<152> ist und er es zum Besten des ganzen Staatskörpers verwenden muß. Wer dieses Geld im Frieden zur Unzeit ausgibt und im Kriege für große Dinge nichts übrig hat, wer alle seine Einnahmen ohne Rücksicht auf die Zukunft vergeudet und das Volk durch neue Austagen bedrücken muß, wenn der Staat angegriffen wird, der handelt unvernünftig und eher wie ein Tyrann als wie ein Vater des Volkes. Ein Staatsmann darf niemals sagen: ich habe nicht geglaubt, daß dieses oder jenes geschehen könnte. Sein Beruf verlangt, daß er alles vorhersieht und auf alles gerüstet ist. Wer also in Preußen, das sich nur durch seinen Gewerbfleiß behauptet, das Regiment führt, muß unverzüglich erkennen, daß er keine anderen Geldmittel besitzt als die, welche er während des Friedens sammelt. Er muß taub gegen das sein, was die Öffentlichkeit sagt, und ihr nichtiges Urteil verachten. Wenn sie Euch beschuldigt, geizig oder knauserig zu sein, was liegt daran? Sie urteilt nach falschen Begriffen und würde Eure Ansicht teilen, wenn ihr Eure Gründe bekannt wären. Man muß das einmal als richtig erkannte System befolgen, ohne sich durch das Gezirpe der Grillen oder durch das Gequake der Frösche von seinem Wege abbringen zu lassen.

Wir brauchen etwa fünf Millionen zur Bestreitung eines Feldzugs. Die Kosten für vier Feldzüge betragen also zwanzig Millionen. Diese zwanzig Millionen anzuhäufen und die anderen Kassen nach dem im Abschnitt über die Finanzen entwickelten Plane1 zu füllen, ist eine Pflicht des Herrschers, eine Sorge, von der er sich nicht lossagen kann und für die das Volk ihm Dank weiß, wenn es in Kriegszeiten nicht mit neuen Austagen bedrückt wird.

Ein sparsamer Fürst ist weise und vorausschauend. Er bereitet sich im voraus Hilfsquellen und sammelt durch Beschränkung seines Aufwandes und seiner Ausgaben die Gelder, die er bei gegebener Zeit zu Erleichterungen für sein Volk bestimmt. Ein verschwenderischer Fürst gleicht einem Körper mit stets verdorbenem Magen, der mit Gier ißt, dem aber selbst die nahrhaftesten Speisen nichts nützen. Ein freigebiger Fürst gleicht einem gesunden Körper, der sich mit Maß nährt und allen seinen Gliedern gleichmäßige Kraft und Stärke durch die Adern zuführt. Ein verschwenderischer Fürst ist wie ein Narr, der unnütze Ausgaben macht und darüber das Notwendige vernachlässigt....

Die Freigebigkeit ist eine scharfsichtige Tugend, die mit Sachkenntnis handelt. Sie ist bereit, den Unglücklichen zu helfen, Hab und Gut mit ihnen zu teilen. Sie belohnt mit voller Hand die Dienste. Sie ist die letzte Rettung und die Zuflucht aller, deren einzige Hoffnung der Beistand des Fürsten ist. Sie kommt den Bedürfnissen zuvor, lindert, wo sie kann; und wenn sie aus dem Herzen kommt, so ist sie bescheiden, milde, fordert keinerlei Anerkennung und hat es nicht eilig, die Welt von ihren Wohltaten zu unterrichten. Wenig für sich verbrauchen, im rechten Augenblick und hinlänglich geben, beizeiten Erleichterung schaffen, den Hilfsbedürftigen zuvorkommen, mit den


1 Vgl. S. 123.128 f. 141.