<196>Wie ein Löwe aus seinem Felsenschacht,
So halten die Legionen Wacht,
Und mit verhaltnem Blutdurst, in krampfhafter Ruh
Schaun sie dem Österreicher zu,
Den sie von fernher nahen sehn.
Ihr rechter Flügel hält die Bergeshöhn;
Der linke, quer durchs flache Land gedehnt,
Steht unten an die Elbe angelehnt.
Im Lager unangreifbar, wohlgeborgen,
Hat Preußens Heer vom Feind nichts zu besorgen.
Dessewffy schweifte durch der Ebene Weiten,
Besah im Umkreis die Gelegenheiten,
Da wandelte ihn ein Gedanke an,
Ein schmeichelndes Vielleicht, ein neuer Plan:
Chasot kommt näher — recht so! Lauernd späht er,
Tänzelnd den Gaul auf der Hinterhand dreht er,
Nun rasch die Sporen, und er sprengt ihn an,
Schon vor ihm hält er, Mann gegen Mann.
„Ich bin der tapfere Dessewffy,“ spricht er,
„Zweihundert Kühe nenne ich mein und mehr
„Daheim bei mir — im Feld bin ich erpichter
„Auf Rosse, und was sonst zu Nutz und Ehr
„Dem Feind ich abgenommen. Nun, und du?“ —
„Chasot heiß' ich,“ ruft ihm der andre zu,
„Und bin der Ausbund aller Tapferkeit;
„Wohl hundert Scheffel Äpfel hat und mehr
„Daheim mein Vater; aus Frankreich weit
„Von der Normannen Küste stamm' ich her,
„Vom Lande Caux. Doch nun, wohlan, o Held,
„Dem sei des Tages Ehre zuerkannt,
„Der hier an Mut den anderen bestand!
„Komm an! Auf uns zwei beide schaut die Welt!“
Schon kracht des Ungarn Karabiner los,
Die Kugel pfeift vorbei am Kopf Chasots.
„Du hast's recht eilig, Freund, ins Gras zu beißen!“
Ruft Chasot aus. Schon trifft sein Eisen
Des andern Rückgrat, doch der Hieb