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Manche Fürsten halten die Uneinigkeit ihrer Minister für notwendig für ihre Zwecke. Sie vermeinen, sie brauchten sich des Betruges weniger zu versehen von Leuten, die gegenseitiger Haß nötigt, auf ihrer Hut zu sein. Mag immerhin der Haß auf der einen Seite so wünschenswerte Folgen haben, auf der anderen schafft er Wirkungen, die für den Nutzen dieser Fürsten recht bedenklich sind; denn siatt im Dienste des Fürsten zu wetteifern, durchkreuzen manchmal die Minister aus reiner Gehässigkeit die angemessensten, staatsförderlichsten Absichten und Pläne und verquicken mit ihren persönlichen Streitigkeiten die Sache von Fürst und Volk.

Nein, nichts fördert so sehr die Stärke einer Monarchie wie die innige, untrennbare Einheit aller ihrer Teile, und diese zu schaffen soll das Ziel eines weisen Fürsten sein.

Meine Antwort auf die dritte Frage Machiavells kann gewissermaßen zugleich als die Lösung seiner vierten gelten; doch wir wollen in aller Kürze überlegen und entscheiden, ob ein Fürst Parteibildungen, die sich gegen seine eigene Person richten, begünstigen darf oder ob er sich die Freundschaft seiner Untertanen erwerben soll.

Es hieße Ungeheuer in die Welt setzen, eigens um sie zu bekämpfen, wollte man sich Feinde machen, nur um sie zu bestehen. Natürlicher, vernünftiger, menschlicher ist es, sich Freunde zu erwerben. Glücklich die Fürsten, die das Hochgefühl der Freundschaft kennen! Glücklicher noch, die ihrer Völker Liebe und Zuneigung verdienen!

Wir kommen zur letzten Frage Machiavells, nämlich der: Empfiehlt sich für einen Fürsten die Unterhaltung von Festungen und Burgen, oder soll er sie schleifen?

Soweit hierbei kleinere Fürsten in Frage kommen, habe ich meine Meinung wohl schon im zehnten Kapitel gesagt1; wie soll's damit ein König halten?

Zu den Zeiten Machiavells war die ganze Welt im Zustande der Gärung, und ein Geist der Empörung und des Aufruhrs herrschte an allen Enden; ringsum nur rebellische Städte, tief aufgewühlte Völker, ringsum nur Anlaß zu Streit und Fehde, für Herrscher wie für Staaten. Dieses ewige Drunter und Drüber überall zwang die Fürsten, in den Städten ihre Burgen anzulegen, um auf diese Weise dem bürgerlichen Unruhgeist eine Faust vorzuhalten und die Leute an ein Bleibendes zu gewöhnen.

Seit jenem rauhen Zeitalter hott man nicht mehr soviel von Aufstand und Empörung, sei's nun, daß die Menschen der wechselseitigen Vernichtung und des Blutvergießens satt wurden, sei's, daß die Vernunft die Oberhand gewann; man möchte behaupten, jener unstete Geist habe sich müde gearbeitet und sei nunmehr zur Ruhe gekommen. Jedenfalls, um heute der Treue von Stadt und Land versichert zu sein, bedarf's keiner Bergfeste mehr.

Anders allerdings sieht's mit den Burgen und Befestigungen, die vor dem äußeren Feinde Schutz bieten und dem Staate eine höhere Sicherheit und Ruhe gewähren sollen. Da stellt sich der Nutzen der Festungen für einen Fürsten gleichwertig neben den des Heeres. Wirft er seine Streitmacht dem Feinde entgegen, so vermag er im


1 Vgl. S. 42.