„<139> lange vor der Babylonischen Gefangenschaft gelebt.“ Der heilige Franz hält ihn sogar für einen Zeitgenossen des Propheten Samuel, was wir aber nicht positiv zu behaupten wagen.
Der Name des Verfassers dieses heiligen Buches ist nicht auf uns gekommen, ein Zeichen seiner großen Bescheidenheit, worin die Schriftsteller dieses Jahrhunderts ihm wenig gleichen. Aber wir kennen doch ebensowenig die Verfasser der Bücher Ruth, Hiob und der Makkabäer. Vielleicht ist unser heUiger Prophet darin Moses vergleichbar, der, wie kein Sterblicher auf der Welt, uns die Geschichte seines Todes und seiner Beerdigung hinterlassen konnte.
Begnügen wir uns indes mit dem, was unser berühmter Kommentator Dom Calmet von „Blaubart“ sagt. Er sieht darin eine heilsame Lehre zur Erbauung frommer Seelen und offenbar in Erfüllung gegangene Prophezeiungen, die, wie er hinzufügt, vor allem für die Bestätigung der Wahrheit unsrer heiligen apostolischen römisch-katholischen Religion sehr ins Gewicht fallen. Wäre dieser kostbare Kommentar noch länger unbekannt geblieben, so wäre das ein unersetzlicher Verlust für die streitende Kirche gewesen.
Wir sehen uns aus mehr als einem Grunde zu seiner Veröffentlichung gezwungen. Ach! Wir sind nahe dem Ende der Zeiten. Der große Tag rückt heran, der allen menschlichen Eitelkeiten ein Ziel setzen wird. Alles, was uns geweissagt ist, geht in Erfüllung. Die Natur verliert ihre Fruchtbarkeit, das Menschengeschlecht entartet zusehends. Schon gewinnt die verderbte Vernunft die Oberhand über die christliche Einfalt. Der glühende Glaubenseifer hat sich in sträfliche Gleichgültigkeit gewandelt. Neue Irrlehren siegen über die alten Wahrheiten. Der Glaube gilt als Folge von Aberwitz, der Unglaube als Zeichen von Verstand. Unsre Feinde greifen uns nicht mehr im Verborgenen an. Statt wie einst die Grundfesten unsres heiligen Glaubens zu untergraben, stürmen sie jetzt offen dagegen an. Scharenweise rotten sich unsre Feinde unter den verschiedenen Bannern der Ketzerei zusammen und umringen uns von allen Seiten. An ihrer Spitze ficht Luzifer, um unsren Gottesdienst und unsre Altäre zu vernichten. Die Kirche ist in ihren heiligen Grundfesten erschüttert und droht einzustürzen. Bald wird sie in Trümmern liegen. Sie, unsre heilige Mutter, girrt wie eine Taube und schreit wie ein Hirsch, dem der unbarmherzige Jäger den Todesstoß versetzen will. In ihrer großen Trübsal ruft sie ihre Kinder zu Hilfe. Sie ist Rahel, die um ihre Kinder weint und untröstlich ist. Eilen wir, ihr beizustehen! Stützen wir ihren altehrwürdigen Bau mit dem heiligen Kommentar Dom Calmets über „Blaubart“! Halten wir diesen heuigen Benediktiner wie einen Schild vor und wehren wir mit ihm die vergifteten Pfeile ab, die die gottlose Philosophie gehen uns schleudert, auf daß die Pforten der Hölle nicht recht behalten über die Kirche, die auf dem Eckstein unsres Seelenheils gegründet ist.