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19. An Darget1
Apologie der Könige

Der Du mir, was ich schaffe, unverdrossen
Ins Reine schreibst,
Mir alles wohlverwahrt hältst und verschlossen
Und jede Schrift der Sammlung einverleibst —
Nun beichte mir einmal, mein Freund Darget,
Was Du so heimlich bei Dir denkst. Gesteh,
Was dünket Dich um einen Herrn wie mich:
In Traum verloren, launisch, wunderlich,
Dann wieder höchst lebendig, dann versonnen,
Dann ganz zerstreut, in Trübsal eingesponnen,
So etwa wie ein Algebraikus,
Der sich an einer Lösung quälen muß?
Da gibt's kein Vergnügen, dem es gelänge,
Die Stirn ihm zu glätten, die düstere, strenge;
Ist er versunken, ist er verloren
An eine Arbeit? Sprichst Du ihn an,
Ist es, als sprächst Du zu tauben Ohren;
Kaum, daß ihn Cicero wecken kann,
Wenn Du aus seinen Schriften ihm liest.
Dann schüttelst Du wohl den Kopf, wenn Du
Solch einen verträumten König siehst —
In so neidenswerter Stellung dazu!
Nicht wahr? Und denkst so in Deinem Sinn:
„Ja ja, Astolfo, der Paladin
„Ist mit Nichten der einzige, dem sein Verstand


1 Claude Etienne Darget war zunächst Sekretär des französischen Gesandten, Marquis Valory, gewesen, dann in König Friedrichs Dienste getreten und am 18. Januar 1746 zu dessen Privatsekretär und Vorleser ernannt worden. Im Frühjahr 1752 kehrte er nach Frankreich zurück.