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IV. Regeln für einen guten Bataillonskommandeur im Kriege
(3. April 1773)

Ein guter Bataillonskommandeur soll seine Truppe stets in Ordnung halten, damit er sich auf sie verlassen kann, wenn es zum Kriege kommt. Die Subordination muß mit dem Major anfangen und mit dem letzten Trommler aufhören.

Wenn die Armee ins Feld rückt, bezieht sie Kantonnementsquattiere, bis sie versammelt wird. Während des Kantonnierens muß in jedem Hause, in das Soldaten gelegt werden, ein Unteroffizier oder wenigstens ein Gefreiter die Aufsicht führen und am folgenden Tage, wenn das Bataillon weitermarschiert, mit der ganzen Mannschaft angerückt kommen.

Auf dem Marsche hält der Kommandeur darauf, daß die Spitze weder zu rasch noch zu langsam marschiert, damit das Bataillon nicht auseinanderreißt, sondern in guter Ordnung bleibt. Beim Durchmarsch durch Defileen hat er dort stets so lange zu halten, bis das Bataillon hindurch ist; dann setzt er sich wieder an die Spitze.

Wenn die Armee lagert, hat er fortwährend auf den Nachtdienst der Lagerund Schildwachen zu sehen. Es zeugt von Unwissenheit, wenn der Offizier sich vor Überfällen sicher wähnt. Er muß stets darauf gefaßt sein und im übrigen ein Auge darauf haben, daß alles, was ins Lager kommt oder es verläßt, gemäß dem Befehle des Höchstkommandierenden einem strengen Verhör unterworfen wird.

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Ferner hat der Bataillonskommandeur für die Reinlichkeit des Lagers zu sorgen und auf das Abkochen der Leute zu sehen, damit ihnen nichts fehlt. Reißt die Desertion bei seinem Bataillon ein, so bestellt er bei jeder Kompagnie einen Unteroffizier, der die Ronde macht und acht auf die Leute gibt, die des Nachts aus den Zelten austreten.

Auf dem Marsche darf der Kommandeur sein Bataillon nie verlassen. Bei großer Hitze dürfen die Leute Wasser mit etwas Essig vermischt trinken; dann wird es ihnen nicht schaden, solange sie im Marsche bleiben. Trinkt der Soldat aber beim Halt, so kann er sich den Tod holen. Die Offiziere haben dies also auf das strengste zu verhindern.

Man weiß aus Erfahrung, daß die Tapferkeit der Truppen einzig und allein auf der ihrer Offiziere beruht. Ist der Major brav, so ist es das ganze Bataillon. In all unsern Kriegen hat es sich gezeigt, daß, wenn der Kommandeur ein wackerer Mann war, sein Bataillon nie zurückgeworfen worden ist, falls er nicht vorher fiel oder verwundet wurde.

Hat die Armee eine feste Stellung inne und greift der Feind sie an, so muß der Kommandeur seinen Posten verteidigen und ihn durch das Feuer behaupten. In diesem Falle ist Schnellfeuer das beste. Da aber der Soldat sich rasch verschießen kann, so muß der Kommandeur, ehe die letzte Patrone verschossen ist, einen Unteroffizier von jedem Zug an den Reservekasten schicken, um frische Munition zu holen, und sie so schnell wie möglich an die Leute verteilen lassen, damit ihr Feuer nicht zu stark nachläßt.

Greift man den Feind in freiem Felde an, und das Bataillon gehört zu dem Flügel oder zu dem Korps, das den Angriff ausführt280-1, so muß der Kommandeur es in guter Ordnung gegen den Feind führen, auf 300 Schritt zu feuern anfangen und bei der geringsten Verwirrung, die er beim Feinde bemerkt, mit dem Bajonett drauflosgehen, um die Niederlage zu vollenden.

Wird der Feind in einer Höhenstellung angegriffen, so soll der Kommandeur seine Leute soviel wie möglich vom Feuem abhalten; denn das Schießen von unten nach oben bleibt fast wirkungslos, und zum Erringen des Sieges kommt es vor allem darauf an, Terrain zu gewinnen. Je eher man die feindliche Stellung erstürmt, desto mehr schont man seine Leute und desto geringer sind die Verluste. Doch soll sich der Kommandeur nicht zu allzu hitziger Verfolgung fortreißen lassen, es sei denn, daß er beim ersten Angriff nur wenige Leute verloren hat, daß die sämtlichen Angriffstruppen beisammen sind und besonders, daß der Brigadegeneral es ausdrücklich befiehlt.

Ist die vom Feinde besetzte Höhe erobert, so soll man sich allemal damit begnügen, daß man den Feind vertrieben hat, und kräftig hinter ihm herfeuern, wenn er ins<281> Tal hinabläuft. Aber die Stellung selbst muß man behaupten und den Flüchtigen nicht nachsetzen. Das ist Sache der Kavallerie. Die Infanterie muß sich begnügen, die Stellung zu behaupten, wo sie den Sieg errungen hat.

Da im Kriege nicht alle Tage Schlachten und Gefechte stattfinden, so muß der Kommandeur die Ruhezeit dazu benutzen, sein Bataillon und besonders die Rekruten, die dabei sind, zu exerzieren. Denn nichts geht rascher verloren als die Zucht und Gewandtheit des Soldaten, wenn man ihn nicht von Zeit zu Zeit seine Lektion wieder hersagen läßt.

Ist man in der Nähe des Feindes und es wird Grünfutter fouragiert, so muß die Infanterie einen Teil der Bedeckung stellen. Ist der Kommandeur bei solch einem Detachement, so stellt er seine Leute zur Deckung der Fourageure entweder in ein Dorf, hinter Hecken oder in ein Gehölz. Dabei muß er aber Sorge tragen, daß seine Flanken stets gut gesichert sind und die Stellung nicht zu offen liegt; denn er ist nur zur Bedeckung da und soll seine Leute, soviel es die Örtlichkeit zuläßt, vor dem feindlichen Feuer und den Angriffen der Panduren schützen.

Hat der Kommandeur einen Transport zur Armee zu geleiten, so erhält er zur Aufklärung Husaren mit. Melden sie ihm, daß der Feind unterwegs im Hinterhalt sieht, so muß er unverzüglich seine Wagen auffahren lassen, ihnen einige Leute zur Bedeckung geben und mit der übrigen Mannschaft den Feind aus seinem Hinterhalt verjagen. Danach kann er seinen Transport sicher zur Armee führen. Auch soll er seinen Marsch gut leiten, an Wäldern, Morästen oder Flüssen entlang ziehen, die seine Flanken decken, alle Defileen und Dörfer soweit irgend möglich meiden. Falls er sie aber durchaus passieren muß, soll er sie rekognoszieren lassen, ehe er sich hineinbegibt, und die Anhöhen rechts und links mit Infanterie besetzen: dann kann der Transport sicher hindurchgehen. Ist das Land eben, so kann er nur von Kavallerie angegriffen werden. Wenn der Feind stark ist, muß der Kommandeur die Wagen allemal auffahren lassen, um seine Truppe beisammen zu haben und nicht überall zu schwach zu sein. Ist der Feind vertrieben, so setzt er seinen Marsch fort und kann die Nachhut zum Teil seiner Kavallerie überlassen.

Ist die Armee auf dem Marsch und das Bataillon bei der Arrieregarde, so soll der Kommandeur es sich zum Grundsatz machen, sich vom Feinde nicht aufhalten zu lassen, noch sich mit ihm zur Unzeit in ein Gefecht zu verwickeln; denn bei Nachhutgefechten ist nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren. Der Feind hingegen hat keine andre Absicht, als ihn durch ein Gefecht soviel wie möglich vom Gros zu trennen und seiner Kavallerie Zeit zu verschaffen, ihn zu umzingeln und abzuschneiden. Der Kommandeur muß es sich also wohl einprägen, daß er sich mit dem Feinde nur dann schlagen darf, wenn es für ihn ganz und gar unmöglich ist, anders durchzukommen.

Befindet sich sein Regiment bei einem Korps, das die feindliche Arrieregarde angreifen soll, so muß er den Feind so rasch wie möglich in ein Gefecht verwickeln, um<282> ihn festzuhalten, seinen Abmarsch zu verzögern und so seiner Kavallerie Zeit zu verschaffen, die feindliche Nachhut zu umzingeln und abzuschneiden.

Die beste Gelegenheit zu solchen Angriffen bietet sich, wenn der Feind von den Höhen in die Niederung herabrückt oder man ihm in die Flanke fallen kann. Hierbei gilt als feststehende Regel, daß man stets das Gelände ausnutzen soll, nämlich den Feind angreifen, wenn man selbst auch nur etwas höher sieht als er, oder wenn er auf einer Anhöhe sieht, sie erstürmen und ihn mit dem Bajonett Heruntertreiben.

Eine weitere Grundregel bei allen Rückzugs- oder Nachhutgefechten ist diese: Wenn man sich aus einer Stellung, von einer Höhe, aus einem Wald oder Dorfe zurückzieht und der Feind drängt beständig nach, so müssen die Kanonen zuerst abfahren, sonst läuft man Gefahr, sie zu verlieren. Wenn das Bataillon selbst zurückgeht, müssen einige Leute zurückbleiben, die ein Schützengefecht führen, um den Feind aufzuhalten und zu verhindern, daß er Euch auf dem Fuße folgt und wohl gar Verwirrung in Eurem Bataillon anrichtet.

Rückt die Armee in die Winterquartiere, und der Feldzug hat bis in die strenge Jahreszeit gedauert, so muß der Kommandeur gleich dafür sorgen, daß sein Ba-taillon beim Einrücken in die Quartiere nach und nach purgiert und danach zur Ader gelassen wird, jedoch nicht auf einmal, sondern kompagnieweise und je nachdem, wie es der Generalchirurg für die Gesundheit jedes Mannes nötig hält.

Der Kommandeur muß darauf halten, daß an den ersten Tagen, wo das Bataillon die Zelte verlassen und die Häuser bezogen hat, die Fenster in den Quartieren geöffnet werden, damit der Übergang zwischen der rauhen Luft und der Ofenhitze ein allmählicher ist. Sonst brechen hitzige Krankheiten aus; und man soll doch die alten Soldaten soviel wie möglich zu erhalten suchen, zumal bei der Infanterie, wo die Ausbildung erst nach drei Jahren vollendet ist.

Die Kommandeure, die die Postenkette der Winterquartiere zu bilden haben, müssen sich vor allem gegen Überfälle sichern; denn die haben sie am meisten zu befürchten. Liegen also ihre Bataillone in Dörfern, so müssen sie gleich an der Verpalisadierung rings um das Dorf arbeiten und Fleschen vor den Dorfeingängen auswerfen lassen. Darum empfiehlt auch der König den Infanterieoffizieren das Studium der Fortifikationskunst so sehr282-1; denn sie können sie während des Feldzuges nicht entbehren.

Werden Berge besetzt, so müssen in gewissen Abständen, und zwar an den beherrschenden Punkten, Schanzen und in ihnen Blockhäuser angelegt werden. Die Schanzen müssen rings mit Palisaden umgeben sein, und zwar sollen die Pfähle mit langen Stangen abwechseln, damit der Feind sie unmöglich erklettern kann. Denn ein Offizier, der in der Postenkette der Winterquartiere sieht, muß stets auf Überfälle jeder Art gefaßt sein, die der Feind gegen ihn planen kann. Steht er hinter einem<283> Flusse, so muß dieser im Winter fleißig aufgeeist werden, damit der Feind ihn nicht überschreiten kann. Ganz zu geschweigen von den Kavalleriepatrouillen, die Tag und Nacht im Felde sein müssen, um die geringste Bewegung des Feindes zu melden, und von den Spionen, deren man eine gute Anzahl haben muß, damit, wenn einer ausbleibt, der andre Nachrichten bringen kann. Wird die Postenkette nicht zu sehr beunruhigt und ist ihr Dienst nicht zu schwer, so muß der Kommandeur sein Bataillon nach Möglichkeit exerzieren; denn seine Ehre und Reputation hängen an der Güte seiner Truppe, und je besser er sie im Zuge hat, desto mehr kann er sich seines guten Rufes versichert halten.

Für die Truppen, die in die Winterquartiere rücken, gilt das gleiche hinsichtlich der Gesundheitspflege der Soldaten; alle Kommandeure, die ihre Bataillone nicht mit der in Friedenszeiten eingeführten Manneszucht ins Lager zurückführen, sind als schlechte Kerle zu betrachten, deren sich die Armee baldmöglichst entledigen muß.

Die Infanterie wird nicht allein im Feldkriege gebraucht, sondern auch zur Belagerung und Verteidigung fester Plätze. Ein Offizier und besonders ein Bataillons-kommandeur, der nichts vom Festungskriege versieht, ist nur ein halber Offizier. Denn will er eine Festung verteidigen, so muß er einen Begriff davon haben und z. B. wissen, was das Feuer im gedeckten Wege, eine Art Heckenfeuer283-1, ist, das namentlich des Nachts unterhalten wird. Er muß wissen, warum man einen Ausfall macht, nämlich um die Werke des Angreifers zu zerstören. Da ist rasches, energisches Handeln nötig; denn es gilt, den Feind aus der Parallele zu jagen, die Sappen zu zerstören und die feindlichen Kanonen zu vernageln. Bewaffnet sind dabei nur diejenigen, die zum Angriff bestimmt sind; sie sollen die Belagerer zurücktreiben und den Arbeitern Zeit zur Zerstörung der feindlichen Werke verschaffen, was in großer Geschwindigkeit geschehen muß. Hierauf muß sich die Ausfallstruppe nach dem gedeckten Weg zurückziehen, und zwar rechts oder links von dem erfolgten Angriff. Dort hat der Kommandant ein überlegenes Feuer vorbereitet, um den Rückzug zu decken.

Ein Bataillonskommandeur darf sich nicht dadurch einschüchtern lassen, daß er in einer Festung eingeschlossen ist. Das ziemt sich nur für einen schlaffen und faulen Menschen. Wer aber Ehrgeiz besitzt, sieht darin eine Gelegenheit, sich auszuzeichnen und somit sein Glück zu machen. Denn bei der hartnäckigen Verteidigung eines Platzes, in dem er sieht, erwirbt ein Offizier ebenso viel Ruhm wie bei einer gewonnenen Schlacht. Den Sturm auf ein Festungswerk abzuschlagen, macht einem Offizier ebensoviel Ehre wie die Verteidigung einer Feldschanze oder die Vertreibung des Feindes aus seiner Stellung. Ein tüchtiger, ehrgeiziger Offizier muß jede Gelegenheit ergreifen, um sich hervorzutun. Bei dem langen Frieden aber, den wir jetzt genießen, sind die Kommandeure unentschuldbar, die sich künftig bei schlechter Verteidigung mit ihrer Unkenntnis in der Fortifikation entschuldigen wollen. Der<284> Garnisondienst nimmt sie höchstens zwei Stunden täglich in Anspruch, im übrigen sind sie Herren ihrer Zeit, und wenn sie sie in Müßiggang verbringen, so glaube ich nicht, daß diese Entschuldigung irgendwo ernst genommen wird.

Ein gleiches gilt vom Angriff auf Festungen. Unkenntnis kann zu vielen Fehlern führen, die sich vermeiden lassen, hat man sich vom Ingenieurwesen einen Begriff gemacht und nicht die Mühe gescheut, die Berichte der alten Belagerungen im spani-schen Erbfolgekriege zu lesen284-1. Kurz, mit Unkenntnis dürfen sich nur Kinder entschuldigen, nie aber erwachsene Leute, die einen Beruf haben und zu Befehlshaberstellen gelangt sind. Es ist also allen Bataillonskommandeuren unbedingt zu empfehlen, das zu erlernen, was sie bisher vernachlässigt haben. Da es ihnen weder an Zeit noch an Mitteln zu ihrer Belehrung fehlt, so kann man ihre Unkenntnis hinfort nur der Faulheit zuschreiben.

Wenn z. B. beim Festungsangriff die Laufgräben zu verteidigen sind und in der zweiten oder dritten Parallele ein Regiment sieht, dessen Kommandeur keinen Begriff von einer Belagerung hat, so wird er nachlässig sein, und wenn der Feind einen Ausfall macht, sich schimpflich aus seiner Stellung vertreiben lassen. Dagegen wird ein ehrliebender Offizier auf alles, was kommen kann, vorbereitet sein. Ob der Feind nun bei Tag oder Nacht angreift, er hat seine Maßregeln schon im voraus getroffen und ist völlig bereit, den Ausfall zurückzuweisen.

Sind die Bataillonskommandeure von edlem Ehrgeiz beseelt, so sollen sie höher streben. Aus ihnen werden die Generale genommen, und haben sie sich nichts zu schulden kommen lassen, so dürfen sie sich versprechen, diese Würde zu erreichen. Aber ihr Ehrgeiz muß sie dazu treiben, alle Pflichten eines Generals schon im voraus erfüllen zu können. Es ist eine Schande, in der Stellung, zu der man erhoben wird, als Lehrling anzufangen. Edler ist es, ihrer schon für wert gehalten zu werden, wenn man sie noch nicht bekleidet. Die Welt muß sagen: „Dieser Mann hat das Zeug zu einem guten General. Schade, daß er es noch nicht ist.“ Wer also seinen eignen Wert fühlt, soll sich seine Feldzüge zunutze machen und fragen: „Warum fand dieser Marsch statt? Warum wurde jene Schlacht geliefert? Welches war die Disposition dazu? Warum wurde der Flügel versagt? Warum griff der andre an?“ Sie müssen die Lager prüfen, das Gelände beurteilen und die Außenposten besichtigen, um sich ein deutliches Bild von der Gesamtdisposition zu machen. Sie sollen ihr Urteil in all diesen Dingen üben und sich zur Führung von Detachements fähig machen; denn auf diesem Wege gelangt man zur Führung ganzer Armeen. Bei uns sind einfache Edelleute Heerführer geworden, und die Armee darf nie vergessen, daß ein Schwerin sie kommandiert hat.

Für die Verteidigung belagerter Plätze gilt das gleiche, wie für Belagerungen. Ein Stabsoffizier, der seinen Geist während des Friedens mit einer guten Theorie<285> gewappnet hat, wild hier wie dort Nützliches leisten. Eine einzige Belagerung wird ihn bei tüchtigen theoretischen Vorkenntnissen weiter bringen als zehn, bei denen er seine Erfahrung sich erst erwerben müßte.

Wird er Invalide, so kann er auf die besten Gouverneursposten rechnen, und bleibt er gesund, so eröffnet sich ihm eine weite Laufbahn, in der er sein Glück machen kann. Er muß aber Tüchtigkeit in allem erlangen, was zum Offiziersberuf gehört, und wie gesagt, oft Dörfer unter verschiedenen Annahmen besetzen, Transporte bedecken, Arrieregarden bilden usw. Offiziere, die ihren Beruf wirklich lieben, müssen sich im Frieden in all diesen Dispositionen üben. Das ist um so leichter, als sie beim Spazierengehen sich Gelände für Arrieregarden, für Transportbedeckungen oder Dörfer zum Besetzen aussuchen können, um ihre Disposition nach der Ortlich-keit zu treffen und sie dann schriftlich aufzufetzen. Eine solche Übung wird ihnen unendlichen Nutzen bringen, wenn es zum Kriege kommt, und das Entwerfen von Dispositionen wird ihnen leicht und vertraut werden. Die, welche ihren Beruf lieben, werden sich ein Vergnügen daraus machen. Die aber, die keine Neigung dazu verspüren, täten besser, den Dienst zu quittieren und daheim Kohl zu pflanzen.

Zusammenfassung der Regeln

1. Am Defilee bleiben, bis das Bataillon hindurch ist.

2. Das Kantonnement nach Korporalschaften einteilen.

3. Im Lager: Guter Nachtdienst, Wachsamkeit, Abkochen der Soldaten, Reinlichkeit, Verhütung des Desertierens.

4. Beim Halten nicht trinken lassen, wohl aber auf dem Marsche, mit etwas Essig vermischt.

5. In einer festen Stellung so viel schießen, wie der Soldat laden kann.

6. In der Ebene auf 300 Schritt schießen und dann mit dem Bajonett drauflosgehen.

7. Angriff von Stellungen: Erst beim Einbruch schießen, den Feind nicht verfolgen, die eingenommene Höhe behaupten und nicht in die Ebene hinabsteigen.

8. In den Standlagern viel exerzieren.

9. Fouragierungen: Sich gut aufstellen, sei es in einem Dorf, hinter einer Hecke oder in einem Hohlweg, und jedenfalls seine Flanken sichern.

10. Transportbedeckungen: Den Marsch leiten; die Flanken durch einen Wald, Morast oder Fluß zu decken suchen; nicht in ein Defilee hineingehen, ohne es erkundet zu haben. Tritt der Feind Euch entgegen, den Wagenzug auffahren lassen, um seine Leute zusammenzuhalten. Liegt er im Hinterhalt, auffahren lassen und ihn mit einem Teil der Truppen verjagen. Danach kann man den Transport ruhig zur Armee führen.<286> Infanterie

11. Arrieregarden: Jedes Gefecht nach Möglichkeit vermeiden; denn dabei ist nichts zu gewinnen, sondern nur zu verlieren. Muß man sich jedoch mit dem Feinde einlassen, sich so rasch wie möglich zurückziehen.

12. Rückzugsbewegungen von Höhen, aus Dörfern und Wäldern: Die Geschütze vor dem Bataillon abfahren lassen und beim Rückzuge einige Soldaten zurücklassen, die ein Schützengefecht führen und den Feind aufhalten.

13. Greift man eine Arrieregarde an, das Terrain ausnutzen und den Feind sobald wie möglich in ein Gefecht verwickeln.

14. Winter- oder Kantonnementsquartiere: In der ersten Zeit die Fenster der Häuser öffnen, die Soldaten nach und nach purgieren und zur Ader lassen.

15. Postenkette der Winterquartiere: Die Dörfer verpalisadieren und Fleschen aufwerfen; stets auf der Hut sein, um nicht überfallen zu werden; Patrouillen, Spione usw. Die Schanzen auf den Bergen abwechselnd mit Palisaden und langen Stangen versehen. Steht man hinter einem Flusse, ihn aufeisen; an den Furten Fußangeln legen, fortwährend Patrouillen ausschicken. In Waldund Berggegenden muß die leichte Infanterie diese Patrouillen übernehmen.

16. Es ist notwendig, daß der Infanterieoffizier die Befestigungskunst kennt.


280-1 Vgl. V. 65.

282-1 Vgl. S. 242. 276 f.

283-1 Eine Art von kommandiertem Schützenfeuer.

284-1 Vgl. S. 353 f.