<109>Und dabei in dem Wirbel von Hof und Welt
Sich mitdrehn! Ewig umlagert, umstellt
Von jenen müßigen Vielgeschäftigen!
Von dem Kram all, dem Nichts
Voll ernsten Gewichts
Bis oben gefüllt; von dem rauschenden, heftigen
Wildstrom der Vergnügungen mitgerissen,
Über die nur die Mode gebeut,
Wo immer das Gestern gleicht dem Heut —
Ein Nichtstun, das uns mit Ärgernissen
Schier vergiftet das Leben!
Kein Leben, nein! Kein Denken; nur eben
Ein Atmen noch!
Und immer doch
Beeilt, in der großen Welt zu erscheinen,
Wie im Theater! Ich sollte meinen:
Da müßt' Euch vor Euch selber grauen,
Euch selber ins Gesicht zu schauen!
Nein, willst du verkehren mit deinem Ich,
So birg in beschaulicher Stille dich.
Dort, Auge in Auge mit deiner Seele,
Erkennst du dich selber und all deine Fehle.
Seht, so macht ein Weiser Gebrauch von der Zeit:
Er lernt das eigene Selbst verstehn,
Lernt es, mit Härte und Peinlichkeit
Mit sich selbst ins Gericht zu gehn,
Und wird seiner Vorurteile Meister,
Die seine Augen mit Blindheit geschlagen:
Schonungslos jede Verhüllung reißt er
Herunter, die seine Schwäche getragen,
Masken, die er mit großer Gewandtheit
Seinen dummen Streichen einst vorgebunden
Und seiner Launen Überspanntheit.
Fluch ist der Eigenliebe Verranntheit:
Sie schmeichelt und streichelt, und schlägt dabei Wunden!
Ja aber! haltet Ihr mir entgegen:
Die Komödie! Ihr Wert und ihr Segen!
Die Narrheit weiß sie auszupfeifen,