26. Januar 1772
Der König an d'Alembert :
"Aus Ihrer Antwort sehe ich, daß es eine Menge Gegenstände giebt, die dabei gewinnen, wenn man sie aus der Ferne sieht. Zu dieser Anzahl könnte wohl die Conföderation in Polen gehören. Wir, die wir Nachbarn dieser rauhen Nation sind; die wir die einzelnen Glieder und die Häupter der Parteien kennen, wir halten sie bloß des Auspfeifens werth. Die Conföderation entstand aus Schwärmerei; alle ihre Häupter sind unter einander in Zwiespalt; jeder hat seine besondern Ansichten, seine besondern Entwürfe; sie handeln unbesonnen und fechten feige, und sind bloß fähig zu der Art Verbrechen, welche nur Niederträchtige begehen können. etc. Aus der Frevelthat, welche diese Elenden wider ihren König vorhatten, sieht man, zu welchen Handlungen ihr Schwindelgeist sie fähig macht. Die Ursache ihres Hasses wider diesen Fürsten besteht darin, daß er nicht reich genug ist, ihnen, dem Verlangen ihrer Gierigkeit gemäß, Pensionen zu geben, sie würden lieber einen auswärtigen Fürsten haben, der ihre Verschwendung aus seinen Domainen befriedigen könnte. Ich bedaure die Philosophen, die sich dieses in jeder Rücksicht verächtlichen Volkes annehmen. Nur in Betracht ihrer Unwissenheit kann man sie entschuldigen. Polen hat keine Gesetze, es genießt also nicht das, was man Freiheit nennt, sondern die Regierung ist in eine zügellose Anarchie ausgeartet, und der Adel begeht die grausamste Tyrannei gegen seine Sclaven. etc.
Sie bilden Sich ein, man mache eben so leicht einen Frieden zwischen feindlichen Mächten, als schlechte Verse. Aber ich wollte eher mich unterfangen, die ganze Jüdische Geschichte in Madrigale zu bringen, als drei Souverainen, worunter noch dazu zwei Frauen sind, gleichstimmende Gesinnungen einzuflößen. Dennoch aber lasse ich den Muth nicht sinken. etc. Wenn das Haus unsers Nachbars brennt, so muß man das Feuer löschen, damit es nicht das unsrige ergreife. etc.