<78>Du Wedell,1 ein Achill, Goltz,2 ein Ulyß —
Mit Tränen netzt der Sieger Eure Gruft —
Ihr überwandet jedes Hindernis!
Trotz Feuerschlünden, trotz Gebirg und Kluft,
Vulkanen und Gefahren ungeahnt,
Durch zwanzig Völker, gegen Euch vereint,
Habt Ihr Euch kühn den Siegesweg gebahnt!
Doch welche neue Heldenschar erscheint?
Sie hält die Wacht im Feld bei Schnee und Eis,
Dem Lothringer zum Trotz, der uns erneut
Zur Winterszeit mit Schwert und Brand bedräut.3
„Auf, nach Berlin! Das sei des Zuges Preis!“
So ruft er: „Laßt es uns in Asche legen,
„Daß es, ein zweites Troja, untergeht!
„All seine Schirmer sind in blut'gen Schlägen
„Längst von des Todes Sense hingemäht.
„Ihr bestes Blut verrann; sie sind ermattet;
„Mit ihren Helden ward ihr Ruhm bestattet.
„Zur Rache! Auf! Die Stunde ist gekommen!“
Kaum hat das Preußenheer dies Wort vernommen,
Eilt es in edlem Zorn zu neuem Ringen,
Und wieder schenkt Fortuna ihm Gelingen.
Nicht Berge, Schluchten, Ströme nicht und Wald
Im Sachsenland gebieten ihm ein Halt!
Fest sieht der Feind, von starkem Wall umtürmt,
Natur und Kunst vereint sind zu bezwingen.
Da werden Berge, eisumstarrt, gestürmt,
Die Schwert und Feuer und der Tod beschirmt.
Im Siegeslauf stürzt Bredow4 jählings nieder —
Halt! grimmer Tod, gib uns den Tapften wieder!
Der stolzen Feinde Hoffen ist vernichtet;
Auf Dresden ist die wilde Flucht gerichtet.
1 Oberstleutnant Georg von Wedelt, berühmt durch den heldenmütigen Widerstand, den er den Österreichern bei Selmitz am 19. November 1744 leistete, fiel bei Soor (vgl. Bd. II, S. 184 und 238).
2 Vgl. die „Gedächtnisrede“ auf Freiherr Georg Konrad von der Goltz in Bd. VI, S. 357 ff.
3 Gemeint ist der Winterfeldzug von 1745, der auf die Einnahme von Berlin angelegt war und zum Frieden von Dresden führte (vgl. Bd. II, S. 245—268).
4 Generalmajor Asmus Ehrentteich von Bredow (vgl. S. 81) wurde bei Kesselsdorf verwundet.