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Die den Römern bisher unbekannte Ehescheidung wurde erst durch die Zwölf Tafeln gesetzlich. Auch wurden Strafen für tätliche, wörtliche und schriftliche Beleidigungen festgesetzt. Schon die bloße Absicht des Vatermordes wurde mit dem Tode bestraft. Die Bürger durften bewaffnete Diebe oder solche, die des Nachts in ihre Häuser ein, brachen, töten. Jeder falsche Zeuge sollte vom Tarpejischen Fels herabgestürzt werden. In Kriminalsachen hatte der Ankläger zwei Tage Frist zur Erhebung seiner Amklage und der Beklagte drei Tage zu seiner Verteidigung. (Der Angeklagte erschien als Bittflehender vor dem Richter mit seinen Verwandten und Klienten.) Fand es sich, daß der Ankläger den Beklagten verleumdet hatte, so traf ihn die gleiche Strafe, als ob er das Verbrechen, dessen er den andren zieh, selbst begangen hatte.

Das ist im wesentlichen der Inhalt der Zwölf Tafeln, die Tacitus das Ideal guter Gesetze nennt. Ägypten und Griechenland trugen mit dem Vollkommensten, was man dort kannte, zu ihnen bei. Diese gerechten und billigen Gesetze beschränkten die Freiheit der Bürger nur im Falle des Mißbrauchs, wenn sie der Ruhe der Familien oder der Sicherheit der Republik schadete.

Die Macht des Senats, die der des Volkes stets entgegenstand, der maßlose Ehrgeiz der Großen, die täglich wachsenden Ansprüche der Plebejer und viele andre Ur, fachen, die eigentlich in die Geschichte gehören, führten neue heftige Stürme herbei. Die Gracchen und Saturninus erließen einige revolutionäre Gesetze. Während der Wirren der Bürgerkriege entstand eine ganze Reihe von Bestimmungen, die die Er, eignisse wieder fortschwemmten. Sulla hob die alten Gesetze auf und führte andre ein, die Lepidus wieder abschaffte. Die Sittenverderbnis, die bei diesen inneren Zwistigkeiten immer mehr zunahm, führte zur unendlichen Vermehrung der Gesetze. Pompejus, der sie verbessern sollte, gab einige, die aber mit ihm untergingen. Während der fünfundzwanzig Jahre der Bürgerkriege gab es weder Recht noch Brauch noch Gerechtigkeit. In dieser Verwirrung blieb alles bis zur Regierung des Augustus, der in seinem sechsten Konsulat die alten Gesetze wiederherstellte und alle aufhob, die während der Unruhen in der Republik entstanden waren.

Endlich half Kaiser Justinian der Verwirrung ab, die durch die Menge der Gesetze in die Rechtsprechung gekommen war. Er ließ durch seinen Kanzler Tribonian ein vollständiges Corpus juris ausarbeiten. Tribonian brachte es in die drei Bände, die wir noch heute haben: die Digesten, eine Sammlung der Meinungen der berühmtesten Rechtsgelehrten, den Codex, der die Verordnungen der Kaiser enthält, und die Institutionen, die einen Abriß des römischen Rechts bilden. Diese Gesetze wurden für so trefflich befunden, daß sie nach dem Untergang des Römischen Reiches von den kultiviertesten Völkern übernommen wurden und die Grundlage ihrer Rechtsgelehr, samkeit bildeten.

Die Römer hatten ihre Gesetze in die von ihnen eroberten Länder mitgebracht. Die Gallier nahmen sie an, als Cäsar sie unterjochte und ihr Land zur römischen Provinz machte.