<121>Ragst Du, mein Held, als Eiche, wurzelstark,
Die Blitz und Wetter trotzt mit zähem Mark!
Kein Frevler schändet Dir das Heiligtum
Der Ehre; machtlos knirscht des Neides Wut.
Du gleichst dem Schiff, das siegreich trotzt der Flut;
Geist ist Dein Segel und Dein Kompaß Ruhm:
Sein Urteil ist Dein kundiger Pilot,
Zuchtlose Gier der Sturm, der Dich bedroht.
Dein Hoffen strebt nach einem holden Strand;
Sein stiller Hafen, wenigen bekannt,
Setzt Deiner Müh' ein Ziel: dort findest Du
Gewissensfrieden, tiefste Seelenruh!
Ihr wähnt vielleicht, der knausernden Natur
Gelänge oft solch hoher Wurf? Gemach!
Wir sehen sie auf einen Weisen nur
Die Mißgestalten bilden tausendfach!
Gleicht doch dies abgeklärte Sich-Vollenden
Der Venus aus des Phidias Meisterhänden!
Prüft Eure Schöngeister auf Herz und Nieren:
's ist wenig dran, das meiste dient zum Zieren;
Ein Wortgefunkel ist's voll Schelmerei,
Ein Ton der großen Welt, galant und frei —
Doch hütet Euch, ein Nichts tränkt sie aufs Blut,
Und wehe Euch, entfacht Ihr ihre Wut!
Mit ihnen ist kein fester Bund zu stechten;
Nichts Heil'ges kennen sie, nicht Scheu vor Rechten:
Wohltäter, Feinde gelten ihnen gleich.
Nichts bleibt dem Hirn, dem seichten, eingeprägt;
Sie opfern Euch dem ersten Narrenstreich.
Planlos und ziellos, wie ihr Spott sich regt,
Bauschen sie Eure kleinsten Fehler auf
Und lassen ihrer Bosheit freien Lauf;
Sie stürben, müßten sie ein Wort verschweigen!
Wohl nutzen sie Euch aus, doch geben sie
Euch nichts zurück: sowas erwartet nie!
Ihr Undank kann zum Treubruch sich versteigen —
Und Undank weiß für Wohltat Euch ein jeder!
Schlimm ist die Zunge, schlimmer ihre Feder.