<215> verdanken wir der Tätigkeit Jordans. Im Jahre 1744, bei Erneuerung der Königlichen Akademie der Wissenschaften und schönen Literatur, wurde er zu ihrem Vizepräsidenten gewählt.
Man sage ja nicht, die Pflege der Künste und Wissenschaften mache die Menschen ungeschickt zu Geschäften. Ein guter Kopf leistet auf allen Gebieten gleich Tüchtiges. Die Pflege der Wissenschaften würdigt den Menschen nicht nur nicht herab, sondern verleiht ihm in allen Ämtern neuen Glanz. Die großen Männer des Altertums bildeten sich unter der Obhut der Wissenschaften, wenn ich so sagen darf, ehe sie die Staatsämter bekleideten. Alles, was den Geist klärt, das Urteil festigt und die Kenntnisse erweitert, bildet sicherlich Menschen, die allen Ansprüchen gewachsen sind. Sie gleichen wohlgepfiegten Pflanzen, deren Blüten und Früchte von erlesenerer Schönheit und köstlicherem Geschmack sind als die wildwachsenden Bäume des Waldes, die sich selbst überlassen, aufs Geratewohl gedeihen und deren wunderlich verkrüppelte Äste nicht einmal schön aussehen.
Als der König nach Kaiser Karls VI. Tode an der Spitze seiner Heere in Schlesien einrückte, um das Erbe seiner Väter heimzufordern, das Österreichs Übermacht ihm unter Mißachtung seiner Ansprüche lange Zeit vorenthalten hatte, begleitete Jordan den Monarchen 1741 ins Feld und verband so die sanfte Pflege der Musen mit dem Waffenlärm und dem Getümmel eines Heeres, dessen Bewegungen und Operationen ununterbrochen währten.
Aber trotz dieser Feldzüge und seines häufigen Erscheinens bei Hofe fand Jordan noch Zeit zur Arbeit an verschiedenen Werken, die er uns hinterließ — eine lateinische Dissertation über Leben und Schriften des Giordano Bruno (1726), ein „Recueil de littérature, de philosophie et d'histoire“ (1730) und die „Histoire de la vie et des ouvrages de M. La Croze“ (1741), ungerechnet einige Manuskripte, die er aus Bescheidenheit nicht veröffentlichte. Er pflegte zu sagen, man müsse in die Finsternisse hineinleuchten, die die neidische Natur den Menschen offenbar zu verbergen wünscht, müsse die Welt durch neue Tatsachen belehren, die ihre Aufmerksamkeit verdienen, müsse die Trockenheit des Gegenstandes fruchtbar zu machen verstehen und ein entfleischtes Skelett mit den Zügen und Körperformen der Mediceischen Venus zu umkleiden wissen, wenn man seine Werke veröffentlichen und die Druckerpresse in Bewegung setzen wolle. Peinlich kritisch war er allein gegen seine eignen Werke. Ja, er schien zu bedauern, daß er seine Erstlingsarbeiten nicht unterdrückt hatte. Er bezwang seine Eigenliebe, verbesserte seine neuen Schriften immer wieder und glaubte, bei all seiner Arbeit und Beharrlichkeit der Öffentlich, keit nicht genug Beweise jener Hochachtung und Ehrerbietung geben zu können, die ein Autor ihr schuldet.
Den Vorzügen, die Jordan besaß, war leider nur eine kurze Frist beschieden. Die Wissenschaften, das Vaterland und sein Gebieter verloren ihn durch eine lange, schmerzhafte Krankheit, die ihn am 24. Mai 1745 im Alter von vierundvierzig Jahren