Studium zu der Überzeugung gelangen, daß die richtige Erkenntnis und Ausnutzung des Geländes bei den Operationen die größte Feldherrnkunst ist.
Unsre leichte Kavallerie ist besser als die leichte Infanterie. Denn unsre Husarenund Dragonerregimenter bestehen seit langer Zeit, während die Freibataillone erst im Kriegsfalle ausgehoben werden254-2. Gleichwohl sind tüchtige Freischarenführer sehr nützlich, und ich werde mir Mühe geben, noch einige ausfindig zu machen.
Unter allen Kriegsoperationen verlangen die Rückzüge die meiste Umsicht und Klugheit bei der Ausführung, besonders, wenn sie angesichts des Feindes stattfinden. Oft bricht man bei Nacht auf, damit der Feind garnichts von dem Rückzuge merkt; aber die Dispositionen müssen nichtsdestoweniger mit aller erdenklichen Vorsicht getroffen werden. Das Gelände muß für sie maßgebend sein; denn es soll den Vorteil bieten, ihn in Sicherheit auszuführen. Am günstigsten ist ein Gelände, das in der Nückzugslinie ansteigt; denn die eben verlassene Stellung wird dann von der einzunehmenden beherrscht. Bei dieser Bewegung muß stets ein Teil der Truppen Front gegen den Feind machen. Eine besondere Abteilung deckt den Rückzug, und die Infanterietreffen ziehen sich eines durch das andre hindurch und formieren sich immer wieder hintereinander. Waldstücke in den Flanken können die Bewegung sehr erleichtern; man besetzt sie mit Infanteriedetachements, die Euch stets zur Seite bleiben und Eure Flügel sichern.
Noch größere Vorsicht ist beim Überschreiten großer Flüsse auf dem Rückzug von-nöten. Erstens müssen am andern Ufer Anhöhen sein, die das diesseitige Ufer beherrschen. Zum Passieren der Brücken muß auf dem diesseitigen Ufer eine doppelte Befestigung an ihrem Kopfe angelegt werden, zu deren Schutze man Batterien auf die jenseitigen Uferhöhen schickt. Hierauf besetzt man die große Verschanzung mit Infanterie. Inzwischen bricht die Kavallerie ab und geht über den Fluß. Ihr legt Eure Arrieregarde in den kleinen Brückenkopf am Flusse; dann räumt die Infanterie die große Verschanzung und geht hinüber. Um den Brückenkopf müssen Flatterminen angelegt sein. Ist das Gros der Infanterie hinüber, so werden die Brücken ab<255>gebrochen, und die Arrieregarde schifft sich auf Kähnen ein und erreicht das andre Ufer unter dem Schutze der Batterien, die Ihr vorher auf den Anhöhen aufgestellt habt.
Durch das Eingehen auf diese Operationen bin ich nicht zu den Belagerungen gekommen. Ich beschränke mich auf Angabe der allgemeinen Grundsätze, von denen nie abgewichen werden darf. Wollte ich mich auf Einzelheiten einlassen, ich müßte Bände schreiben.
Will man eine Festung belagern, so muß man Pläne davon besitzen und sie genau rekognoszieren lassen, um ihre schwächste Stelle zu finden. Danach muß man den Angriffsplan erwägen und ihn von vornherein feststellen. Hat man sich für den Ort entschieden, wo man die Laufgräben anlegen will, so muß man die Vorräte, die Geschütze, Pulver, Schanzkörbe, Bohlen, Werkzeuge, Kugeln, Bomben usw. dorthin schaffen. Da aber der Feind von den Türmen der Stadt beobachten kann, wohin Eure Wagen fahren, und daraus Euren Plan zu erkennen vermag, so muß man diese Depots bei Nacht anlegen und sie nach Kräften vor dem Feinde verbergen. Buschwerk, Talmulden oder Dörfer dienen als Deckung. Eure Laufgräben müssen das Polygon, das man belagern will, stets umfassen, und die erste Parallele muß als Basis und Stützpunkt für die andern dienen, die Ihr später anlegt. Je näher der Festung man den Laufgraben eröffnet, um so besser ist es, mindestens 800, höchstens aber 900 Schritt. Ihr müßt viele Schanzarbeiter in der ersten Nacht anstellen; denn gewöhn, lich gewinnt man sie dem Feinde ab und hat dann fast keine Verluste.
Ihr wißt, was ich in dem Abschnitt über die Artillerie gesagt habe255-1. Die ersten Batterien müssen gleichzeitig erbaut werden, und Eure Geschütze müssen mit Tages, grauen gegen die Festung zu feuern beginnen. Dann folgen die zweite und dritte Parallele. Die Ingenieure müssen sie sorgfältig trassieren, damit sie von den feind, lichen Werken nicht bestrichen werden. Dann beginnen die Sappen. Hier muß die Vorsicht verdoppelt werden. Man gräbt Minenschächte, und die Mineure wühlen sich in die Erde ein, um die Minen des Verteidigers auszublasen oder zu sprengen, bevor weiter vorgerückt wird. Man muß sich wohl hüten, den Sturm auf den ge, deckten Weg zu wagen, bevor das Glacis völlig gesäubert ist. Am schwierigsten ist die Eroberung von Festungen, die von fließendem Wasser umgeben sind. Denn man muß über die Gräben Faschinenbrücken legen, die ein geschickter Gouverneur leicht zerstört, indem er die Schleusen öffnet.
Das genügt für diesen Abriß. Die Angriffskunst verdient und erfordert eingehenderes Studium, weshalb ich mich hier auf die Hauptregeln beschränke.
Schließlich noch ein Wort über die Winterquartiere und die Postenkette, die zu ihrer Sicherung gezogen wird. In gebirgigen Gegenden stellt man seine Vorposten in die Berge selbst, befestigt die Pässe und errichtet dort gute Werke mit Kasematten<256> aus erdbedeckten Balken. Hinter diesen vorgeschobenen Posten legt man in die nächsten Dörfer und Städte stärkere Korps, die ihnen im Fall eines Angriffs zu Hilfe kommen. Die vorgeschobenen Posten werden je nach der Lage von drei zu drei Tagen oder von Woche zu Woche abgelöst. Die Freibataillone, denen man Husaren beigibt, schicken Patrouillen nach allen Übergängen, und Dragoner, die in der Nähe liegen, müssen die Infanterie im Notfall unterstützen.
In der Ebene sind die Postenketten nie so gesichert wie in den Bergen; denn dort findet man nur hinter Flüssen und Morästen Deckung. Beide aber frieren im Winter zu, und hat man keine Maßregel getroffen, um die Dörfer und Städte, die vorn in der Postenlinie liegen, zu befestigen, so muß man jeden Augenblick gewärtig sein, vertrieben zu werden. Die Infanterie sieht immer in der ersten Linie, die Kavallerie in der zweiten; denn in den Quartieren ist die Kavallerie feindlichen Überfällen am meisten ausgesetzt. Der Reiter läuft in den Stall, sattelt und sitzt auf. Das Dorf ist schlecht verteidigt, und der Feind findet überall Mittel und Wege zum Eindringen, bevor die Schwadron beisammen ist. Zur Vermeidung solcher Überfälle postiert man an den exponiertesten Stellen Freibataillone mit Husaren zusammen. Die Sicherheit dieser Korps hängt von der Zahl und Zuverlässigkeit der Patrouillen ab.
Im letzten Kriege hat man eine neue Methode der Winterquartiere erfunden. Man wählt eine Zentralstellung, auf die sich alle Truppen zurückziehen, die der Feind mit Übermacht angreif256-1. Überhaupt ist ein wesentlicher Grundsatz, den man nie aufgeben darf, daß die Truppen der Postenkette einen nahen Sammelpunkt haben, ein gutes Lager, in das sie sich jedesmal zurückziehen und in dem sie sich formieren müssen, wenn der Feind sie mit Macht angreift. Ohne diese Vorsichtsmaßregel läuft man Gefahr, im einzelnen geschlagen zu werden. Von dieser Regel nehme ich wichtige Gebirgsdefileen aus, von denen man bestimmt voraussetzen kann, daß sie sich mit den wenigen dort postierten Truppen verteidigen lassen. Diese Posten müssen standhalten und Hilfe bekommen. Räumt man sie, so öffnet man dem Feinde das Tor des Landes, und es ist dann schwer, ihn am Eindringen zu hindern.
Ich füge diesem Werke die Instruktion für meine Generale bei256-2. Ihr dürft Euch nicht wundern, wenn Ihr Widersprüche zwischen dem findet, was ich jetzt geschrieben habe, und dem, was diese Instruktion enthält. Sie entstand nämlich nach dem Frieden von 1746, und in den vorhergegangenen Kriegen kannte der Feind weder die Taktik noch das Gelände. Seine Artillerie war in kläglichem Zustand und seine Infanterie nicht besser. Die großen Fortschritte der Österreicher, deren Wirkungen man im letzten Kriege verspürt hat256-3, veranlassen mich, meinem früheren Werke Vorsichtsmaßregeln und Verbesserungen hinzuzufügen. Damals hatten wir nur die Ebenen im<257> Auge. Jetzt müssen wir uns mit festen Stellungen, mit Bergen, Artillerie und schwierigeren und komplizierteren Angriffen befassen, als die Armee in den ersten Kriegen ausgeführt hat. Ich schreibe keine Abhandlung über den Krieg, sondern ein politisches Testament, in dem ich lediglich die großen Züge und die Punkte angebe, die der Erörterung bedürfen und die jeder für sich erlernt werden wollen. Unsre ganze Taktik ist auf dies Ziel gerichtet, aber man muß ihren Geist erfassen und sie nicht falsch anwenden. So darf man sich z. B. nie in der Ebene entwickeln, wohl aber in den Bergen, um so den Gipfel auf einmal zu besetzen. Denn in der Ebene würde das Geschütz in Euren dichten Kolonnen furchtbare Verheerungen anrichten, wogegen es Euch in den Bergen keinen Schaden tun kann, da Eure Bewegung dort durch den Höhenkamm gedeckt ist. Stets dem Gelände gemäß handeln, nichts zur Unzeit tun, sondern bei allem den rechten Augenblick ergreifen — das macht den großen Feldherrn. Diese Regeln muß man immer vor Augen haben, und doch ist niemand unfehlbar, außer dem Papste.
Die Offiziere
Eine große Armee braucht außer den Frontoffizieren noch viele zu besonderen Aufgaben. Wir haben 21 Grenadierbataillone, doch fehlen ihnen die Kommandeure. Kaum zwei bis drei meiner Adjutanten könnte ich abgeben. Bei Ausbruch des Krieges müssen die Kommandeure ausgesucht und zu den Grenadierbataillonen versetzt werden257-1. Man muß sie ans den Infanterieregimentern nehmen und ihnen eine Kompagnie des Grenadierbataillons geben257-2, und der betreffende Grenadierhauptmann tritt dafür in das Infanterieregiment ein. Das gibt etwa 17 Majore.
Ich habe einige Adjutanten257-3, brauche aber notwendig noch mehr.
Was die Quartiermeister und Ingenieure betrifft, so hätte bei Wiederausbruch des Krieges etwa folgendes zu geschehen. Man muß mit zwei Armeen rechnen, von denen die eine in Sachsen, die andre in Schlesien operiert. Anhalt257-4, der tüchtigste unter den Quartiermeistern, muß Generalquartiermeister in einer der beiden werden, Regler257-5, ein sehr verdienter Offizier, in der andren. Die jungen Offiziere257-6 müssen gleichmäßig verteilt werden, 7 bei jeder Armee.<258> Das militärische Testament von 1768
Zu jedem Korps gehören Vermessungs-Ingenieure, um die Gegenden aufzunehmen und Pläne zu krokieren. Dazu können die Leutnants verwandt werden, die ich schon zu diesem Zwecke besolde. Dann bleibt der Major de La Vilette258-1 für eine Armee und der Hauptmann in Wesel258-2. für die andre. Auch die beiden Offiziere, die den Fortifikationsunterricht in Stettin und Königsberg erteilen, können verwandt werden.
Für Belagerungen haben wir Lefebvre258-3 oder d'heinze258-4, denen man die Leitung anvertrauen kann. Man unterstellt ihnen einige Offiziere aus den Festungen. Für die Minen haben wir d'Arletan258-5, sowie gute Offiziere und geschickte Mineure in den Mineurkompagnien. Auch die beiden Pinto258-6 werden bei solcher Gelegenheit keine schlechten Dienste leisten. Aber wenn ich Euch auch einige geeignete Leute bezeichne,<259> so muß ich doch gestehen, daß sie nicht hinreichen. Soviel ich mich bemüht habe, ihrer mehr heranzuziehen, es ist mir bisher nicht nach Wunsch gelungen. Immerhin verliere ich die Sache nicht aus den Augen und werde weder Mühe noch Geld sparen, um mir welche zu verschaffen.
Sehr wichtig ist es, die Stabsoffiziere und die Generale der Armee genau zu kennen. Erforscht man sie nicht gründlich, so verwendet man sie am falschen Fleck, betraut einen Schwerfälligen mit einem Auftrage, der lebhaftes, schneidiges Handeln verlangt, und überträgt einem feurigen Charakter etwas, das Phlegma und Vorsicht erfordert. Ich halte mich also für verpflichtet, Euch über die Offiziere Rechenschaft zu geben, wie ich sie heute, im Jahre 1768, kenne.
Ohne Zweifel kommt als Armeeführer zu allererst mein Bruder Heinrich in Betracht. Nächst ihm ist Oberst Anhalt259-1 der Mann, der dieser Aufgabe am besten gewachsen ist. Er hat andre Fehler, aber über dergleichen muß man hinweggehen, wenn das Staatswohl es fordert. Man muß sich stets der Tüchtigsten bedienen und die fähigen Leute anstellen, sonst nimmt der Krieg eine schlimme Wendung und man schließt einen schlechten Frieden.
Wir haben einige gute Detachementsführer: General Ramin259-2 ist bewundernswert, General Wunsch259-3 sehr begabt, der alte Stutterheim259-4 nicht übel. Möllendorff259-5 macht sich gut. Lestwitz259-6 ist trefflich; ich empfehle ihn besonders, denn er hat das Zeug zu einem großen General. Wolfersdorff259-7 wird gute Dienste leisten, darf aber nicht zu defensiven Operationen verwendet werden. General Tauentzien259-8 ist vorzüglich in der Front und Gablentz259-9 für Detachements. Die Obersten Rothkirch259-10 in Neisse und Koschenbahr259-11 werden gute Generale abgeben. Thadden259-12 ist tüchtig, wenn er nur nicht tränke. Prinz Friedrich259-13 darf im ersten Feldzug keine Detachements führen. Er ist zu unbesonnen und kennt die Österreicher noch nicht; er hat bisher nur mit den Franzosen zu tun gehabt. Prinz Wilhelm259-14 wird hervorragend, weil er alles studiert und sich mit einer Sache nicht eher zufrieden gibt, als bis er ihr aufden Grund gegangen ist.
Bei der Kavallerie sieht General Seydlitz259-15 allen voran. Nach ihm kommen Krusemarck, Dalwig, der kleine Röder259-16. General Bülow259-17 ist meisterhaft, Manstein259-18<260> sehr gut, Hoverbeck260-1 gut, der Prinz von Württemberg260-2 schneidig, aber kurzsichtig, Reitzenstein260-3 sehr verdient, Czettritz260-4 gut, aber zu sanft, Zastrow260-5 und Alvensleben260-6 gut, Manstein260-7 sehr tapfer. Der Rest ist mittelmäßig und zur Detachementsführung ungeeignet.
Bei den Husaren haben wir Lossow260-8, einen hervorragenden Reiterführer, sehr befähigt, einen Flügel zu kommandieren oder wozu man ihn sonst verwenden will. Werner260-9 ist gut, darf aber keine Infanterie bekommen. Der alte Möhring260-10 ist ein guter Offizier, Prittwitz260-11 hervorragend und zu allem geeignet, was man ihm aufträgt. Dazu eine Anzahl guter Stabsoffiziere und junge Leute, die sich täglich weiterbilden und zu den schönsten Hoffnungen berechtigen.
Es fehlt nicht an Führern für die Kavalleriedetachements. Nur wäre zu wünschen, daß wir für die Infanterie mehr hätten. Hoffentlich werden sich noch welche entwickeln.
Die Stabsoffiziere von der Infanterie sind noch nicht so durchgesiebt, wie ich es wünschte. Gegenwärtig befördere ich die besten Hauptleute in der Armee, die ich kenne oder denen man ein gutes Zeugnis gibt, und bringe sie an die Stellen, von denen nach und nach die ungeeigneten Offiziere entfernt werden. Denn ein Stabsoffizier muß eine gewisse Strenge im Kommando zeigen, um sich Autorität zu verschaffen und die Disziplin streng auf dem von mir vorgeschriebenen Fuße zu halten.
Nicht geringere Sorgfalt wie auf die Wahl der Stabsoffiziere verwende ich auf die der Generale. Sie können nicht alle die gleiche Einsicht besitzen. Wenigstens dürfen sie nicht ganz dumm sein, und niemand wird zum General befördert, der nicht Proben von Tapferkeit abgelegt hat. Die, welche wenig Einsicht besitzen, dürfen nie Detachements führen, sondern bleiben in der Front. Zu allen Unternehmungen, die Klugheit erfordern, muß man sich seine Leute stets sorgfältig aussuchen.
Von der Geländebeschaffenheit in Sachsen, Schlesien, Böhmen und Mähren rede ich hier nicht; denn ich habe in meinen Denkwürdigkeiten260-12 lang und breit darüber gesprochen und besitze Karten und Dispositionen von allen Märschen, die wir gemacht, und von allen Lagern, die wir bezogen haben.
Wird der Krieg, wie es wahrscheinlich ist, in diesen Ländern geführt, so habt Ihr den Vorteil, in genau bekanntem Gelände zu operieren. Lest meine Denkwürdigkeiten:<261> dort gebe ich sämtliche Lager an, nebst allem, was dabei zu berücksichtigen ist. Studiert die Pläne: Ihr findet sie dort eingezeichnet. Es ist ein großer Vorteil, so vorbereitet ins Feld zu ziehen. Alle Stellungen, alle Lager, alle Märsche sind bekannt und gemacht. Es gilt nur, sie recht zu benutzen und seinen Vorteil daraus zu ziehen.
222-1 Das militärische Testament ist ein Bestandteil des politischen Testaments von 1768, von dem uns sonst nur Bruchstücke bekannt sind. Vgl. zu dem obigen den entsprechenden Abschnitt „Das Heerwesen“ des politischen Testaments von 1752 und den „Abriß der preußischen Regierung“ von 1776 (Bd. VII, S. 168 ff. und 210 ff.).
222-2 Vgl. S. 15 ff. und Bd. VII, S. 180 ff.
222-3 Die angezogene Stelle des Testaments von 1768 liegt uns nicht vor. Aus dem „Abriß der preußischen Regierung“ von 1776 (Bd. VII, S. 211) ergibt sich, daß in Breslau und Magdeburg Geld zum Ankauf von Fourage bereit lag, dort 4 200 000 Taler für ein Heer von 60 000 Mann, hier 900 000 Taler zur Beschaffung von Fourage für 6 Wochen.
223-1 Westpreußen kam erst 1772 an Preußen.
224-1 Oberst Friedrich Wilhelm von Wartenberg leitete die Bekleidungs-, Ausrüstungs- und Ersatzangelegenheiten. Er war der Nachfolger des Generalleutnants von Massow (vgl. Bd. VII, S. 182 und 212).
224-2 Bisher hatte der Kompagniechef die Löhnung für die im Frieden jährlich auf neun bis zehn Monate beurlaubten Landeskinder einbehalten, aus dieser Ersparnis die Kosten der ausländischen Werbung bestritten und noch einen Überschuß für sich persönlich zurückgelegt. Vgl. S. 226.
226-1 Vgl. Bd. I, S. 186.
226-2 Das Füsilierregiment Prinz Wilhelm von Braunschweig.
226-3 Die Regimenter Hessen-Kassel, Britzke und Eichmann.
227-1 Vgl. S.234.
227-2 Vgl. S. 118 ff. und 127.
228-1 Silberberg wurde als Festung neu ausgebaut.
230-1 Eie wurde erst 1759 und 1760 errichtet.
230-2 16. August 1762 (vgl. Bd. IV, S. 159).
230-3 Zwei Dörfer an der Wublitz nordwestlich von Bornim im Potsdamer Herbstmanövergelände. Die erwähnte Übung hatte am 24. September 1768 dort stattgefunden.
232-1 Vgl. Bd. I. S. 182.
233-1 Ein schlesisches Feldbataillon wurde neu errichtet, und durch Verstärkung der Kompagnie um 40 Köpfe wurden 12 märkische Musketieregimenter auf den Kriegsfuß gebracht. Diese Vermehrung betrug rund 7 000 Mann.
234-1 Für alle nicht beurlaubte Mannschaften fand täglich Exerzieren während der Wachtparaden statt.
234-2 Diese Einrichtung erfolgte 1763 sofort nach Friedensschluß, und zwar provinzweise und in den Provinzen nach den beiden Hauptwaffen. Vgl. die Instruktionen von 1780 und 1781 (S. 287ff).
236-1 Vgl. den Abschnitt „Die Grundprinzipien des Krieges“ (S. 246 ff.).
236-2 Die Generalprinzipien des Krieges (vgl. S. 3 ff.).
236-3 Vgl. S. 222 f.
236-4 Vgl. S. 11 f. 206 ff.
236-5 Vgl. S. 24 f.
237-1 Vgl. Bd. l, S. 186 f.; II, S. 78 und 213.
239-1 Vgl. S. 234.
239-2 Vgl. die Instruktion von 1779 (S. 318 ff.).
240-1 Die schlesischen Exerzierübungen begannen erst im Juli, und die Revuen fanden erst im August und Anfang September statt.
240-2 Die Kürassierregimenter hatten Kompagnien; je zwei bildeten eine Schwadron, sodaß das Regiment aus 12 Kompagnien in 5 Schwadronen bestand.
241-1 Vgl. S. 248 f.
241-2 Die Husarenregimenter hatten je 10 Schwadronen, die übrige Kavallerie mit Ausnahme von zwei Dragonerregimentern nur je 5.
241-3 Vgl. S. 233, Anm. 1.
242-1 Unterrichtskurse für Offiziere (seit 1763) am Sitz der Inspektionen, die während der vier Winter monate stattfanden und sich namentlich auf Fortifikation und Geographie erstrecken. Vgl. S. 276 f.
243-1 Graf Ignaz Pinto, Major und Quartiermeister.
243-2 Vgl. S. 228.
243-3 Die Österreicher hatten am 24. November 1757 Breslau genommen und im Sommer 1760 belagert (vgl. Bd. III, S. 103 f.; IV, S. 47 f.).
244-1 Die am rechten Oderufer liegende Schiffervorstadt von Stettin.
244-2 Vgl. Bd. VII, S. 281.
244-3 Eine offene Mallinie, die die Verbindung des Forts Beigen mit der Stadtbefestigung nur ungenügend sicherte.
244-4 Das mit der bekannten Inschrift „Laeso, sed invicto militi“ geschmückte Invalidenhaus wurde in den Jahren 1746 bis 1748 erbaut.
246-1 Vgl. Bd. VII, S. 250 ff.
247-1 Vgl. S. 202.
247-2 Vgl. S. 229 f.
247-3 Vgl. S. 118 ff. und 127
248-1 Vgl. S. 158.
248-2 Vgl. S. 152. 163.
249-1 Vgl. S. 176. 312. Sie wurde zuerst ausgeführt von Seydlitz bei Zorndorf.
249-2 Vgl. S. 229.
249-3 Vgl. S. 230.
250-1 Vgl. S. 213 f.
250-2 Vgl. S. 38, Anm. 4.
250-3 Vgl. S. 117,
251-1 Rückzugsgefecht am 1. November 1758 (vgl. Bd. III, S. 148).
251-2 Vgl. Bd, III, S, 135
252-1 Vgl. S. 165 f. -
252-2 1758. Vgl. S. 216.
252-3 Westlich von Schweidnitz. Sie spielten im Feldzug von 1760, während des Lagers von Bunzelwitz (1761) und im Feldzuge von 1762 mehrfach eine Rolle als Stellungen der Österreicher und der Preußen (vgl. Bd. IV, S, 60 f. 96.145 f. 155).
254-1 80-72 v. Chr.
254-2 Vgl. S. 109 f. 114. 178.
255-1 Vgl. S. 231.
256-1 Vgl. S. 194,
256-2 Die Generalprinzipien des Krieges (vgl. S. 3 ff.).
256-3 Vgl. S. 118 ff.
257-1 In Friedenszeiten gab es nur fünf stehende Grenadierbataillone; die übrigen wurden erst bei Kriegsausbruch aus den einzelnen Grenadierlompagnien, die den Infanterieregimentern angegliedert waren, gebildet.
257-2 So waren 1756 zahlreiche Infanteriehauptleute unter Beförderung zum Major als Kommandeure zu den Grenadierbataillonen versetzt worden. Auch der Regiments- und selbständige Bataillonslommandeur war gleichzeitig Chef einer Kompagnie.
257-3 Der König hatte 1768 sieben Flügeladjutanten.
257-4 Heinrich Wilhelm von Anhalt, Oberst und Generalquartiermeister.
257-5 Ludwig Wilhelm von Regler, Oberstleutnant im Ingenieurkorps,
257-6 Gemeint sind Quartiermeister bzw. Quartiermeisterleutnants (4 Hauptleute) und die Leutnants in der Suite des Königs (vgl. S. 242).
258-1 François Jarry de la Villette, Major im Ingenieurkorps.
258-2 Johann Friedrich Wilhelm von Schöler, Hauptmann im Ingenieurkorps, leitete den Fortifikationsunterricht in Wesel.
258-3 Simon Deodat Lefebvre, Major im Ingenieurlorps (vgl. Bd. I V, S. 160).
258-4 Magdelaine Touros d'Heinze, Oberstleutnant im Ingenienrkorps.
258-5 Guillaume Louis Auguste d'Arletan, Oberstleutnant im Mineurkorps.
258-6 Der eine, Graf Ignaz Pinto, war Major und Quartiermeister (vgl. S. 243); der andre, gleichen Namens und Vornamens, war Hauptmann und Flügeladjutant.
259-1 Vgl. S. 257.
259-10 Hans Christoph von Rothkirch.
259-11 Ernst Julius von Koschenbahr.
259-12 Georg Reinhold von Thadden, Generalmajor.
259-13 Prinz Friedrich von Braunschweig, der zweite Sohn Herzog Karls, seit 1763 preußischer Generalleutnant (vgl. Bd. IV, S. 115 und 144).
259-14 Prinz Wilhelm von Braunschweig, Bruder des voranstehenden, seit 1763 preußischer Generalmajor.
259-15 Friedrich Wilhelm von Seydlitz, General der Kavallerie (vgl. Bd. III, S. 94 f. 98. 138; IV, S. 64. 166).
259-16 Qie Generalmajore Hans Friedlich von Krusemarck, Georg Ludwig von Dalwig: Oberst Friedrich Wilhelm von Röder.
259-17 Christoph Karl von Bülow, Generalmajor (vgl. Bd. IV, S. 72).
259-18 Leopold Sebastian von Manstein, Generalmajor.
259-2 Friedlich Ehrentreich von Ramin, Generalleutnant.
259-3 Johann Jakob von Wunsch, Generalmajor.
259-4 Joachim Friedrich von Alt-Stutterheim, Generalleutnant.
259-5 Wichard Joachim Heinrich von Wöllendorff, Generalmajor.
259-6 Johann Sigismund von Lesiwitz, General, major (vgl. Bd. IV, V. 73).
259-7 Karl Friedrich von Wolfersdorff, Generalmajor.
259-8 Bogislav Friedrich von Tauentzien, Generalleutnant (vgl. Bd. IV, S. 48).
259-9 Georg Karl Gottlob von der Gablentz, Generalleutnant.
260-1 Freiherr Reinhold Friedlich von hoverbeck, Oberst.
260-10 Christian von Möhring, Generalmajor.
260-11 Joachim Bernhard von Prittwitz und Gaffron, Oberst (vgl. Bd. IV, S. 17).
260-12 Gemeint ist „Die Geschichte meiner Zeit“ (in der Fassung von 1746) und „Die Geschichte des Siebenjährigen Krieges“.
260-2 Prinz Friedlich Engen von Württemberg, Generalleutnant.
260-3 Karl Erdmann von Reitzenstein, Oberst.
260-4 Freiherr Ernst Heinrich von Czettritz, Generalleutnant.
260-5 Johann Wenzel von Zastrow, Generalmajor.
260-6 Ächaz Heinrich von Alvensleben, Generalmajor.
260-7 Der Name ist durch ein Versehen wiederholt (vgl. S. 259, Anm. 18).
260-8 Daniel Friedrich von Lossow, Generalmajor.
260-9 Paul von Werner, Generalleutnant.