<166>Ein Pfäfflein in gespreiztem Kanzelton,
Das mit dem großen „Tier“1 gewaltig hadert
Und mit der großen Hure Babylon;
Ungläubige trifft geschwind die Höllenpein,
— Aus lauter Christenliebe sicherlich —
Erbauungsschriften kurz für Papagein!
Nicht weit davon fand gar ein Opus sich,
Darin von Ungeziefer war zu lesen.2
Und dort ein Quellenwerk fürs Sektenwesen.3
Höchstselbst nahm seinen Sitz bei Dir Apoll,
Der Dir, daß Dein Museum werde voll,
Aus eigenen Helikonischen Beständen
So mancherlei geruhte zuzuwenden.
Berief auch einen Schatten hohen Ranges,
Den Freund des klaren Denkens, Herrn Horaz,
Dir nah zu sein; der ziere Meister tat's
Und sprach im Wortlaut seines frohen Sanges:4
„Das sei unsre ernsteste Sorge jetzt:
„Der Wein, der das Herz uns am lieblichsten letzt;
„Was hat es für Sinn, was hat es für Wert,
„So ein Planen und Sorgen
„Übers Heut und Morgen?
„Weitschauend Erwägen den Kopf uns beschwert;
„Wer weiß, wie bald
„Spricht die Parze ihr Halt,
„Die mit ihrer Schere dazwischen fährt.“
Nicht weit davon sieht einer eingereiht,
Ein Eifter für Vernunft und Richtigkeit,
Als Spötter oft zu scharf, zu grob, zu roh,
Doch am Parnaß beliebt, Herr BoUeau.
Mit Weltmannsmiene folgt sodann
Der überlegne Lucian,
Ein liebloser Spötter, doch niemals langwellig;
Der himmlischen Götter ist keiner ihm heilig,
1 Offenbarung Johannis, Kap. 17.
2 Anmerkung Friedrichs: „Réaumur.“ Es handelt sich um den Physiker und Naturforscher René Anton Ferchault de Réaumur (1683—1757), den Verfasser der „Mémoires pour servir à l'histoire des insectes“ (Paris 1734/42).
3 Anmerkung Friedrichs: „Die Bibel.“
4 Vgl. Oden l, 11.