<126> man beurteilen, ob die einzelnen Provinzen bestehen können. So bezahlt die Neumark alles in allem, Akzise, Kontribution und Domänen, 700 000 Taler. Davon bleiben 520 000 Taler in der Provinz zur Bezahlung der Gerichte und Truppen; 180 000 Taler werden nach Berlin geschickt. Aus der Handelsbilanz ergibt sich, daß die Provinz 445 000 Taler dabei gewonnen hat. Zieht man also die Ausfuhr und die an die Krone bezahlten Summen ab, so bleiben noch jährlich 265 000 Taler, um die die Neumark reicher wird. Folglich kann sie bestehen, ja noch zunehmen. Man muß den Dingen auf den Grund gehen, um gut zu regieren.
Ebenso erhält der Herrscher jährlich eine Liste der Sterbe- und Taufregister von jeder Provinz. Daraus läßt sich die Zahl der Einwohner berechnen, was zu wissen sehr wichtig ist.
Am Schlusse des Rechnungsjahres schickt mir jede Provinz und jede Kasse ihre Generalabrechnung, in der alle Einkünfte, die Rückstände und die Überschüsse verzeichnet sind. Gegen den Monat Mai stellt das Direktorium den neuen Etat auf. Aus ihm sind alle Einnahmen, der Ertrag der Meliorationen der verschiedenen Provinzen und ihre Bestimmung zu ersehen. Da ich über den Etat in dem Abschnitt über die Ausgaben sprechen werde, so begnüge ich mich hier mit der bloßen Erwähnung.
Zur Besetzung aller dieser Finanzämter sind mehr Ehrenmänner erforderlich, als der Staat gewöhnlich hervorbringt. Zu glauben, die Welt sei von Bösewichtern bevölkert, heißt denken wie ein Menschenfeind. Sich einbilden, alle zweibeinigen Wesen ohne Federn seien Ehrenmänner, heißt sich wie ein Dummkopf täuschen. Ein Herrscher muß so viel Menschenkenntnis besitzen, um wenigstens an die Spitze der Provinzen ehrliche Männer zu stellen. Da ihre Zahl klein ist, so findet man sie leichter. Ich habe alte ausgediente Offiziere zu Präsidenten gemacht, und ich bin mit ihnen besser gefahren als mit den in der Beamtenlaufbahn Emporgekommenen. Die Offiziere verstehen zu gehorchen und sich Gehorsam zu verschaffen, und wenn man ihnen irgend etwas zur Prüfung übergibt, führen sie es selber aus und mit größerer Zuverlässigkeit als die anderen. Aber damit ist nicht gesagt, daß jeder Offizier sich schlechthin für diese Ämter eignet. Der Herrscher kann unmöglich alle kennen, die man ihm zu Domänenräten vorschlägt. Er muß sich auf die verlassen, die sie vorschlagen, und alle fortjagen, die der Untreue überführt sind. Bei Gelegenheit kann er solche Posten auch Offizieren geben, die von der Pike auf gedient haben, aber kränklich sind.
Was das Generaldirektorium betrifft, so ist es besser, daß Leute von Verstand, wenn auch von zweifelhafter Redlichkeit, darin sitzen als dumme, aber ehrliche Leute. Sobald der Herrscher sie kennt, kann er sie im Zaum halten und sie zur Rechtschaffenheit zwingen. Sind sie aber einfältig, so kann er mit ihnen nichts anfangen. Auch das ist zu beachten, daß man die Ämter mit den richtigen Leuten besetzt und einen jeden nach seinen Talenten verwendet: den Kenner der Landwirtschaft für Pachtsachen, den Mann der Ordnung für die Einrichtung der großen Kassen, den Gewerbekundigen bei der Errichtung der Manufakturen usw.