<229>tritt bestimmen, würden sie nicht durch den Schutz des Königs gehalten. Soviel Worte, soviel Falschheiten! Es ist in ganz Preußen und ganz Deutschland bekannt, daß unsre berühmtesten Akademiker durch Maupertuis hierher gezogen wurden, daß er die Einkünfte verwaltet, die erledigten Stellen besetzt, die Preise verteilt, die Talente beschützt, daß er sich in all diesen verschiedenen Verwaltungszweigen stets selbstlos gezeigt hat durch gute Finanzwirtschaft, richtiges Urteil bei der Neubesetzung der erledigten Stellen, Gerechtigkeit bei der Verteilung der Pensionen und Preise, treue Fürsorge für den Ruhm der Akademie, Freundschaft und Treue gegen jeden seiner Kollegen und stete Hilfsbereitschaft für alle, die seines Schutzes bedurften. Wir haben also keinerlei Anlaß, über ihn zu klagen, vielmehr sind die meisten ihm Dank schuldig für unsre Berufung, für seinen Rat und seine Lehre, für seine Einsicht und sein Vorbild.
Der Verfasser der Schmähschrift gegen Maupertuis ist offenbar von den Vorgängen in unsrer Akademie und dem dort herrschenden Geiste sehr schlecht unterrichtet. Nie haben wir Streitigkeiten gehabt; denn nie haben wir dem Parteigeist Zutritt gestattet. Meinungsverschiedenheiten führen bei uns immer nur zu Erörterungen, nie aber zu Streit. Nach unsrer Meinung sieht es den Philosophen an, dem Volte ein Vorbild zu geben. Männer, die ehrlich die Wahrheit suchen, dürfen nicht starrköpfig sein. Weniger von sich selbst eingenommen und in ihre eignen Gedanken vernarrt als die, deren ungebildeter Geist brach liegt, verwenden sie den ganzen Scharfsinn ihres Geistes zur Erforschung der Rätsel der Natur, sind dankbar gegen alle, die sie vor Täuschung bewahren, und voller Bewunderung für die, deren Einsicht ihnen Erleuchtung bringt. Aus diesem Grunde hat man in unsren Versammlungen nie jene für eine gelehrte Körperschaft so erniedrigenden Szenen erlebt, wie den Auftritt in Paris vor einigen Jahren, der den Alterspräsidenten aller europäischen Akademiker so tief verletzt hat.
Unser angeblicher Akademiker hat nicht nur so offenkundige Lügen verbreitet wie die obengenannten. Er ist auf diesem schönen Wege noch weitergegangen. Gleich als ob seine Frechheit in dem Maße zunähme, wie er sein Gift verspritzt, behauptet er dreist, Maupertuis gereiche unsrer Akademie zur Unehre. Darauf war ich nicht gefaßt! Die Alten in ihrer Weisheit bezeichneten Böswillige als Rasende; denn die Bosheit ist eine Art von Delirium und verwirrt den Verstand. Hat jener geistlose Pamphletist, jener verächtliche Feind eines Mannes von seltnem Verdienst, in seiner unfruchtbaren Phantasie keine wahrscheinlichere Verleumdung finden können als eine derartige Unterstellung? Hat er nicht begriffen, daß, wenn schon ein nutz, bringendes Verbrechen empört, ein unnützes Verbrechen der Gipfel der Niedertracht ist? Eine so platte Roheit, eine so aberwitzige Behauptung verdient fürwahr keine Antwort. Wem soll ich es erst sagen und wer wüßte nicht längst, daß Maupertuis in Frankreich unter allen Mathematikern für den Befähigtesten galt, die Wahrheiten über die Erdgestalt, die Newton in seinem Arbeitszimmer geahnt hatte, festzustellen? Er wurde nach Lappland gesandt und trug durch seine geometrischen Berechnungen