Ausgaben

Die festen Einnahmen des Staates belaufen sich auf 12 150 000 Taler und 1 Million von der Münze. Davon bezahlt Schlesien 3 400 000 Taler und die anderen Provinzen 8 750 000 Taler. Der Etat setzt sich folgendermaßen zusammen. Die Kriegskasse bezahlt die Regimenter, die aus 135 600 Mann bestehen. Sie bestreitet den Unterhalt der Festungswerke, die Kosten für die Uniformen der Armee, für die Remonten der Kavallerie, für die Pulverfabrik, die jährlich 4 000 Zentner Pulver herstellt. Sie bezahlt ferner die Gehälter für die Gouverneure, Kommandanten und einige andere Offiziere. Die Pferde- und Montierungskasse wird von General Massow128-1 so trefflich verwaltet, daß sie jährlich eine Ersparnis von 150 000 Talern erzielt. Dieser Fonds beträgt infolge dessen jetzt 765 000 Taler. Das ist aber nicht genug. Man muß mit den Ersparnissen einige Jahre fortfahren, um nicht allein<129> 900 000 Taler in barem Gelde, sondern auch noch viele Vorräte, Wehrgehänge, Waffen, Zelte usw. fertig in den Zeughäusern zu haben. Davon werde ich im Abschnitt über das Heerwesen sprechen.

Die Domänenkasse zahlt jährlich 1700 000 Taler an die Kriegskasse, die ohne dies die Truppen nicht bezahlen könnte. Sie bestreitet die Iahrgehälter, die Besoldung für die Gerichte und liefert einiges Geld an den Herrscher. Nach Bezahlung aller Kosten und Bestreitung aller Ausgaben bleibt von den Domänen ein Überschuß von 1 300 000 Talern nebst einer Million von der Münze, also im ganzen 2 300 000 Taler, um die der Staatsschatz jährlich vermehrt wird. Er ist für den Fall eines Unglücks, eines Krieges oder einer öffentlichen Not bestimmt.

Der Wert unserer Einrichtungen besieht darin, daß die Kassen niemals vermengt werden. Infolgedessen leben wir nicht auf Vorschuß, sondern legen jedes Jahr zurück. Unsere Zahlungen werden nicht auf Grund liederlicher Rechnungen oder mit Papier, sondern in guter Münze geleistet, und wir ändern im Laufe des Jahres nichts an der Ordnung des zu Beginn des Rechnungsjahres festgestellten Voranschlages.

Meine Einnahmen

Da das Gehalt, das ich vom Staate beziehe129-1, für die militärischen Ausgaben, wie der hohe Sold des dritten Bataillons Garde129-2, meine Überzähligen129-3, die Uniformen und Tischgelder der Offiziere, fast ganz verbraucht wird, so habe ich meine Zuflucht zu anderen Fonds genommen, die alle zusammen beträchtliche Summen ausmachen und nicht in den Staatseinkünften einbegriffen sind. Ich habe mir 100 000 Taler aus Ostftriesland vorbehalten und die Einnahme aus den Forsten auf 180 000 Taler Überschuß gesteigert. Die Einkünfte aus der Post sind in diesem Jahre auf 110 000 Taler, mehr als sie je betrugen, gebracht worden. Die Akzisen und Zölle aus Schlesien, der außerordentliche Verkauf von Salz und das Geld aus verschiedenen Fonds, das bei der Ausgabe gespart wurde, haben die Summe von 260 000 Talern ergeben. Die ostpreußischen Häfen haben 56 000 Taler über den Etat eingebracht. Die Ersparnisse bei den Domänenkammern belaufen sich, wenn es keine Unglücksjahre gibt, in Ostpreußen auf 30 000 Taler und in Litauen auf 20 000. Fügt man zu allen diesen Einnahmen, die unter meinem Vater nur sehr gering waren, einige außerordentliche Beträge aus den Domänen, so können sie jährlich auf durchschnittlich 700 000 Taler gebracht werden. Davon habe ich für mich 120 000 Taler genommen, die ein monatliches Gehalt von 10 000 Talern ausmachen. Alles übrige<130> habe ich zum Wohle des Staates verwendet, teils für Festungsbauten, für die Artillerie, für die Remontekasse, teils für nützliche Einrichtungen im Lande. Ja, ich habe daraus sogar Zuwendungen an den Staatsschatz gemacht, zur Abrundung seines Bestandes und zum Ersatz für schlechte Münzen.

Die Landschaft

Die „Landschaft“ ist die Gesamtheit der Ritterschaft130-1. Sie erhielt als Sicherheit für ihre Geldvorschüsse an die alten Kurfürsten die sogenannte Ziese, eine Auflage auf das Bier, nebst einigen anderen ähnlichen Fonds, die sie selbst verwaltet und zu ziemlicher Bedeutung gebracht hat. Während des Krieges von 1744 nahm ich meine Zuflucht zum Kredit dieser Körperschaft, und ich hatte allen Anlaß, den Eifer und die Anhänglichkeit des würdigen Adels zu rühmen. Er gab mir die Mittel zur Weiterführung des Krieges. Ohne ihn war ich bei dem völligen Mangel an Geld und bei der Unmöglichkeit, anderswo Hilfsquellen zu finden, verloren.

Die Schulden der „Landschaft“ an Privatleute belaufen sich alles in allem auf fünf Millionen Taler. Nach meiner Ansicht darf man diese Schuld nicht abtragen. Sonst wüßten die Privatleute nicht, wo sie ihre Kapitalien anlegen sollen, und gingen mit ihrem Vermögen, mit dem sie bei uns nichts anfangen könnten, ins Ausland. Ich würde aber auch nicht zur Vermehrung dieser Schuld raten; denn die Kasse des Herrschers würde durch die dann zu zahlenden Zinsen überlastet. Außerdem muß man bei allen Kreditfragen eine gewisse Mittelstraße innehalten; verläßt man sie, so entsteht Unordnung. Bis jetzt zahlt die „Landschaft“ pünktlich die Zinsen ihrer Schulden und erstattet die Kapitalien bei Verfall der Verschreibungen zurück. Stiege die von ihr zu entrichtende Summe also beträchtlich, wie könnte sie dann die Menge der Kapitalien auszahlen, die sie auf einmal zu erstatten hätte? Und käme sie ihren Verpflichtungen nicht nach, wo bliebe ihr Kredit? Immerhin könnte man im Falle der Not, wie in einem Kriege, bis zu zwei Millionen bei ihr aufnehmen, müßte die Summe aber nach Friedensschluß sofort zurückzahlen.

Dieser würdige und treue Adel, der bei allen Gelegenheiten Beweise seiner Anhänglichkeit an die Regierung gegeben hat, verdient mit besonderer Auszeichnung behandelt zu werden. Deshalb muß ihm die freie Wahl seines Direktors überlassen bleiben. Da der Direktor jederzeit den Charakter eines Staatsministers gehabt hat, ist es Sache des Herrschers, ihm nach der Wahl diesen Titel zu verleihen. Er darf sich aber nicht in die Verwaltung der an die „Landschaft“ verpfändeten Fonds mischen; denn seit die sächsische Regierung an die Verwaltung der Steuerkasse gerührt hat, haben solche Verschreibungen ihren Kredit verloren.


128-1 Hans Jürgen Detlev von Massow, Generalleutnant und Generalkriegskommissar.

129-1 Die Generaldomänenkasse zahlte an Reisegeldern 20 000 Taler, zu Handgeldern 52 000 Taler.

129-2 Das dritte Bataillon Garde hatte der König bei seinem Regierungsantritt neu errichtet; das erste und zweite Bataillon Garde waren das Regiment, das er bis dahin als Kronprinz geführt hatte.

129-3 Die sogenannten Unrangierten, die als Ersatztruppe für die gesamte Garde dienten und von den übrigen Regimentern gestellt wurden.

130-1 In der Kurmark.