Bericht des Phihihu, Sendboten des Kaisers von China in Europa (1760)115-1
Aus dem Chinesischen.
1. Brief.
Erhabner Kaiser, Stern des Lichtes, Wunder unsrer Tage, Trost Deiner Sklaven, 0 Du, dessen Fußschemel zu küssen ich nicht wert bin! Deinem Gebot gemäß habe ich die große Reise unternommen, die Du mir auftrugest. Ich kam mit Pater Berteau in Konstantinopel an, ohne daß uns unterwegs irgend ein Leids geschehen wäre. Konstantinopel ist zwar eine sehr große Stadt, aber sie reicht doch nicht an Peking heran. Hier herrscht ein neuer Türkenkaiser115-2, der vor kurzem seinem Oheim auf dem Throne gefolgt ist. Mit Erstaunen erblickte ich bei diesem Volke große Augen und Bärte, die Wäldern gleichen. Alle Europäer sollen ebenso sein; ich zweifle aber, ob sie besser sehen als wir. Die Barte tragen sie, wie man mir sagte, um sich ein weises Ansehen zu geben. Bei einem Spaziergang in Pera sah ich ein Tier mit Hörnern, das nach seinem Barte zu urteilen weiser sein mußte als alle jene Leute. Ich fragte, ob es in großem Ansehen stünde. Da hätte man mich fast gesteinigt, und ich rettete mich mit meinem Jesuiten in das Haus eines Gesandten, der zwar keinen Bart hatte, mir aber ebenso menschlich erschien, wie meine Steiniger mir wild dünkten. Nach diesem Abenteuer hielt ich ein längeres Verweilen in einem Lande, wo man fremde Frager so übel aufnimmt, nicht für geraten.
Wir fanden ein Schiff, das nach Italien segelte. Pater Berteau und ich bestiegen es. Unterwegs sah ich nichts Bemerkenswertes als die Kanonen der Darda<116>nellen. Sie sind so groß, daß eine chinesische Familie in ihrem Bauche bequem wohnen könnte. Man versicherte mir, es sei ein großer Beweis von Höflichkeit, sie für einen Fremden lösen zu lassen, und der Gipfel der Ehre sei, sie mit Kugeln zu laden. Ich gestehe Dir, erhabner Kaiser, ich war hocherfreut, daß ich auf Deinen Befehl inkognito reise; denn das hat mich bei dieser Gelegenheit vor einer großen Gefahr behütet.
Wir fuhren durch ein ziemlich schmales Meer, das Europa von Afrika trennt, und nach vierzehntägiger Schiffahrt landeten wir glücklich in einem Hafen namens Ostia. Ich war verwundert über eine Menge von Dingen, die von allem, was man in Deinem unermeßlichen Reiche sieht, völlig verschieden sind, insonderheit die Sitten und Gebräuche der Europäer, die sich mit nichts vergleichen lassen. Pater Berteau redete mir zu, nach der Hauptstadt Europas zu reisen. Ich fand es fürwahr nicht lohnend, die kleinen Städte zu besuchen. Ging ich aber nach der größten, so fand ich dort das Original, von dem die andren nur Abbilder sind.
Rom ist für die Europäer das gleiche, was Tibet für die Mandschus und die mongolischen Tartaren ist. Dort residiert der große Lama, ein Priesterkönig. Man versicherte mir, seine geistliche Macht erstrecke sich weiter als die weltliche, und wenn er eine gewisse Formel sage, so erbebten die Könige auf ihren Thronen. Ich wollte es nicht glauben und fragte einen alten Bonzen, mit dem ich Bekanntschaft machte, ob die sonderbare Behauptung wahr sei.
„Sehr wahr“, sagte er. „Um Ihnen jedoch nichts zu verhehlen, muß ich Ihnen gestehen, daß die gute Zeit vorüber ist. Vor fünfhundert Jahren galten gewisse mystische Worte, die unser heiliger Oberpriesier aussprach, soviel wie Beschwörungen und ließen nach unsrem Belieben Kronen und Zepter fallen. Dies Vergnügen haben wir nicht mehr, aber wir besitzen andre Mittel, die uns doch noch immer Ansehen bei den Großen verschaffen und sie in ziemlich starke Bedrängnis bringen.“ — „Welch sonderbares Vergnügen“, fragte ich, „macht es Ihnen denn, derart Um frieden in Ländern zu stiften, über die Sie keine Gerichtsbarkeit haben?“ — „Keine Gerichtsbarkeit!“ erwiderte er. „Wie? Haben wir denn nicht die geistliche Gerichtsbarkeit über alle Seelen? Die Könige haben Seelen, folglich ...“ — „Ach!“ rief ich, „Ihre Meinung würde in Peking nicht gelten. Unsre erhabnen Herrscher haben auch Seelen. Sie sind aber fest überzeugt, daß sie ihnen selbst gehören und daß sie darüber nur dem Tien116-1 Rechenschaft schulden.“ — „Das ist“, entgegnete der Bonze, „just die Ketzerei derer, die sich von der Kirche getrennt haben.“ — „Was ist Ketzerei?“ fragte ich. — „Die Meinung aller, die nicht so denken wie wir.“ Ich tonnte mir nicht versagen, ihm entgegenzuhalten, ich fände es scherzhaft, daß er von jedermann verlangte, seine Meinung zu teilen. Denn als der Tien uns schuf, habe er jedem besondere Züge, einen besonderen Charakter und eine besondre Art, die Dinge zu sehen,<117> gegeben. Wenn man also nur in der Übung der sittlichen Tugenden einig sei, käme es auf das übrige wenig an.
Mein Bonze versicherte mir, er merke, daß ich noch sehr chinesisch sei. „Das will ich zeitlebens bleiben“, erwiderte ich ihm. „Wissen Sie, in unsrem Lande hätten die Bonzen es schlecht, wenn sie so denken wollten wie Sie. Man erlaubt ihnen, Hals, eisen zu tragen und sich so viele Nägel in den Hintern zu stoßen, als es ihnen Spaß macht. Im übrigen mögen sie so grämlich sein, wie sie wollen: sie haben nicht die Macht, einem Sklaven das Leben sauer zu machen, und täten sie es, man zahlte es ihnen gehörig heim.“ Mein Bonze erwiderte mit betrübter Miene, er sähe zu seinem großen Leidwesen, daß wir verdammt würden. Denn es gäbe kein Heil für solche, die die Bonzen nicht blindlings verehrten und nicht gedankenlos alles glaubten, was sie zu sagen beliebten.
Ich weiß nicht, ob das die Privatmeinung des Mannes war, mit dem ich sprach, oder der allgemein befolgte Glaube. Bei der kurzen Zeit, die ich hier verweile, habe ich es noch nicht ermitteln können. Ich bitte Dich demütigst, Dich ein wenig zu gedulden, und Du wirst mit den Berichten Deines Sklaven zufrieden sein.
2. Brief.
Heute war ich im großen Tempel der Christen. Ich werde Dir Dinge verkünden, erhabner Kaiser, die Du nicht für möglich hältst und die ich selbst kaum glauben kann, wiewohl ich sie gesehen habe. In diesem Tempel ist eine große Menge von Altären, und vor jedem Altar sieht ein Bonze. Jeder dieser Bonzen, vor dem das Volk am Boden liegt, macht einen Gott. Sie behaupten aber, so viele Götter sie auch durch Murmeln gewisser Zaubersprüche machten, es sei immer derselbe Gott. Ich wundre mich nicht, daß sie es sagen, aber unbegreiflich ist es, daß das Volk es glaubt. Auf diesem schönen Wege bleiben sie aber nicht stehen. Wenn sie den Gott gemacht haben, essen sie ihn auf. Einen so seltsamen Gottesdienst hätte der große Konfutse lästerlich und anstößig gefunden. Es gibt unter ihnen eine Sekte, die sogenannten Frommen, die verzehren fast täglich den Gott, den sie machen, und halten das für das einzige Mittel, um nach diesem Leben glücklich zu werden. In demselben Tempel sieht auch eine große Zahl von Standbildern, vor denen man Verbeugungen macht und zu denen man betet. Diese stummen Bilder haben eine Stimme im Himmel und legen beim Tien Fürsprache für die ein, die auf Erden ihre diensteifrigsten Höflinge waren. Das alles wird ernstlich geglaubt.
Auf dem Heimweg unterhielt ich mich mit einem verständigen Manne, der meine Verwunderung über alles bemerkte, was ich gesehen, und zu mir sagte: „Sehen Sie nicht ein, daß in jeder Religion etwas sein muß, was dem Volke Eindruck macht?<118> Unser Glaube ist auf das Volk zugeschnitten. Man kann nicht zu seinem Verstande sprechen, aber man packt es bei seinen Sinnen. Indem man ihm einen, wenn Sie wollen, übertriebenen Gottesdienst auferlegt, unterwirft man es den Regeln und der Übung in den guten Sitten. Prüfen Sie unsre Moral, und Sie werden es sehen.“ Daraufhin gab er mir ein Buch, das einer seiner Gelehrten verfaßt hatte. Darin fand ich ungefähr das gleiche wie in der Sittenlehre des Konfutse. Ich begann mich mit den Christen auszusöhnen, erkannte, daß man nicht leichthin nach dem Schein urteilen muß, und fiel bald in den andern Gegensatz. „Wenn diese Religion“, so sagte ich mir, „eine so treffliche Moral hat, so sind ihre Bonzen gewiß Muster aller Tugenden, und der große Lama muß ein göttergleicher Mensch sein.“ Von diesen Gedanken erfüllt, erging ich mich abends auf dem Spanischen Platze. Dort begrüßte mich ein Mann, wie man mir sagte, ein Portugiese. Er war sehr überrascht, daß ich ein Chinese war und Reisen machte, und richtete einige Fragen über mein Land an mich, worauf ich ihm nach besten Kräften Bescheid gab. Das veranlaßte mich, ihn auch über sein Land auszufragen. Wie er sagte, wohnte sein König am westlichen Ende von Europa. Sein Reich sei zwar nicht groß, doch hätte er große Besitzungen in Amerika und sei der reichste Fürst, da er seine Einnahmen nicht auszugeben vermöchte. Ich fragte ihn, ob er wie ich reiste, um sich zu belehren, oder aus welchem Grunde er ein so reiches Land verlassen hätte, um hierher zu kommen, wo allein die Tempel prunkvoll seien und nur die Bonzen, die das Gelübde der Armut abgelegt hätten, im Überfluß lebten. „Mein König schickt mich hierher“, sagte er. „Er hat ein Geschäft mit dem großen Lama.“ — „Wohl seines Seelenheils wegen ?“ fragte ich weiter. „Denn ein Bonze hat mir versichert, er hätte ein Pfandrecht auf alle Seelen der Fürsien.“ — „Es handelt sich um sein leibliches Wohl,“ erwiderte der Portugiese, „denn eine abscheuliche Art von Bonzen, die wir haben, trachtete ihm nach dem Leben.“ — „Warum hat er die Bonzen nicht pfählen lassen?“ fragte ich ergrimmt. — „Man pfählt hierzulande keine Geistlichen“, entgegnete jener. „Mein Gebieter vermochte nichts weiter, als sie zu verbannen. Der große Lama hat sie in Schutz genommen, hat ihnen hier eine Freistatt gegeben und belohnt sie für den Königsmord, den sie in Lissabon vollbringen wollten118-1.“ — „Fürwahr,“ rief ich, „Herr Portugiese, in Ihrem Europa ist alles unbegreiflich. Heute las ich ein Buch Ihrer Sittenlehre, das mich entzückt hat; Ihre Bonzen predigen sie, Ihr großer Lama ist der lebendige Quell, aus dem sie fließt. Wie kann er, das Vorbild aller Tugend, sich derart zum Beschützer eines abscheulichen Verbrechens machen?“ — „Reden Sie nicht so laut“, warnte der Portugiese. „Es gibt hier eine gewisse Inquisition. Die könnte Sie für die dreisten Worte, die Ihnen entschlüpften, bei langsamem Feuer braten lassen. Wollen Sie von dem großen Lama reden, dann nur an einem sichren Orte, wo uns niemand verraten kann.“ Da gedachte ich des Abenteuers mit dem Bock in Konstantinopel und folgte ihm.
<119>Du siehst, erhabner Kaiser, welche Gefahren ich schon in Deinem Dienste bestanden habe. Ich wurde eines Bockes wegen fast gesteinigt und auf ein Haar gebraten, weil ich sagte, daß der große Lama die Verbrecher beschützt. Ach! welch ein wunderliches Land ist dies Europa! Wie sehne ich mich zurück nach den sanften Sitten, die unter Deinem Zepter blühen, nach den glücklichen Gefilden, in denen ich unter Deiner Herrschaft geboren ward!
3. Brief.
Sobald ich das Haus meines Portugiesen betreten und er die Tür wohlverschlossen hatte, sodaß er uns für gesichert hielt, Hub er folgendermaßen an: „Ich sehe wohl, Sie sind eben erst in dies Land gekommen, und alles muß Ihnen hier neu scheinen. Sie haben religiöse Bräuche gesehen, die Ihnen zweifellos sonderbar vorgekommen sind. Sie haben Moralbücher gelesen, die Sie mit den Bonzen ausgesöhnt haben. Erfahren Sie denn, daß diese Bräuche und Bücher in der Tat nur Köder für das Volk sind. Alles, was Sie hier sehen, vom Papste bis hinab zum letzten Mönche, der bis an die Hüften im Dreck watet, macht wenig Aufhebens davon. Der Tien ist nur ein Vorwand für ihre Herrschsucht und ihren Geiz. Die Religion dient ihnen zu beidem. Daher auch ihr frommer Eifer; daher lassen sie alle verbrennen, die die Fesseln ihrer Knechtschaft brechen wollen. Wir haben große Lamas gehabt, die Ehebruch und Blutschande trieben, die berufs- und handwerksmäßige Giftmischer waren. Es gibt kein Verbrechen, mit dem ihre Tiara nicht besteckt ist. Im allgemeinen sind die Diener der Kirche durch die Kühnheit ihrer Unternehmungen und ihre unversöhnliche, boshafte Rachsucht der bösartigste und gefährlichste Menschenschlag. Ich rede offen; denn im Grunde gehöre ich ihrem Glauben nicht an. Ich bin ein Jude.“ — „Was ist ein Jude?“ unterbrach ich. „Von diesen Leuten habe ich nie etwas gehört.“ — „Die Juden“, antwortete er, „waren das auserwählte Volt Gottes; sie haben in Judäa gewohnt, sind aber schließlich von den Römern vertrieben worden und leben nun über die ganze Welt verstreut, wie die Banjanen119-1 und Guebern119-2 in Asien. Auf unser Gesetzbuch gründen die Christen das ihre. Sie geben zwar zu, daß ihr Glaube aus dem unsren entspringt; aber diese undankbaren Kinder schlagen und mißhandeln ihre Mutter. Um in Lissabon nicht verbrannt zu werden, hat unsre Familie zum Schein den Gottesdienst der Christen angenommen, und um ruhiger zu leben, bin ich Familiare der Inquisition geworden.“ Ich unterbrach ihn nochmals, um zu erfahren, was ein Familiare sei. Er sagte mir, es wäre eine Stellung, in der man sich um alles kümmerte, was dies furchtbare Gericht anginge und was es verletzen könnte. Ich dankte ihm für die gegebenen Aufklärungen. Dann trennten wir uns und versprachen, einander wiederzusehen.
<120>4. Brief.
Am nächsten Tage kam Pater Berteau zu mir. Ich fragte ihn gleich, ob er zu den Bonzen gehöre, die man aus Portugal vertrieben habe. Er bejahte es und setzte hinzu: „Ach, durch schreiendes Unrecht hat man die guten Väter aus ihrer heiligen Freistatt verjagt!“ Diese Worte trieben mir das Blut ins Gesicht. „Wie, mein Vater!“ rief ich. „Sollte der König von Portugal sich denn von diesen Schelmen von Bonzen ermorden lassen?“ — „Für sein Seelenheil,“ erwiderte der Pater, „war es besser, er wurde ermordet, als daß er die frommen Mönche vertrieb.“ — „Welch scheußlicher Grundsatz, mein Vater! Wie stimmt das“, setzte ich hinzu, „zu den Moralbüchern, die Sie mir zu lesen gaben?“ — „Ausgezeichnet“, entgegnete jener. „Nach der Meinung des Paters Bauni120-1, des Sanchez120-2 und einiger unsrer berühmtesten Kasuisten muß man die Könige töten, wenn sie Tyrannen sind.“ — „O Kon, futse, Konfutse!“ rief ich aus. „Was würdest du sagen, wenn du solche Ruchlosig, leiten hörtest!“ Wie glücklich ist Dein Reich, erhabner Kaiser, daß ein Glaube, der so schändliche Grundsätze duldet und übt, unter Deiner Herrschaft nicht besieht!
Seit jener Unterredung faßte ich einen Abscheu gegen Pater Berteau und wollte nicht mehr mit ihm verkehren. Am nächsten Tage war ich in einer Gesellschaft von Priestern; denn hierzulande ist jedermann Priester, in der Hoffnung, einst Lama zu werden. Auch der Portugiese war darunter. Ich war begierig, zu erfahren, wie der große Lama gewählt wird. Folgendes habe ich darüber ungefähr festgestellt. Nach ihrer Behauptung zerfällt der Tien in drei Teile — ich habe das nie verstanden, so sehr sie es mir auch klarzumachen suchten —, und ein Teil des Tien, den sie den Hei, ligen Geist nennen, leitet die Wahl des Lama. Er wird aus siebzig Bonzen gewählt, die samt und sonders krebsrot120-3 sind. Mein Portugiese sagte zu mir: „Glauben Sie nichts von alledem. Einige Könige, die in großem Ansehen stehen, und die Ränke dieser Krebse bestimmen den Lama. Obwohl er vor Freude, Lama geworden zu sein, aufjauchzen möchte, muß er weinen und über die große Bürde klagen, die man ihm auflädt. Man wählt einen möglichst Alten, damit ein andrer dieser Ehrgeizigen, die nach seinem Throne streben, ihm bald nachfolgen kann. Noch aus einem andren stärkeren Grunde wählt man einen möglichst Alten: die Greise geben weniger Anlaß zu Ärgernis. In einem Siebzigjährigen sind alle unkeuschen Begierden erloschen; ihm bleibt nur noch Herrschsucht und Geiz. Da man aber daran keinen Anstoß nimmt, so tut das der Kirche keinen Abbruch.“
„Aber wie“, fragte ich, „ist diese ganze Kirche mit ihrem Kult und ihren listigen Glaubenssätzen zustande gekommen?“
<121>„Nicht auf einmal“, erwiderte der Portugiese. „Anfangs war die Religion einfach. Die Bonzen hatten geringe Macht, und die Tugenden strahlten. Doch mit der Zeit haben Lasier und Aberglauben immer mehr zugenommen. Sie haben Bonzenversammlungen, sogenannte Konzile, abgehalten, und jedes Konzil hat einen neuen Glaubensartikel hinzugefügt. Es gibt keinen Widersinn, der den Vätern auf den Konzilen nicht durch den Kopf gegangen wäre. Zu der Zeit, da die Macht des Lama ihren Gipfel erreicht hatte, wäre auf ein Haar eine Jungfrau, die sie die Mutter Gottes nennen, zur Göttin und vierten Person der Dreieinigkeit erhoben worden121-1. Aber da sieht ein Bonze in Deutschland gegen den Lama auf, öffnet den Völkern und Fürsten die Augen über ihre blöde Leichtgläubigkeit und gründet eine starke Partei von Widersachern dieser sogenannten Katholiken. Der Lama und seine Ratgeber, die Krebse, wie Sie sie nennen, begriffen, daß dies nicht der rechte Augenblick war, um den Aberglauben zu mehren. Sie machten aus der Jungfrau, soviel sie konnten, und ließen es bei der kräftigen Verteidigung der alten Glaubenssätze bewenden. Immerhin haben die Bonzen seitdem auf eine große Zahl von Wundern verzichten müssen, die sie vormals vollbrachten, durch die sie sich aber lächerlich machen würden, wenn sie damit wieder anfingen. Sie treiben zwar noch hin und wieder böse Geister aus, aber hauptsächlich, um nicht ganz aus der Übung zu kommen; denn die Wirkung ist nicht mehr die gleiche wie einst. Daher auch der wilde Haß zwischen den Bekennt, nissen, obwohl alle Christen sind. Nie verzeihen die Bonzen den Ketzern ihre Einbuße an fetten Einkünften und Bistümern. Vor allem betrachten sie jene als lästige Aufseher, die sie zwingen, gescheiter zu sein, als sie möchten. Und so haben sie denn auch seit jenem Schisma nicht den kleinsten neuen Aberglauben einzuführen gewagt. Sie sehen sie darob in Verzweiflung, und es fällt ihnen schwer, das Volk in seiner Leichtgläubigkeit zu erhalten.“
Mittlerweile kam ein Bonze und sagte meinem Portugiesen, daß der große Lama ihn riefe. Wir trennten uns. Er begab sich zu dem Oberpriesier, und ich ging in Gedanken noch einmal all die außerordentlichen Dinge durch, um sie Dir zu vermelden.
5. Brief.
Am nächsten Tage kam mein Portugiese frühmorgens wieder zu mir. Wie er mir sagte, hatte der Lama ihn hart angefahren. Der wetterte noch immer gegen seinen Herrn, weil er die tückischen Bonzen aus seinen Staaten vertrieben hatte. „Er möchte,“ sagte er, „daß sich die Könige demütig von jenen tonsurierten Schurken abmeucheln lassen, wie das liebe Federvieh. Ich sprach ganz unverblümt. Jeder andre wäre schamrot geworden ob des schmählichen Schutzes, den er jenen Ver<122>brechern gewährt. Aber diese Leute haben eine Stirn, die nie errötet. Sie halten sich für gotterfüllt und unfehlbar.“ — „Sie müssen wohl gotterfüllt sein,“ entgegnete ich, „sonst wäre solche Torheit und so schmähliches Betragen unentschuldbar. Ach, wie fromm sind unsre Gelehrten, und wie heilig sind ihre Sitten! Nie verlassen sie den Weg der reinen Tugend. Darum sind sie auch von nichts erfüllt als von dieser reinen Tugend, die im unsterblichen, glückseligen Schoße des Tien entsteht.“ — „Verlieren wir die Zeit nicht mit Worten“, sagte mein Portugiese. „Heute findet im großen Tempel eine Zeremonie statt, die Ihre Aufmerksamkeit verdient.“ — „Eine Zeremonie,“ rief ich, „und warum?“ — „Der große Lama“, erwiderte jener, „wird dabei mitwirken. Kommen Sie hin! Wir wollen in den Tempel gehen und zuschauen.“
Wir brachen sogleich auf und fanden eine ungeheure Voltsmasse vor jenem prachtvollen Gebäude versammelt. Nur mit Mühe bahnten wir uns einen Weg durch die Menge. Da mein Portugiese jedoch der Abgesandte eines großen Königs war, so machte man ihm Platz, und ich schlich hinterdrein. So kamen wir bis zu einer Stelle in der Kirche, von der man die Zeremonie aus der Nähe sehen konnte. Ich wich meinem Portugiesen nicht von der Seite, um jemand zu haben, der mir den Vorgang erklären tonnte. Zunächst machte ein großer Haufe von Bonzen wie gewöhnlich Götter. Dann erschien der große Lama, von seinen Krebsen und einer großen Zahl von Bonzen gefolgt, die große, gespaltene Mühen auf dem Kopfe trugen. Der Lama ist ein Greis von über sechzig Jahren, hat aber scheinbar keine Lust, den Heiligen Geist sobald um die Wahl seines Nachfolgers zu bemühen. Er setzte sich majestätisch unter einen prächtigen Thronhimmel, den man für ihn aufgebaut hatte. Dann überreichte ihm einer der Bonzen mit gespaltener Mütze einen Hut und einen Degen.
„Was bedeutet das?“ fragte ich meinen Portugiesen. — „Er soll Hut und Degen weihen“, antwortete jener. —„Und warum das?“ —„Sie sind für einen großen Feldherrn122-1 bestimmt, der einen der ketzerischen Fürsten bekriegt, die dem Lama nicht unterworfen sind.“ — „Aber“, wandte ich ein, „man sagte mir doch, der Lama sei der Vater aller Christen? Auch soll er ja ein Diener des Friedens sein. Wie kann er dann den Rasenden, die sich bekriegen, Waffen in die Hände drücken?“ — „Allerdings kann er das,“ erwiderte der Portugiese, „denn die wahren Feinde jenes ketzerischen Königs haben dem Lama eingeredet, sie wollten die Ketzerei ausrotten und alle verirrten Völker in den Schoß der Kirche zurückführen. Überdies verdankt er den Feinden des Ketzers seine Erhebung auf den Papstthron, und so muß er ihnen wohl seine Dankbarkeit beweisen. Deshalb weiht er den Degen. Überdies hat er eine Art von Kreuzzug gegen den Ketzer gepredigt und zwingt alle Bonzen, die mit dessen Feinde, dem sogenannten Kaiser, zu tun haben, diesem einen Tribut zu zahlen, den man sonst nur für den Türkenkrieg erhebt.“
<123>Unterdessen sah ich, wie der Lama ganz leise ein paar Worte murmelte und etliche hieroglyphische Zeichen machte, von denen ich nichts verstehen konnte. Dann nahm er einen Weihwedel, tauchte ihn in ein Wasserbecken und besprengte damit Hut und Degen. „Was ist das?“ fragte ich. — „Weihwasser“, entgegnete der Portugiese. „Das ist Wasser, mit etwas Salz und heiligem öle gemischt. Sobald Hut und Degen damit besprengt sind, bekommen sie ihren ganzen Wert und werden dem Feldherrn, der sie erhält, Weisheit, Glück und Sieg verleihen.“ — „Ach!“ rief ich aus, „warum hatten wir nicht solche Hüte und Degen, als die Tartaren unser Land eroberten! Der Feldherr wird also alles unterjochen?“ — „So hofft er“, sagte der andre. — „Aber wozu wird dieser Krieg denn geführt?“ fragte ich weiter. Er entgegnete: „Damit eine Nachbarmacht von Portugal einen Fisch fangen kann, den man in Amerika Stockfisch nennt, wird ein Fürst des Nordens bekriegt123-1“ — „Das ist aber doch unbegreiflich“, wandte ich ein. — „Die Erklärung des Zusammenhangs würde zu weit führen“, entgegnete jener. „Aber wissen Sie nicht, daß man Leute, die Kopfweh haben, an den Füßen zur Ader läßt?“ — „Und was haben Kopf und Füße mit der Politik zu tun? Halten Sie mich nicht zum besten, weil ich ein Chinese bin.“
Während wir so hin und her stritten, hatte der große Lama sich zurückgezogen. Wir ergingen uns noch in dem Tempel, um seine Schönheiten zu betrachten. Er ist zweifellos das schönste Denkmal des menschlichen Kunstfleißes. Während der Portugiese mich alle Einzelheiten bewundern ließ, trat ein Bonze, den er kannte, auf ihn zu und fragte ihn, wer ich sei. Als er erfuhr, daß ich ein Chinese wäre, musterte er mich aufmerksam und sagte mehrfach: „Er sieht fürwahr recht chinesisch aus.“ Da er aber merkte, daß ich etwas Italienisch verstand — ich habe es von den jesuitischen Geometern Deiner Herrlichkeit gelernt —, so sprach er mich an und fragte mich, ob ich getauft sei. Ich erwiderte, ich hätte nicht die Ehre. Dann fragte er weiter, ob ich nicht vielleicht Lust dazu hätte. „Nach allem, was ich gesehen und gehört habe,“ erwiderte ich, „weniger denn je.“ — „Ach, da sind Sie zu beklagen, mein lieber Herr“, erwiderte er. „Schade drum, aber Sie werden verdammt werden. Gottes Gnade hat Sie an die Stätte geführt, wo sie sich auf Sie ergießen könnte. Sie widerstehen ihr; Ihr Irrtum ist gewollt. Sie werden verdammt, mein Herr, verdammt!“ Ich gestattete mir die Frage, ob er glaubte, daß Konfutse das gleiche Schicksal erleiden würde. „Kann man daran zweifeln?“ entgegnete der Bonze. — „Ach!“ rief ich, „lieber will ich mit ihm verdammt sein, als mit Ihnen gerettet werden.“ Und wir trennten uns.
Du siehst, erhabner Kaiser, wie anders alle Dinge in Europa und in Asien sind. Religion, Regierung, Sitten und Politik, alles überrascht mich. Vieles erscheint<124> mir unbegreiflich. Noch kann ich nicht entscheiden, ob meine Einsicht zu beschränkt ist, oder ob sich in die hiesigen Gebräuche wirklich soviel Wunderliches mischt, das aber den Leuten nicht mehr lächerlich vorkommt, weil sie daran gewöhnt sind. Der Hauptunterschied zwischen dem Denken der Europäer und dem unsren besteht darin, daß sie sich oft rückhaltlos ihrer Einbildungskraft überlassen, die sie für Vernunft halten, während die, welche das Glück haben, als Deine Sklaven geboren zu sein, den Grundsätzen des gesunden Menschenverstandes und der Weisheit unverbrüchlich treu sind.
6. Brief.
Der Bonze, der mich taufen wollte und mich noch gestern verdammte, hat mich aufgesucht. Er hatte sich die Sache überlegt und, wie ich merkte, sich irgend ein neues Mittel ausgedacht, das ihn noch auf meine Bekehrung hoffen ließ. Er schlug mir vor, die Bekanntschaft eines jener Bonzen mit gespaltener Mütze zu machen, der dem großen Lama den Sprengwedel gereicht hatte. Ich ging in sein Haus und wurde mit jenen Förmlichkeiten aufgenommen, die die Italiener punti^Iio nennen und von denen wir Chinesen zum Glück nichts verstehen. Nach mehreren Fragen über mein Land, die mehr Verachtung und Unwissenheit als Höflichkeit und Kenntnisse durchblicken ließen, begann der Magier sich über die Größe seines Volkes zu ergehen und erzählte mir lang und breit, früher wären die Italiener die Eroberer der Welt ge, wesen, aber auch jetzt, obwohl sie Priester geworden seien, verzichteten sie nicht auf die Weltherrschaft. Ich konnte nicht umhin, ihm zu erwidern, es wäre gut, daß er mir sagte, die Italiener seien einst Eroberer gewesen; denn jetzt fiele es einem schwer, das zu vermuten. Darauf hielt er eine lange Rede, mit der er mir untrüglich beweisen wollte, daß die Großtaten der Römer nichts gewesen seien, weU ihnen, wie er sich ausdrückte, die Gnade fehlte. Sie selbst aber seien den Römern weit über, legen; denn sie besäßen die Gnade, die Liebe Gottes, und beherrschten Europa durch eine Art Blitzstrahl, wie sie das Wort nennen, und durch etwas, das sie als Bann bezeichnen und das die Könige niederschmettert, wenn sie sie damit bedrohen. Ich<125> erwiderte ihm, der Vorzug der modernen Römer vor den alten schiene mir zwar sehr schön; wenn aber alles, was er mir von jenem Eroberervolk erzählte, wahr wäre, könnte ich nicht umhin, zu gestehen, daß sie sehr heruntergekommen seien, und daß ich die Lorbeeren der alten Römer ihren modernen Tonsuren vorzöge. „Ha, Gott, loser!“ schrie er, „ich sehe wohl, Sie haben keinen Sinn für die himmlischen Dinge. Sie werden stets nur ein Chinese bleiben, ein Blinder, der bloß in Fleisch und Blut wandelt.“ — „Ein Chinese zu sein,“ entgegnete ich, „das rechne ich mir zur Ehre an. Aber blind — das ist was andres. Ich wette, Sie wären sehr erbost, wenn Ihr Volk so scharfe Äuglein hätte wie ich.“ — „Nur kein Zorn, lieber Phihihu“, er, widerte er. „Sie haben Augen, um die sinnlichen Dinge wahrzunehmen. Aber Ihre Seele, die sich nicht zu erheben vermag, hat keine Augen, um die geistigen Dinge zu sehen.“ — „Ach,“ entgegnete ich, „Sie Bonze, stolz auf den falschen Schein, den Sie in Ihren Schulen gelernt haben, lernen Sie den göttlichen Konfutse verstehen und Sie werden einsehen, daß seine Anhänger alle geistigen Dinge zu erfassen vermögen, die der Einsicht der schwachen Sterblichen erschlossen sind.“ — „Wie!“ rief er, „legen Ihre Brahmanen denn das Keuschheitsgelübde ab, wie wir?“ — „Wenn sie es auch nicht ablegen,“ erwiderte ich, „so leben sie doch ungefähr danach. In dieser prächtigen Stadt aber trifft man an jeder Ecke Bastarde von Kardinalen oder Bischöfen. Wozu nützen solche Keuschheitsgelübde? Aber selbst wenn Sie sie getreulich erfüllen — will der Tien denn Eunuchen zu Dienern haben und hat er uns mit unnützen Gliedern erschaffen?“ Daraufhin pries er mir die Werke eines gewissen Origenes, der die Vollkommenheit, wie er sagte, so weit getrieben hätte, daß er sich freiwillig des Gliedes beraubte, das ihn zur geringsten Unkeuschheit hätte ver, leiten können. „Wie gut täte man, Sie ebenso zu behandeln“, entgegnete ich. „Denn nichts ist frecher, als sich mit Vorzügen zu brüsten, die man so ganz und gar nicht besitzt.“ Das mißfiel ihm sehr. „Nein,“ sagte er, „wir haben Kastraten nur, um das Lob des Tien in unsren Kirchen zu singen, aber wir hüten uns wohl, uns selbst zu verstümmeln; denn ohne Versuchung gibt es kein Verdienst und ohne Kampf keinen Sieg.“ Ich konnte nicht umhin, ihm zu erwidern, daß hunderttausend Bastarde ihn und seinesgleichen nicht so hassenswert machten, wie so viele andre Verbrechen, die der Bonzenhaufe vollbrächte und die sein Lama so frech guthieße. Ob er mich nun weniger bestimmbar fand, als er gemeint hatte, jedenfalls merkte ich, daß seine Miene sich verfinsterte. Indes machte er noch einen letzten Versuch, indem er mich auf das hohe Alter seiner Kirche verwies. Ich entgegnete ihm mit den Worten meines portugiesischen Juden, die jüdische Religion wäre älter als die, deren Alter er rühmte, und ich könnte ihm zudem versichern, daß die Religion unsrer Gelehrten noch weit über die jüdische hinausreichte.
Die Unterhaltung wurde schleppend, und ich zog mich schließlich ganz sacht zurück. Mein Portugiese suchte mich auf und entdeckte mir, man hätte große Lust gehabt, mich zu taufen. Der Prälat, bei dem ich gewesen war, hätte gehofft, sich durch meine<126> Bekehrung einen Namen zu machen, und sei im Grunde seines Herzens tiefbetrübt, daß es ihm nicht gelungen wäre.
O erhabner Kaiser! Siehe, was mir in Deinen Diensten schon alles gedroht hat! Eines Bockes wegen sollte ich in Konsiantinopel gesteinigt, in Rom von der Inquisition verbrannt und, was das Schlimmste ist, hier getauft werden, da ich gerade abreisen will. Ich gedenke Rom in wenigen Tagen zu verlassen und mich nach einem Königreich Frankreich zu wenden, wo schöne Dinge zu sehen sein sollen. Von da will ich durch Spanien, England und Deutschland reisen und alsdann nach Konstantinopel zurückkehren, um Dir alles Merkwürdige zu vermelden, was ich auf einer so langen Fahrt beobachtet habe.
115-1 Nach dem Vorbild der „Lettres persanes“ von Montesquieu gibt König Friedrich in der obigen, im Frühjahr 1760 verfaßten Flugschrift eine Kritil des Systems der römischen Kurie. Sie bedeutet nach seinen Worten „einen Tatzenhieb gegen den Papst, der die Degen unsrer Feinde segnet und Königs, Mördern in der Kutte eine Freistatt gewährt“, „einen Schrei der empörten Vernunft gegen das schmähliche Gebaren dieses Baal-Papstes“. Für die Verleihung des geweihten Hutes und Degens durch Klemens XIII. an Feldmarschall Dann und für die Aufnahme der nach dem Attentat des Paters Malagrida auf König Joseph I. aus Portugal vertriebenen Jesuiten im Kirchenstaate vgl. Bd. III, S. 153 f.
115-2 Mustapha III. war am 28. Oktober 1757 seinem Vetter Osman III. auf dem Throne gefolgt.
116-1 Der Himmel.
118-1 Vgl. S. 115, Anm. I.
119-1 Indier aus der Handelskaste, die an die Seelenwanderung glauben.
119-2 Nachkommen der alten Perser und Anhänger der Lehre Zoroasters.
120-1 „La Somme des péchés qui se commettent en tous états“, von Baptist Bauni, einem französischen Jesuiten, erschien 1634 und wurde mehrmals neu gedruckt.
120-2 „Opus morale in praecepta Decalogi, sive summa casuum conscientiae“ (Köln 1614); Consilia, seu opuscula moralia (Lyon 1635).
120-3 Anspielung auf die Tracht der Kardinale.
121-1 Auf dem Konzil in Trient. Vgl. S. 110.
122-1 Feldmarschall Dann. Vgl. S. 115, Anm. I.
123-1 Der Anspruch Frankreichs auf den einträglichen Stockfischfang in Neufundland war einer der Streitpunkte, die zum französisch-englischen Koloniallrieg geführt hatten. Mit dem Ausbruch dieses Krieges erfolgte der allgemeine europäische Systemwechsel, es bildete sich die Koalition der Kaiserhöfe und Frankreichs, gegen die König Friedrich dann im Herbste 1756 zu Felde zog.