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Woher kommen denn die ungeheuren Schulden, die auf Frankreich lasten? Aus welchen Gründen sind sie so angewachsen? Es ist bekannt, daß ein großer Teil davon noch aus der Regierungszeit Ludwigs XIV. stammt, und zwar aus dem Spanischen Erbfolgekrieg, dem gerechtesten von allen, die er unternommen hat. Danach gab der Regent, Herzog Philipp von Orleans, sich der Hoffnung hin, mit Hilfe des Systems, das Law ihm vorschlug1, die Schulden abzutragen. Weil er aber das System überspannte, zerrüttete er das Königreich, und die Schulden wurden nur teilweise abgelöst, nicht gänzlich getilgt. Nach dem Tod des Regenten, unter der weisen Verwal, tung des Kardinals Fleury, heilte die Zeit etliche alte Wunden des Reiches. Allein die Kriege, die dann ausbrachen, nötigten Ludwig XV., neue Schulden aufzunehmen. Treu und Glaube, die Erhaltung des Staatskredits verlangen, daß die Schulden abgetragen werden, oder mindestens, daß die Regierung die Zinsen pünktlich bezahlt. Die ordentlichen Einkünfte des Staates waren aber unter den laufenden Ausgaben verrechnet: woher sollte der König die nötigen Summen zur Bezahlung der Zinsen und zur Tilgung der Schulden nehmen, wenn er sie nicht von seinem Volk erhielt? Und da sich seit langem der Brauch im Lande eingeführt hat, daß die Erhebung oe, stimmtet Pachtgelder und neuer Auflagen durch die Hände der Steuerpächter geht, sieht der König sich gewissermaßen genötigt, ihre Diensie in Anspruch zu nehmen.

Es ist nicht zu leugnen, daß im Finanzwesen die vielleicht allzu zahlreichen Beamten und Angestellten Erpressungen und Diebstähle begehen und das Volk manchmal Grund hat, sich über die Härte ihrer Eintreibung zu beklagen. Aber wie will man das in einem Königreich vom Umfang Frankreichs hindern? Je größer eine Monarchie, desto mehr Mißbräuche werden in ihr herrschen. Wenn man auch die Zahl der Auf, sichtführenden im Verhältnis zur Zahl der Erheber vermehren wollte, so würden diese es doch verstehen, mit neuen Listen und Kunstgriffen die aufmerksamen Augen der Wächter zu täuschen.

Wären die Absichten des Verfassers rein gewesen, hätte er die Ursache der Aus, gaben, die dem Staat verderblich wurden, richtig erkannt, so würde er bescheidentlich gemahnt haben: man möge bei den Ausgaben für den Krieg mehr Sparsamkeit walten lassen und die Unternehmer abschaffen, die sich mit unerlaubtem Gewinn bereichern, während der Staat verarmt; man solle acht daraufhaben, daß die Lieferungsverträge nicht, wie es vorgekommen ist, bis zur doppelten Höhe ihres Lieferungswertes gesteigert werden. Schließlich hätte er nahelegen können, daß in der Streichung aller überflüssigen Pensionen und in der Einschränkung der Ausgaben für den Hof ein Mittel zur Er, leichterung der Steuerlast gegeben sei, wie es der Aufmerksamkeit eines guten Fürsien wohl wert sei. Wenn er sich dabei eines bescheidenen Tones bedient hätte, so hätten seine Ansichten Eindruck machen können. Die Beleidigungen aber erregen Zorn und überzeugen keinen Menschen. Er empfehle doch, wenn er dergleichen weiß, Mittel und


1 Durch Errichtung einer Notenbank (vgl. Bd. II, S. 24).