<159> Unterhandlungen, sondern auf der Natur der Sache beruht. Nur dieses Bündnis ist für Preußen natürlich und auch vorteilhaft,) well wir, mit Frankreich vereint, im Falle eines glücklichen Krieges auf Erwerbungen hoffen können. Hingegen in Verbindung mit England und Österreich können wir uns keine Vergrößerung versprechen. Was wir auch vom Kriege erwarten können, mein gegenwärtiges System besieht darin, den Frieden zu verlängern, solange es geschehen kann, ohne die Majestät des Staates zu verletzen. (Durch ihre innere Unordnung wird es der französischen Macht unmöglich, mit der Energie, die ihr zukäme, auf dem Kriegsschauplatze zu erscheinen.) ... Es frommt uns nicht, den Krieg wieder anzufangen. Ein kecker Streich, wie die Eroberung Schlesiens, gleicht den Büchern, die im Original einschlagen, deren Nachahmungen aber abfallen. Wir haben durch die Erwerbung Schlesiens den Neid von ganz Europa auf uns gelenkt. Das hat alle unsere Nachbarn alarmiert: keiner, der uns nicht mißtraute. Mein Leben wird zu kurz sein, um sie in die beruhigte Stimmung zurückzuversetzen, wie sie unsern Interessen vorteilhaft ist. Sollte uns wohl ein Krieg anstehen, während Rußland gewaltig gerüstet an unfern Grenzen sieht und nur den günstigen Augenblick abwartet, um Preußen anzugreifen (was es indessen nur mit Hilfe englischer Subsidien tun kann), und während eine Diversion der Russen sofort alle unsere Projekte vom Anfang unserer Operationen an umstürzen würde? In Lagen wie die jetzige ist das sicherste, im Frieden zu verharren und in fester Haltung neue Ereignisse abzuwarten. (Solche würden sein: der Sturz des an Österreich verkauften Bestushew in Rußland, die Gewinnung seines Nachfolgers, der Tod des jetzigen Königs von England, dieses Land in den Unruhen einer vormundschaftlichen Regierung1, ein Soliman auf dem Thron von Konstantinopel und in Frankreich ein ehrgeiziger und allmächtiger Minister.) Dann und bei ähnlicher Gestaltung der Dinge ist es Zeit zu handeln, obgleich es auch dann nicht notwendig ist, gleich zuerst auf der Bühne zu erscheinen. (Vielmehr soll man warten, bis die Gegner vom Kampfe erschöpft sind.)...
Künftige Politik gegenüber den Mächten Europas
. .. (Erforderlich ist, verschwiegen zu sein, sich selbst zu beobachten, der eigenen Affekte Herr zu sein, seine Absichten zu verdecken, seinen Charakter zu verhüllen und nichts sehen zu lassen als eine gemessene Entschlossenheit, durch Rechtsgefühl gemildert. ...
Im diplomatischen Verkehr mit den Franzosen bedarf es großer Rücksichten auf die Eigenliebe der französischen Nation und auf die überlegene politische Einsicht, die sie als ihr Teil betrachten. Ich gönne ihnen deshalb die Ehre aller meiner Entwürfe, als wären es ihre eigenen Ideen, denen ich nur folge.)...
1 Georg II. zählte damals 69 Jahre; er starb 1760. Da sein Sohn, Prinz Friedrich Ludwig von Wales, bereits 1751 gestorben war, ging die Thronfolge über auf seinen Enkel Georg III. (geb. 1738).