<37>Er maßt sich einen Ruhmestitel an:
Was tat er denn, wodurch er Ruhm gewann?
Zur Fahrt bereit, sein Schiff im Hafen schaukelt;
Widrige Winde halten es gebannt.
Er flucht dem Schicksal; seine Hoffnung gaukelt
Ihm Schätze vor im fernen Morgenland ...
Da schweigt der Sturm; beglückt eilt er an Bord;
Der Anker steigt, das Schiff verläßt den Port.
Er trotzt dem Wintersturm, dem Sonnenbrand,
Hält jeder Mühsal unverdrossen stand,
Verachtet die Gefahr, die ihn bedräut:
Nichts schreckt den Geist, dem Eigennutz gebeut!
Da zieht ein Wetter auf; gen Himmel türmen
Die Wogen sich, und klaffend gähnt ihr Schlund;
Des Schiffes Mast zersplittert in den Stürmen;
Am Riff zerschellend, sinkt es auf den Grund.
Die Mannschaft rettet aus dem nassen Grab
Auf Trümmern sich und schwört die Seefahrt ab.
Der Geizhals flucht dem falschen Element,
Doch kaum an Land, reißt ihn das gier'ge Trachten
Von neuem hin, und frisch sein Mut entbrennt.
Die Habsucht spricht: „Gefahr mußt Du verachten;
„Die Dornenpfade führen Dich zum Glücke!“
Der arme Nimmersatt, er zaudert kaum,
Vergessen hat er schon des Meeres Tücke;
Der Eigennutz bleibt Herr: sein Hoffnungstraum,
Gewohnheit, Unrast, Gier auf Gold versagen
Ihm jeden Wunsch nach friedlichem Behagen,
Und noch vom Schiffbruch triefend, eilt er toll
Zu Schiff und trotzt aufs neu der Stürme Groll.
Was nützt dem Midas all sein Überfluß?
Verschlingt er wohl das Gold in seinen Speichern?
Das Schicksal macht uns alle gleich: er muß
Zu neuem Aufwand täglich sich bereichern.
Nicht reich macht ihn die Habe, die ihn quält:
Arm fühlt er sich durch alles, was ihm fehlt.
Doch lächerlicher und noch mehr vernarrt,
Wer nie genießt und nur zusammenscharrt,