<212>Trat zu ihm die Heilige: „Freund Valory,
„Ich hatte für Euch was übrig von je,
„Obschon Ihr ein Schürzenjäger seid
„Und ein Freund der leichten Weiblichkeit.
„Wenn Ihr nicht gar so unklug wärt,
„Daß man Euerwegen in Angst muß schweben,
„Hätt' ich mich nicht damit beschwert,
„Euch in Person einen Wink zu geben.“
„Kommt da solch kleiner Bursche an,
„Der zur Not einen Liebesbrief schreiben kann,
„Mit weisen Lehren! Solch Gernegroß'“
Lacht Valory, völlig ahnungslos.
Und sie darauf: „Denkt, was Ihr wollt!
„Nur so viel: gebt in dieser Nacht
„In Eurem Zelte sorglich acht,
„Daß nicht der Österreicher Euch holt,
„Der sich den Streich längst ausgedacht!“
Valory findet das äußerst spaßig:
„Der Tausend! Sagt, woher wißt Ihr das,
„Was erst geschehn soll? Mich holen! Was!
„Ich sag' dir, mein Junge, den Frechling, den faß ich!
„Nein, hör' mal, der Einfall ist zu verdreht!''
Auf einmal — Zeichen und Wunder! — ersieht
Ein schimmernder Lichtkranz, ein schwebender Schein,
Der Leib der Heiligen wird ätherfein,
Ein Luftgebild, wie ein Hauch, der verweht.
Der gute Darget verdonnert sieht
Mit offnem Mund; und wie vom Schlag
Getroffen, der dicke Marquis vermag
Kein Glied zu rühren, von Schreck wie versteint;
Zuletzt seine Geister sammelt er
Und wie von Sinnen stammelt er,
„Himmelsspuk holder, wie ist das gemeint?
„Seid Ihr ein Engel? Ein Höllengeist?
„Habt die Gewogenheit, sagt, wie Ihr heißt!“
Drauf unsre gütige Heilige spricht:
„Genoveva bin ich, erkennst du mich nicht?