<129>Den Jammer zu vollenden, noch Pest und Seuche sandte,
Daß ausgerottet werde, was noch dem Schwert entging,
Als Dunst von Gift und Sterben ob allem Lande hing
Und unsre Staaten wurden gewalt'ge Wüstenein.
Dies alles sieht lebendig vor meinem Geist — allein
Ihn lehrt' es die Geschichte! Müßt' er's von damals her
Und nur von sich aus wissen, er wär' erinnerungsleer.
Nun, was vom Einst gilt, gilt auch genau so, lieber Keith,
Von dem, was nach uns sein wird: so wie's vor unsrer Zeit
Kein Denken gab, so wird wohl, wenn erst dies Ich zerfiel,
Auch nichts mehr weiterdenken; ein Anfang und ein Ziel.
Mit unserm Leibessierben — nichts ist mir so gewiß —
Erlischt auch unsre Seele in tiefster Finsternis.
So züngelt um ein Holzscheit die lichte Flamme her,
Doch ist's verzehrt zu Asche, sinkt sie und ist nicht mehr.
Ja, so ist's uns beschieden. Ich warte unentwegt,
Wie mich die flücht'ge Stunde dem Ziele näherträgt.
Was soll mir auch geschehen, wovor ich müßte bangen?
Ich werde dort, woraus ich dereinst hervorgegangen,
Aufs neue untertauchen, allwo ich ewiglang
Mich schon einmal befunden, eh' ich ins Dasein sprang.
Sag' an, eh' ich geboren, was litt ich da für Leid?
Gern beug' ich den Gesetzen mich der Notwendigkeit;
Zu Gast bin ich im Leben, gezählt sind meine Tage,
In Sicht die letzte Stunde — ziemt's, daß ich darum klage?
Hör', Sterblicher, du Stolzer, was die Natur dich lehrt!
Genug nicht all des Segens, den sie dir reich beschert,
Von allem Irrwahn will sie, von allen Vorurteilen,
Von allen Hirngespinsten erlösen dich und heilen,
Zum Wissenden, Geweihten dich endlich zu erheben:
„Ich war es,“ also spricht sie, „die dir geschenkt das Leben;
„Ich war's, die deines Daseins und Werdens treu gewaltet,
„Daß Tag an Tag sich gliedert, dein Leib sich ausgestaltet.
„Aus deines Adernetzes Gestechte war zu lesen,
„Wie du so gar empfindlich, gebrechlich all dein Wesen;
„Du lebst auf Augenblicke, lebst auf Bedingnis bloß!
„Als ich der Stoffe Vielheit zu deiner Einheit goß,
„Geschah's mit der Bedingung, daß einst der allgerechte