Glauben Sie nicht, ich persönlich hätte über dergleichen zu klagen! Mittelmäßige Talente sind gleichsam ein Wall gegen die Angriffe des Neides. Es handelt sich hier um Maupertuis, unsren berühmten Präsidenten. Seine geistige Überlegenheit, sein tiefes Wissen hat die Eigenliebe des Philosophieprofessors König aufgestachelt. Da dieser Mann sich nicht zu seiner Höhe aufzuschwingen vermochte, glaubte er schon viel dadurch erreicht zu haben, daß er ihn herabsetzte. Er stritt unserm Präsidenten die Priorität der Entdeckung des Prinzips der kleinsten Aktion ab und behauptete, Leibniz sei der Erfinder. Maupertuis forderte Beweise. Er wollte wissen, in welchem Werke von Leibniz Spuren dieser Entdeckung zu finden seien. Um sich aus der Verlegenheit zu helfen, veröffentlichte König Bruchstücke aus angeblichen Briefen von Leibniz und behauptete, nicht mehr zu wissen, wo er die Originale gesehen hätte. Dieser literarische Prozeß wurde in einer Sitzung unsrer Akademie verhandelt, und König wurde einstimmig verurteilt.
Der Professor war wütend, daß er widerlegt war, und noch mehr, daß er einem von ganz Europa Bewunderten nicht hatte schaden können. Er begnügte sich nicht mit groben Schmähungen gegen ihn, — dem letzten Hilfsmittel aller, die keine wirklichen Gründe vorzubringen haben — sondern tat sich mit ziemlich verächtlichen Skribenten zusammen, die seine Partei ergriffen und unter seiner Fahne fochten. Einer dieser Elenden ließ unter dem Deckmantel eines Berliner Akademikers ein schändliches Machwerk erscheinen. Darin behandelte er Maupertuis in einer Weise, wie ein urteilsloser Mensch nur von einem Unbekannten reden kann, oder wie die frechsten Betrüger die Tugend zu verleumden pflegen.
Maupertuis ist durch seinen Charakter, seine Verdienste und seinen Ruf zu erhaben über dergleichen Verunglimpfungen, um sich beleidigt zu fühlen. Er denkt zu sehr als Philosoph, als daß bloße Schmähungen seine Seelenruhe stören könnten. Aber wir andren Akademiker müssen uns gegen einen Rasenden erheben, der zwar Maupertuis nicht verletzen, wohl aber das Ansehen unsrer Körperschaft schädigen kann.
Es soll allen Völkern klar vor Augen stehen: unter uns ist kein so entarteter Sohn, daß er den Arm gegen seinen Vater zu erheben wagt, lein Akademiker, der sich zum feilen Söldling der Wut eines Neidischen herabwürdigt. Nein! Wir alle zollen unsrem Präsidenten den Tribut der Bewunderung, der seinem Wissen und seinem Charakter gebührt. Ja, wir wagen ihn zu den unsren zu rechnen und machen ihn Frankreich streitig. Zu seinen Lebzeiten genießt er hier den Ruf, den Homer erst lange nach seinem Tode erwarb. Berlin und St. Malo streiten sich um den Ruhm, seine Vaterstadt zu sein. Wir betrachten sein Verdienst als das unsre. Sein Wissen verleiht unsrer Akademie den höchsten Glanz. Aller Nutzen seiner Werke fällt uns zu. Sein Ansehen ist das der ganzen Körperschaft. Als Charakter ist er das Muster eines Ehrenmannes und eines wahren Philosophen. So denkt die gesamte Akademie!
Wer so redet der Betrug! Der angebliche ungenannte Akademiker behauptet, Maupertuis müßte durch seine schlimmen Praktiken alle unsre Akademiker zum Aus-