<171> also die Regimenter in gutem Zustand bleiben, muß der König-Connetable alle Jahre oder so oft als möglich Revue über sie halten, die Kompagnien, die Rekruten besich-tigen und sich vergewissern, ob die Gestorbenen und Invaliden durch gleich große und kräftige Leute ersetzt sind, streng die Offiziere tadeln, die in dieser Hinsicht ihre Pflicht vernachlässigt, und die belobigen, die sie erfüllt haben. Bei der Revue werden dem König auch die invaliden Soldaten vorgeführt. Es bestehen Fonds, auf die man ihnen Pension anweist. Andere versorgt man mit Neinen Anstellungen bei der Akzise, ebenso die Unteroffiziere, die bessere Posten erhalten.
Ferner werden bei den Revuen die neuen Unteroffiziere geprüft. Alle müssen alte Soldaten sein. Ich habe nicht gelitten, daß mir ein Student oder ein junger Mann, wofern er nicht von Adel war, als Unteroffizier vorgestellt wurde. Denn ein alter kriegstüchtiger und tapferer Soldat versieht sich bei der Mannschaft Respekt zu verschaffen, während ein Federfuchser nicht den Kommandoton besitzt und Strapazen nicht gewachsen ist.
Was ich von der Infanterie sage, gilt ebenso für die Kavallerie. Bei ihr ist ferner auf die Größe der Pferde zu sehen. Ich dulde bei den Kürassieren oder Dragonern keine unter 5 Fuß 2 Zoll. Ist ein Regiment schlecht beritten, so werden alle unlauglichen Gäule, die nicht mehr im Galopp gehen können, ausgemustert. Ferner ist es wichtig, ob die Regimenter gutes Zaum- und Sattelzeug haben und ob die Steigbügel gleichmäßig hoch geschnallt sind, damit die Leute nicht mit einem zu langen oder zu kurzen Bügel reiten.
Bei den kommissarischen Revuen werden die invaliden Offiziere verabschiedet und die fortgejagt, deren Betragen nicht ihrer Stellung entspricht und die sich nicht wie Ehrenmänner benehmen. Die Ausgeschiedenen sind durch Fähnriche des Regiments zu ersetzen. Unter ihnen wählt man die aus, die am gescheitesten sind, sich am besten geführt haben und die besten Zeugnisse von den Stabsoffizieren besitzen.
Der König muß vor allem darauf sehen, daß in der Armee gute Stabsoffiziere und ein gut zusammengesetztes Korps von Kapitänen sind. Die Kapitäne müssen ihre Kompagnie vollzählig erhalten; sie müssen mit Leib und Seele dienen. Die Stabsoffiziere müssen kluge Köpfe sein. Wird ein alter Kapitän allzu schwerfällig und unbehilflich, so befördert man ihn zum Major in ein Garnisonregiment und setzt einen anderen an seine Stelle. Mit noch mehr Aufmerksamkeit sind die Kommandeure der Regimenter1 auszusuchen. Wenn sie etwas taugen sollen, müssen sie Tapferkeit, Entschlossenheit, eigene Entschlußfähigkeit besitzen und streng auf die Beobachtung der Disziplin halten. Das ist die Schule für die Generale.
Die Generale müssen mit noch größerer Sorgfalt ausgewählt werden. Hätte ich Männer wie Turenne finden können, ich hätte nur solche angestellt. Von einem General verlangt man Tapferkeit, Kenntnis der Kriegskunst, Begabung und vor allem den
1 Der Kommandeur führte das Regiment, während der Chef, nach dem das Regiment auch hieß, die Verantwortung für dieses trug.