<71>O weises Wort des alten Kineas
Zum Hitzkopf Pyrrhus, der es rasch vergaß:
„Gib auf das Planen, es ist Rauch und Dunst!
„Genießen lerne: das ist Lebenskunst!“
Ich folge seinem Rat. Uns ist hienieden
Als sichres Gut das Heute nur beschieden.
Die flücht'ge Zeit entführt uns Jahr um Jahr,
Und nimmer kehrt zurück, was einstens war.
Doch unser Geist, ist er so recht verdrossen
Und fällt des Glückes Übermaß ihm schwer,
Bangt vor der dunklen Zukunft um so mehr —
Wohl uns! Der Himmel hat sie uns verschlossen!
Wär' uns vom ersten Lebenstag bewußt,
Was uns dereinst die Vorsehung bestimmt —
Wie mancher Leidbeladne wär' ergrimmt,
Und der, dem Wohlstand winkt, verlör' die Lust;
So kürzten Ekel, Überdruß und Trauer
Verzweiflungsvoll des Lebens Dauer.
Drum laßt uns niemals in die Zukunft dringen:
Der Himmel hat sie weislich uns verborgen!
Nein, laßt uns, statt zu klagen und zu sorgen,
Der Wünsche dreisten Unverstand bezwingen.
Der Himmel möge unser Los gestalten;
Fromm beugen wir uns seinem weisen Walten.