<169> wurden zu Pächtern ihrer Regimenter. Die Subalternoffiziere verweichlichten. Die Hefe des Volkes, der Auswurf der Nation ergriff das Waffenhandwerk, und da ihre Zahl nicht hinreichte, wurden Mietssoldaten angeworben. Niemand hatte ein Auge auf die Truppen. Da brach der Krieg aus1. Der jämmerliche Haufe republikanischer Miliz wurde gefangen genommen oder bedeckte sich durch Feigheit mit Schande. Flandern wurde von den Franzosen erobert, und Holland wäre Ludwig XV. zum Opfer gefallen, hätte er den Willen oder den Verstand gehabt, seinen VorteU auszubeuten.

Ihr seht also, wie wichtig es für jeden Staat und besonders für eine im Aufstieg begriffene Macht ist, daß der Fürst sein eigener Heerführer ist, auf straffe Mannszucht im Heere hält und sich durch kleinliches Detail die Lust nicht vergällen läßt.

Ich bin in der Armee aufgewachsen. Meine Wiege war von Waffen umgeben. Ich habe vom Kapitän aufwärts durch alle Grade gedient. Mein Vater hielt mich in meiner Jugend zu allem an, was die Mannszucht der Truppen, die Verpflegung, Ausbildung und alle zur Taktik gehörenden Übungen angeht. Ich kann also über diese Gegenstände mit Sachkenntnis zu Euch reden und Euch alle Punkte nennen, auf die Ihr Eure Aufmerksamkeit richten müßt, wenn Euch der edle Ehrgeiz beseelt, die Armee in ihrem gegenwärtigen gefürchteten Zustande zu erhalten.

Wir prüfen zunächst die Auswahl der Leute, aus denen die Regimenter bestehen.

Rekrutierung

Bei den alten Infanterieregimentern wollen wir im ersten Gliede keine Leute unter 5 Fuß 8 Zoll und im zweiten keine unter 6 Zoll, gut gemessen. Die von mir errichteten Regimenter haben in allen Gliedern einen Zoll weniger als die alten, aber die schlesischen werden in kurzem den alten Truppenteilen gleichkommen. Diese hohe Statur ist nötig; denn die groß gewachsenen Leute sind kräftiger als die anderen. Keine Truppe auf der Welt könnte ihrem Bajonettangriff widerstehen. Bei der Kavallerie sehen wir nicht sowohl auf großen Wuchs als auf breite Schultern, doch dürfen die Kürassiere und ebenso die Dragoner nicht unter 6 Zoll messen. Das genügt. Sie müssen so groß sein, um ohne Hilfe auf große Pferde hinaufzukommen. Bei den Husaren macht die Größe nichts aus, doch sieht man auf das Alter und duldet keine halbwüchsigen Burschen in den Regimentern.

Kantons

Alle Regimenter, sowohl Infanterie wie Kavallerie, haben Kantons. Die Kantons machen die TruppenteUe unsterblich, indem sie ihnen Rekruten liefern und in Kriegszeiten zur Komplettierung dienen. Die Schonung der Kantons ist einer der Gründe, aus denen wir bei der Infanterie hohen Wuchs fordern. Sie dürfen


1 Der österreichische Erbfolgelrieg.