<25> was wir von seinen Gesetzen wissen, ist folgendes1: Romulus bestimmte, daß die Könige in Rechts- und Glaubenssachen unumschränkte Gewalt haben sollten. Die Fabeln, die von den Göttern erzählt wurden, sollte man nicht glauben, sondern fromm und heilig von ihnen denken und diesen seligen Wesen nichts Entehrendes zuschreiben. Plutarch setzt hinzu: weil die Annahme, die Götter könnten an den Reizen einer sterblichen Schönheit Gefallen finden, eine Gottlosigkeit sei. So wenig abergläubisch der König aber auch war, so befahl er doch, ohne vorherige Befragung der Auguren nichts zu unternehmen.

Romulus setzte die Patrizier in den Senat und teilte das Volk in Tribus. Die Sklaven rechnete er in seiner Republik für nichts. Die Ehemänner hatten das Recht, ihre Weiber mit dem Tode zu bestrafen, wenn sie sie beim Ehebruch oder im Rausche betrafen. Den Vätern gab er unumschränkte Gewalt über ihre Kinder. Sie durften sie töten, wenn sie mißgestaltet zur Welt kamen. Vatermörder wurden mit dem Tode bestraft. Ein Patron, der seinen Klienten betrog, wurde verabscheut. Eine Schwiegertochter, die ihren Schwiegervater schlug, überließ man der Rache der Hausgötter. Die Mauern der Städte wurden für heilig erklärt. Romulus tötete seinen eignen Bruder Remus, weil er das Gesetz durch einen Sprung über die Mauern der von ihm gegründeten Stadt übertreten hatte. Er errichtete Freistätten, deren eine am Tarpejischen Fels lag.

Numa vermehrte die Gesetze des Romulus. (Plutarch, „Leben Numas“.) Da er sehr fromm und von tiefer Religiosität war, so verbot er, die Götter in Menschenoder Tiergestalt darzustellen. Daher kam es, daß es in den ersten 160 Jahren nach der Gründung Roms keine Götterbilder in den Tempeln gab.

Um die Bürger zur Vermehrung des Geschlechts aufzumuntern, bestimmte Tullus Hostilius: wenn eine Frau Drillinge zur Welt brächte, sollten sie bis zur Großjährigkeit auf Staatskosten erzogen werden. (Danet, Dictionnaire des Antiquitès.)

Unter den Gesetzen des Tarquinius Priscus heben wir hervor, daß jeder Bürger dem König ein Verzeichnis seiner Güter geben mußte und bestraft wurde, wenn er es unterließ. Ferner bestimmte Tarquinius die Opfer, die jeder in den Tempeln darzubringen hatte, und gestattete, die Freigelassenen in die städtischen Tribus aufzunehmen. Die Gesetze dieses Königs brachten auch den Schuldnern Erleichterung.

Das sind die wichtigsten Gesetze, die die Römer von ihren Königen erhielten. Sie wurden von Sertus Papirius gesammelt und nach ihm Codex Papirianus genannt. Die meisten wurden, da sie für einen monarchischen Staat bestimmt waren, bei der Vertreibung der Könige abgeschafft.

Valerius Publicola, der Mitkonsul des Brutus, eines der Werkzeuge der römischen Freiheit, war dem Volke gewogen. Er gab neue Gesetze, die sich der eben begründeten Regierungsform anpaßten. Diese Gesetze gestatteten gegen die Urteile der


1 Als Quellen nennt der König: Livius, Plutarch, Cicero, Dionys von Halikarnaß, „Antiquitates romanae“.