<122> es Pflicht, ihre Lage möglichst aufzubessern. Nur in einem einzigen Falle dürfen die Kontributionen erhöht werden, wenn nämlich der Preis für die Lebensmittel dauernd auf das Doppelte ihres jetzigen Marktwertes steigt. Dann wäre man genötigt, den Sold der Soldaten zu erhöhen und die Gehälter zu vermehren. Das aber wäre undurchführbar ohne Vermehrung der Staatseinkünfte.

Die Akzise1 ist der zweite Fonds der Kriegskasse. Sie ist von allen Auflagen die billigste. Sie belastet die Armen nicht: Brot, Fleisch, Bier müssen wohlfeil sein. Sie trifft nur den Luxus der Wohlhabenden. Jede Provinz hat ihren Tarif, der für die Steuerbeamten maßgebend isi. Da aber die Akzise, wenn sie schlecht aufgelegt wird, den Handel und die Manufakturen schwer schädigen kann, so habe ich die Tarife ungefähr nach folgenden Grundsätzen verbessert: Freie Einfuhr für die Rohstoffe, die unsere Manufakturen verarbeiten, wie ausländische Wolle, Seide usw. Zollfreie Ausfuhr für alle bei uns hergestellten Produkte, um ihren Absatz im Ausland zu steigern und entsprechend mehr Arbeiter bei uns zu halten. Hohe Zölle auf ausländische Produkte und Fabrikwaren, die wir entbehren können, wie Tuche, Stoffe, Etamin, Strümpfe, Hüte, Gläser, Spiegel, Tressen, Eisen- und Goldschmiedewaren usw., weil diese im Lande selbst angefertigt werden; auf Produkte wie ausländisches Getreide, Bier, Kaffee, Zimt, bestimmte Weine usw. Diese Aussagen belasten nur die Wohlhabenden, verhindern stillschweigend die Ausfuhr von Geld und beleben die Manufakturen. Auf Ermunterung der Manufakturen besiehe ich so sehr aus folgenden Gründen:

1. Wird das, was man sonst von den Nachbarn kaufen müßte, im Inlande hergestellt, so bleibt das Geld im Lande.

2. Eigne Erzeugnisse können an die Nachbarn geliefert werden, z. B. an Polen, Rußland, Schweden, Dänemark. Dadurch legt man ihnen eine Art freiwilliger Steuer auf, die sie der heimischen Industrie zahlen.

3. Man zieht Leute, die Untertanen der Nachbarn waren, ins Land und läßt sie von Fremden ernähren.

4. Durch eignen Gewerbefleiß bringt man alljährlich beträchtliche Summen ins Land.

5. Man bevölkert die Städte und gewinnt neue Untertanen. Die Untertanen aber sind der wahre Reichtum der Fürsten.

6. Man vermehrt die Einkünfte der Akzise durch den Konsum der neuen Arbeiter; doch das nur nebenbei.

Die Akzise der Städte gehört zum Bereich der Kammer in jeder Provinz und bildet nebsi der Kontribution den Fonds, aus dem die Truppen in jeder Provinz bezahlt werden. Die Präsidenten der Kriegs- und Domänenkammern sehen den Akzisebeamten dauernd auf die Finger, um Veruntreuungen zu verhüten. Seit 1746 hat


1 Sie war eine indirekte Steuer und wurde von den Städten bezahlt.