<210>„Nur Not und Plage!“
Doch zu ihm trat
Freund Kolowrat:
„Prinz, keine Klage!
„Wer nimmt sich zu Herzen des vermaledeiten
„Jammertales Verdrießlichkeiten,
„Wenn ihm bestimmt der Unsterblichkeit Krone,
„Seiner Gottseligkeit zum Lohne?
„Die ja doch dem nur zugedacht,
„Den die Welt tat in Bann und Acht!
„Heil, wen das Leben zwickt und brennt und kneift,
„Der so dem bessern Sein entgegenreift!“

Der ritterliche Rosieres vernimmt
Das fromme Gesäusel und schilt ergrimmt:
„Potzblitz, heißt das wohl soldatisch gesprochen?
„Das kapuzinerhafte Salbadern?
„Mein Prinz! Ihr habt doch noch Mark in den Knochen,
„Mut in der Brust, Glut in den Adern!
„Ich sag' Euch: Die Nacht darf herauf nicht kommen,
„Eh' Ihr nicht für die Kränkung, die schwere,
„Sühne geschafft und Rache genommen —
„Die Kränkung des Himmels und Eurer Ehre!“

Dem Lothringer gab dies Männerwort
Erneute Zuversicht sofort,
Und er sprach: „Die Geschichte war scheußlich peinlich!
„Wie wär's, wir machen es wieder wett?
„Daß es um Kopf und Kragen gleich geht,
„Ist kaum wahrscheinlich!“
Da gab's im Lager ein Hin und Her,
Wie das wohl am besten zu machen wär';
Zuletzt ward Franquini, ein rauher Kroat,1
Erwählt zum Vollstrecker der Tat.
Drauf unverweilt,
Den Handstreich beizeiten
Recht vorzubereiten,
Wurden die nötigen Befehle erteilt.


1 Vgl. S. 179.