<150>Zuletzt schläft alle Unterhaltung ein.
Die Verslein gehen nun von Hand zu Hand,
Die eines Zuckerbäckers Geist erfand,
Und kichernd lesen sie die Mägdelein:
Man schont bei diesen Festen den Verstand.
Da werden dauernd Toaste ausgebracht,
Zweideutigkeiten laut beklatscht, belacht.
Man will sich hören lassen. Von Natur
Und Frohsinn zeigt die Rede keine Spur,
Nur Schwulst, und auch das Wort erstirbt da schon,
Kaum daß dem Munde zögernd es entflohn.
Verlegen blickt sich an die Tafelrunde,
Das Wort versiegt in eines jeden Munde.
Schnell sucht der Wirt die Gäste zu erheitern,
Indem er einen faden Scherz erzählt,
Doch alle seine Redekünste scheitern;
Aus Anstand lächelt man, wenn auch gequält,
Und sagt, wie herrlich man sich hier vergnüge.
Dabei verflucht man innerlich das Fest,
Wo Langeweile nie den Gast verläßt,
Und wünscht, daß man schon längst im Schlummer liege.
Drauf wird ein Lied von Chloris angestimmt,
Sie schmettert Töne, immer spitzer, schriller,
Daß unten auf der Straße man's vernimmt,
Und würzt mit falschem Tonfall ihre Triller.
Von ihrer Stimme Schönheit ganz durchdrungen
Trägt Chloris eine Opernarie vor —
Ach, hätte sie nur nicht so falsch gesungen!
Vor Wonne außer sich, erklärt ein Tor,
Sie sänge wunderbar, er könnt's beschwören.
So singt denn Chloris, ohne aufzuhören.
Verflucht sei diese Stimme, wie geschaffen
Zur Kinderklapper; sie wird nie erschlaffen!
Spricht Chloris: „Um Sie vollends zu betören,
„Ich bitte Sie, dies Schäferlied zu hören:
„Es ist für mich gemacht, will mich bedünken.
„Die Töne, wie sie schwellen, wie sie sinken,
„Die Triller, wie sie steigen, wie sie fallen