<268> vollständig ausgerottet werden, oder aber es bliebe ein Nährboden für Bürgerkriege, blieben Führer, die stets bereit wären, an die Spitze gefährlicher Parteien zu treten, um den Staat in Aufruhr zu bringen. Es würde sich weiter als Folge dieser Regierungsform ergeben, daß die Thronkandidaten und -Prätendenten sich unaufhörlich regen, das Volk gegen den Fürsten aufwiegeln, Unruhen und Empörung schüren würden, in der Hoffnung, auf solchen Wegen emporzusteigen und zur Herrschaft zu gelangen.
Hierdurch wäre eine derartige Regierung dauernd inneren Kämpfen ausgesetzt, die tausendmal gefährlicher sind als die auswärtigen Kriege. Um eben diesen Mißständen vorzubeugen, wurde ja die Erbfolge geschaffen und in mehreren europäischen Staaten eingeführt. Man sah, welche Unruhen die Wahlen nach sich ziehen, und fürchtete mit Recht, eifersüchtige Nachbarn könnten so günstige Gelegenheit wahrnehmen, das Land zu überwältigen oder zu verwüsten. Der Autor konnte sich leicht über die Folgen seiner lehren klar werden: er brauchte bloß einen Blick auf Polen zu werfen, wo jede Königswahl zu einer Epoche inneren und äußeren Krieges ward.
Ein großer Irrtum ist es, zu glauben, Menschenwerk könne vollkommen sein. Unsere Einbildungskraft mag sich solche Trugbilder ersinnen, doch lassen sie sich nimmermehr verwirklichen. Seit Anbeginn der Welt haben die Völker es mit allen Formen der Regierung versucht; die Blätter der Geschichte sind voll davon. Allein es gibt keine Regierungsart, die nicht Unzuträglichkeiten unterworfen wäre. Die meisten Völker jedoch haben die Erbfolge der regierenden Familien anerkannt, weil das bei der Wahl, die sie zu treffen hatten, die mindest nachteilige Entscheidung war. Das Übel, das auch diese Einrichtung mit sich bringt, besieht darin, daß unmöglich während einer langen Reihe von Jahren innerhalb einer Familie Talente und Verdienst ununterbrochen vom Vater auf den Sohn sich forterben können, und daß demnach zuweilen unwürdige Fürsten den Thron einnehmen werden. Selbst in diesem Falle bleibt noch das Hilfsmittel, daß fähige Minister durch ihre Tüchtigkeit den Schaden wieder gutmachen können, den die Torheit des Herrschers ohne Zweifel anrichten würde.
Das Gute, das aus dieser Ordnung.der Dinge offenbar hervorgeht, beruht darauf, daß Fürsten, die auf dem Thron geboren sind, weniger Dünkel und Eitelkeit haben als die Emporkömmlinge. Geschwellt vom Gefühl ihrer neuen Größe, verachten diese die anderen, die bis dahin ihresgleichen waren, und gefallen sich darin, sie bei jeder Gelegenheit ihre Überlegenheit fühlen zu lassen. Vor allem aber beachte man, daß ein Fürst, der das Nachfolgerecht seiner Kinder gesichert weiß, in dem Bewußtsein lebt, für seine Familie zu arbeiten, und sich also mit weit mehr Eifer dem wahren Hell des Staates widmen wird, den er als sein Erbgut ansieht. Im Gegensatz dazu denken die Wahlkönige nur an sich, an das, was während ihrer Lebenszeit Bestand haben kann, und an nichts weiter. Sie suchen ihre Familie zu bereichern und lassen im übrigen alles verfallen, da der Staat in ihren Augen ein unsicherer Besitz ist, auf den es eines Tages verzichten heißt. Wer sich davon überzeugen will, braucht