<49> Römern ein unbekanntes Ding; diese Männer, die für Frau und Kinder stritten, für ihre Hausgötter, für die römische Bürgerschaft und für alles, was ihnen das Teuerste im Leben hieß, sie dachten freilich nicht daran, so hohe Werte auf einmal durch feige Fahnenflucht preiszugeben.
Was den großen Fürsten Europas ihre Sicherheit verbürgt, das ist die ungefähre Gleichartigkeit und Gleichwertigkeit ihrer Streitkräfte; es gibt in dieser Hinsicht nichts, was der eine vor anderen voraus hätte. Nur die schwedischen Truppen sind gleichzeitig Bürger, Bauern und Soldaten1, so bleibt denn auch, wenn sie ins Feld rücken, niemand im Innern zur Bestellung des Bodens zurück. Daher ist ihre Macht denn auch in keiner Weise bedrohlich, denn sie können auf die Dauer nichts ausrichten, ohne sich selbst mehr zu schädigen als ihre Feinde.
Soviel über die Söldner. Die Ansichten Machiavells über die Pflichten eines großen Fürsten als Kriegsherrn teile ich durchaus. In der Tat, alles, aber auch alles verpflichtet ihn, die Führung seiner Truppen auf sich zu nehmen und der Erste zu sein in seinem Heere wie in seinem Hoflager. Sein eigener Vorteil, seine Pflicht, sein Ruhm, alles gebietet ihm dies. Er ist das Haupt der Justiz, in gleicher Weise ist er der Schirmherr und der Verteidiger seiner Völker. Diese Landesverteidigung ist eine der wichtigsten Aufgaben seines Amtes, aus diesem Grunde darf er sie keinem anvertrauen als sich selbst. Sein Vorteil scheint unabweislich seine persönliche Anwesenheit beim Heere zu erheischen, da alle Befehle von ihm ausgehen und auf diese Weise Gedanke und Tat in der denkbarsten Unmittelbarkeit einander folgen. Außerdem macht die ehrfurchtgebietende Gegenwart des Fürsten allen Reibereien unter den Generalen, die ein Fluch für das Heer, ein fühlbarer Schaden für den Kriegsherrn sind, ein Ende. Sie bringt größere Ordnung in alles, was das Magazinwesen, die Versorgung mit Munition und allem Kriegsbedarf angeht; was wäre ohne solche Ordnung Cäsar selbst an der Spitze von 100 000 Streitern? wo blieben ohne sie seine Erfolge, seine Heldentaten? Der Fürst ist's, der eine Schlacht schlagen läßt; so ist's auch seine Sache, ihren Gang zu bestimmen, durch seine Gegenwart seinen Truppen den Geist zuversichtlicher Kampfesfreudigkeit mitzuteilen; an ihm ist's, zu zeigen, wie der Sieg seine Unternehmungen stetig krönt, wie er das Glück durch Klugheit an sich fesselt, und ein leuchtendes Beispiel ihnen zu geben, wie man furchtlos der Gefahr und selbst dem Tode trotzt, wenn Pflicht, wenn Ehre und unsterblicher Nachruhm es gebieten.
Welch ein Ruhm für einen Fürsten, der mit Gewandtheit, mit Klugheit und tapferem Herzen seine Staaten vor dem Einbruch der Feinde deckt, durch Kühnheit und Geschicklichkeit über alle machtvollen Anschläge der Gegner triumphiert und durch seine Festigkeit, Besonnenheit und durch seine kriegerische Überlegenheit sein gutes Recht glücklich behauptet, das ihm ungerechte Anmaßung bestreiten will.
1 Vgl. Bd. II, S. 32.